Altländer Karsten Rinck ist auf Europawanderung
Wie "Mütze" fast nicht von der Insel kam
Zwölf Länder und über 8.000 Kilometer liegen hinter Wanderer Karsten "Mütze" Rinck. Der Altländer startete im Mai 2021 aus Grünendeich - mit dabei hat er nur Hund Lotte und seinen selbstgebauten Handwagen (das WOCHENBLATT berichtete). Sein Ziel ist klar gesetzt: Vom Alten Land bis ans Schwarze Meer und wieder zurück wandern. Auf seinem Weg würde er in fünf Jahren insgesamt 42 Länder passieren und 25.000 Kilometer zurücklegen. Jetzt, sieben Monate nach seinem letzten Update im WOCHENBLATT, meldet "Mütze" sich zurück und erzählt, wie es ihm auf seiner Tour zwischen den schottischen Highlands bis nach Santiago de Compostela in Spanien ergangen ist.
Er erlebte auf seiner Reise viel Positives, doch lief es nicht immer rund. "Mützes" bisher größte Hürde war nicht etwa das Heimweh oder die körperlichen Anstrengungen, es war seine Ausreise aus Irland, die fast nicht gelang. Dass Karsten Rinck als Zu-Fuß-Reisender kein schweres Gepäck und keinen Hund bei der Fährüberfahrt dabeihaben darf, bekam der ehemalige Kfz-Mechaniker schon häufiger zu spüren, doch bislang drückten die Mitarbeiter stets ein Auge zu. Im Hafen von Cork war das allerdings nicht so einfach: Keiner der Fährmänner wollte Rinck und Lotte mitnehmen, nicht einmal der Anruf in der obersten Chefetage konnte an dieser Entscheidung etwas ändern. So blieb Rinck nichts anderes übrig, als weiterzuziehen, schließlich wollte er von der Insel runter. 177 Kilometer weiter, in Rosslare, gelang ihm dann die Überfahrt nach Cherbourg, Frankreich.
In Frankreich angekommen, erwartete "Mütze" dann ein Stückchen Heimat. Nachdem er mehr als 500 Kilometer von Cherbourg, an Rennes und Nantes vorbei, nach La Rochelle wanderte und letztlich Royan an der Westküste Frankreichs erreichte, empfingen ihn Freunde aus Deutschland, die gerade Urlaub machten. "Es war wirklich schön, nach all der langen Zeit ein Gesicht aus der Heimat zu sehen", erzählt Rinck. Die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen ist ein großes Anliegen seiner Reise, bei der er in den Austausch gehen will, um verschiedene Sichtweisen auf das Leben zu erlangen. "Jede Begegnung mit den Menschen unterwegs, jedes Gespräch lässt mein Weltbild weiter wachsen, lässt mich in meiner Persönlichkeit wachsen", erklärt Rinck. Insbesondere deshalb war der berühmte Jakobsweg ein kleiner Dämpfer für "Mütze", denn von der lokalen Bevölkerung war das Interesse an ihm und seiner Europatour gleich null. Die Menschen dort haben einfach schon zu viel gesehen, vermutet der Altländer. Unzählige Pilger aller Art kommen dort jedes Jahr vorbei, für die Einheimischen ist ein Mann auf Wanderung durch Europa nichts Besonderes mehr. Für Karsten Rinck bedeutete das, dass er auf diesem Abschnitt seiner Reise nicht auf die Hilfe der Bevölkerung zählen konnte. Er schlief somit oftmals unter Brücken oder in Bushaltestellen, denn in Hotels oder Restaurants war Hündin Lotte nur selten willkommen. Nach Weihnachten machte "Mütze" sich auf in Richtung Portugal, wo ihn schon die nächsten Begegnungen und Erlebnisse auf seiner Reise erwarten. Das WOCHENBLATT bleibt dran und wird "Mütze" auch bei seiner nächsten Etappe begleiten.
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