Staderin auf der Suche nach ihrem Vater
Wo ist Fannis Papa?
Ein Name, ein Rummel und drei verwaschene Fotografien - es ist nicht viel, auf das Fanni Stoll sich bei der Suche nach ihrem Papa stützen kann, doch es muss genug sein, um ihn zu finden. Schon ihr Leben lang begleitet die Staderin die Ungewissheit darüber, wer ihr Vater ist, denn sie hat ihn nie kennengelernt.
Begonnen hat Fannis Geschichte im Mai 1976 in Uetersen (Schleswig-Holstein), als ihre damals erst 18-jährige Mutter Angelika auf dem Frühjahrsmarkt Reinhard kennenlernte, der bei dem Fahrgeschäft "Windrose" arbeitete. Die beiden kamen sich näher, bis es für den Rummel Zeit war, weiterzuziehen, und Reinhard mit ihm zog. Erst Wochen danach entdeckte Angelika, dass sie schwanger war. Sie entschied, das Kind alleine großzuziehen und versuchte nicht, Fannis Vater ausfindig zu machen, was bedeutet, dass Reinhard wohl bis heute nicht von der Existenz seiner Tochter weiß. Dass Fannis Mutter sich damals dagegen entschied, den werdenden Vater zu involvieren, ist nicht leicht für die heute 45-jährige Fanni, die bei Pflegeeltern in Stade aufwuchs. "Es fehlt einfach ein Teil meines Lebens, ich kann nicht ruhig sein, bis ich ihn gefunden habe", erklärt die gelernte Gas- und Wasserinstallateurin.
Deshalb ist Fanni seit Jahren auf der Suche nach ihrem Vater: Sie nutzte das Internet, Zeitungen, verteilte Flugblätter und recherchierte im Hamburger Staatsarchiv. Stück für Stück fand Fanni so mehr über ihren Vater Reinhard heraus. Besonders der Gummersbacher Stadtteil Derschlag (NRW) tauchte immer wieder auf. Menschen, die sich über das Internet meldeten, gaben an, Reinhard dort gesehen zu haben. Für Fanni und ihren Mann Timo Stoll war das ausreichend: Sie machten sich auf den Weg nach NRW. Vor Ort stellte sich heraus, dass der Mann aus Derschlag, den die Hinweisgeber auf dem Foto meinten erkannt zu haben, erst 40 Jahre alt ist. Da er Reinhard aber wie aus dem Gesicht geschnitten war, vermuten die Stolls, er könne Fannis Bruder sein. Vergeblich versuchte sie, den Mann namens Benjamin an seiner Adresse, einer Unterkunft für Bedürftige, zu erreichen. Vier Stunden wartete die Staderin vor dem Gebäude, doch niemand tauchte auf. Auch einen Brief übermittelte Fanni durch die Betreuerin ihres vermeintlichen Bruders. Bislang kam noch keine Antwort, wenngleich Benjamins Betreuerin ihr versicherte, dass er der Kontaktaufnahme positiv begegnete. Die Suche nach ihrem Vater weitete sich nun also zur Suche nach ihrem Vater und Bruder aus.
Dass sie in Derschlag auf der richtigen Spur ist, bestätigte sich mehrfach, denn neben den Hinweisen auf ihren eventuellen Bruder, erreichten Fanni auch Tippgeber, die definitiv Vater Reinhard erkannten und auch den Bezug zum Jahrmarkt herstellen konnten. Doch besonders in der Rummel-Szene sei es schwierig gewesen, Auskunft zu bekommen. Zum aktuellen Verbleib ihres Vaters konnte bislang niemand etwas beitragen, aber Fanni hat weiterhin Hoffnung. "Ich werde die Suche nicht aufgeben, ich will meine Wurzeln kennenlernen", sagt die zweifache Mutter. Vorbereitet sei sie auf alles: Ablehnung, Freude, unverhoffte Verwandtschaft und auch einen Grabstein, schließlich müsste ihr Vater bereits 70 bis 80 Jahre alt sein. Die nächsten Schritte seien bislang nicht geplant, doch die Stolls möchten so schnell wie möglich wieder nach Derschlag reisen, um weiter zu suchen. Mittlerweile, so erklärt Fanni, würde sie für ihre Suche sogar ins Fernsehen gehen. "Ich möchte einfach keine Chance vergeben."
Wer Reinhard kennt oder sonstige Hinweise auf seinen Verbleib hat, meldet sich per E-Mail an pauline.meyer@kreiszeitung.net.
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