Wölfin im Landkreis Cuxhaven starb an Schussverletzung
Jägerschaft und Tierschutzorganisation PETA setzen Belohnungen aus
(tp). Im Dörfchen Köhlen im Landkreis Cuxhaven wurde am Sonntag ein toter Wolf gefunden. Laut ersten Untersuchungen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) wurde die Fähe (weibliches Tier) erschossen. Nach Angaben des Wolfsbüros des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) lasse die Art der Verletzungen die Vermutung zu, dass der Wolf mit einer Jagdwaffe getötet wurde. Unterdessen hat die Landesjägerschaft Niedersachsen Strafanzeige gestellt und eine Belohnung von 3.000 Euro ausgesetzt.
Nachdem das weibliche Tier von Jägern auf einer Weide gefunden worden war, brachte man es in das Fachinstitut nach Berlin, das nun das vorläufige Untersuchungsergebnis vorlegte.
Auch die Tierschutzorganisation PETA hat eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, „die zur Ermittlung und Überführung des Tierquälers führen“.
Die Wölfin lag laut PETA vermutlich schon acht bis zehn Tage tot auf einer Weide. In den Wochen zuvor hatten Landwirte aus dem Dorf Kälber und Jungkühe an einen Wolf verloren.
Die Art und Weise des Einschussloches deute darauf hin, dass der Wolf „gezielt getötet“ worden sei. „Helfen Sie, diese brutale Tat aufzuklären“, so PETA-Sprecherin Judith Pein. „Wir hoffen, dass der Mensch aus der Vergangenheit gelernt hat und die Rückkehrer nicht ein zweites Mal durch Jäger verfolgt und Wölfe ausgerottet werden.“
Vanessa Reithinger, PETA-Fachreferentin für Wildtiere, sagt: „Mit der Rückkehr von Wolf, Luchs und Co. in ihren Lebensraum häufen sich die Fälle illegaler Tötungen. Immer wieder deuten die Indizien auf einen Jäger als Täter hin, etwa wenn die Tiere mit einer Jagdwaffe getötet wurden. Leider werden die Täter in den wenigsten Fällen gefasst. Laut einer Recherche des Senders MDR wurden von 18 illegalen Wolfstötungen in Deutschland beispielsweise lediglich drei Schützen überführt, alle drei waren Jäger.“ Es wäre demnach in diesem Fall nicht das erste Mal, dass ein streng geschütztes Tier ins Visier eines Jäger gerät. Die Jäger dulden keine Beutekonkurrenten in ihrem Wald, so Reithinger.
„Seit dem Jahr 2000 ist dies der 20. illegal getötete Wolf in Deutschland“, sagt der Bundesgeschäftsführer der Naturschutzorganisation NABU, Leif Miller. Der NABU begrüße, dass die Jägerschaft Anzeige erstattet und und eine Belohnung ausgesetzt habe. Doch leider hätten in Aussicht gestellte Belohnungen bislang nicht dazu geführt, dass die Täter ermittelt wurden. „Es kann nicht sein, dass wir alle paar Wochen einen illegal getöteten Wolf finden und Belohnungen aussetzen, die niemand in Anspruch nimmt. Wir müssen jetzt gemeinsam mit Jägern, Landwirten und Nutztierhaltern dafür sorgen, dass eine solche Straftat in Zukunft verhindert wird.“
Helmut Dammann-Tamke (CDU), Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) aus Ohrensen, sagt: „Bewahrheiten sich die ersten Informationen, liegt ein schwerer Verstoß gegen das Naturschutzgesetz vor. Losgelöst von den noch vielen offenen Fragen, verurteilen wir eine solche Tat auf das Schärfste.“ Genauso entschieden wandte sich der Präsident allerdings gegen vorschnelle Schlussfolgerungen und voreilige Vorverurteilungen, die in solchen Situationen schnell entstünden. Es gelte zunächst die Untersuchungsergebnisse abzuwarten.
Der Fall trägt Züge des sogenannten Seeadler-Mordes in Nordkehdingen: Wie berichtet, wurde zu Jahresbeginn in Balje ein mit einer Jagdwaffe getötetes Adlermännchen in seinem Horst aufgefunden. Der Kadaver wurde zur Sektion ebenfalls ins Leibniz-Institut in Berlin geschickt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stade dauern an.
Zeugenhinweise nimmt PETA unter Tel. 01520 - 7373341 entgegen.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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