Erschwerte Bedingungen für die Feuerwehr
Was ist, wenn die Altstadt brennt?
Kürzlich brannte es in der Stader Altstadt: In einem Haus an der Steilen Straße brach aus noch unbekannten Gründen ein Feuer aus. Sofort wurde ein großes Aufgebot an Feuerwehrkräften zum Einsatzort gerufen. Doch wie funktioniert die Brandbekämpfung in der engen Altstadt und worin liegt die Schwierigkeit?
Wie der Pressesprecher der Stader Feuerwehr, Stefan Braun, weiß, ist vor allem die enge Bebauung eine Herausforderung. "Früher wurde ganz anders gebaut. Teilweise teilen sich die benachbarten Häuser eine Wand oder sind über das Dach miteinander verbunden." Diese Gegebenheiten begünstigen das schnelle Übergreifen des Feuers und Erschweren das Löschen von allen Seiten, wie es bei freistehenden Bauten möglich wäre. Auch die alte Bausubstanz in den Gebäuden, mit viel Holz und alten Mauersteinen, stelle an sich schon ein enormes Brandpotenzial dar. Die verwinkelte Bauweise sei bei den Löscharbeiten zudem hinderlich. Durch starke Verqualmung sei die Lage dann nur schwer einzuschätzen. Mögliche Opfer könnten so leicht übersehen werden.
Zwei zentrale Punkte seien bei Einsätzen in den Altstädten anders als bei der "normalen" Brandbekämpfung, erklärt Stefan Braun. Zum einen sei die Einsatztaktik eine andere, Fahrzeuge mit Drehleiter würden etwa zuerst eingesetzt, da ein Rangieren mit den großen Löschfahrzeugen in den Gassen kaum möglich sei. Die portablen Leitern bei den Stader Löschfahrzeugen seien zudem standardmäßig statt nur für das zweite, gleich für das dritte Stockwerk ausgelegt. Zur Einsatztaktik gehören auch die regelmäßigen Übungen. In Erinnerung an den großen Brand im Jahre 1659, bei dem viel von der ursprünglichen historischen Bebauung Stades den Flammen zum Opfer fiel, organisiert die Feuerwehr Stade jedes Jahr zudem eine große Übung. Dabei kommen alle vier Stader Ortsfeuerwehren zusammen, um für den Ernstfall zu proben. Der reibungslose Ablauf kann bei einem Großbrand schließlich entscheidend sein.
Zum anderen würde sofort mit vielen Einsatzkräften angerückt, um keine Zeit zu verlieren. "Wenn es in der Altstadt wirklich brennt, muss man gleich mit vielen Einsatzkräften und möglichst schnell ran", so Braun, "da kommt es auf Minuten an." Viel zu schnell greifen die Flammen sonst auf die benachbarten Gebäude über. Das weiß auch Horst Meyer, Stadtbrandmeister der Stadt Buxtehude. Er erinnert sich an einen Brand in den 1980er Jahren, bei dem fünf Häuser in der Altstadt komplett abbrannten. Drei davon standen direkt nebeneinander - ein Überschlagen der Flammen auf die benachbarten Häuser konnte nur schwer verhindert werden. Die Buxtehuder Altstadt ist in den vergangenen Jahren, bis auf ein paar kleinere Brände, größtenteils verschont geblieben. "Im Gegensatz zu den Kollegen in Stade haben wir viel Glück gehabt", so Meyer. Das sei jedoch auch dem technischen Fortschritt geschuldet. "Entscheidend ist, dass wir früh informiert werden und schnell eingreifen können", erklärt der Stadtbrandmeister. Das sei der Vorteil unserer heutigen Zeit: Brandmelder sind Pflicht und durch Smartphones können potenzielle Brandherde schnell und von überall aus gemeldet werden.
Ein ganz anderes, leicht zu vermeidendes Problem, das Stefan Braun bei seinen Einsätzen oft hat, sind parkende Autos in den engen Gassen der Altstadt. Durch diese kommt es zu Verzögerungen der Löscharbeiten. "Bei der minutenschnellen Ausbreitung eines Altstadt-Brandes kann das fatal sein."
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