Politik fordert Sanierungskonzept
60 Prozent der Kreisstraßen im Landkreis Stade in miesem Zustand
jd. Stade. Huckel, tiefe Risse, Spurrillen, Schlaglöcher und jede Menge Flickwerk: Dass die meisten Kreisstraßen in keinem guten Zustand sind, ist hinlänglich bekannt. Doch getan hat sich in den vergangenen Jahren wenig. Es fehlt das Geld. Acht Millionen Euro stehen jährlich für die Sanierung der Kreisstraßen bereit. Aber diese Summe reicht bei Weitem nicht aus. Es besteht Handlungsbedarf, stellten unlängst die Kreistagsfraktionen von CDU, FWG und FDP fest. Werde nichts zum Erhalt der Straßen unternommen, seien in absehbarer Zeit teure Grundsanierungen erforderlich. Die drei Fraktionen stellten den Antrag, dass der Landkreis ein Konzept zur Sanierung von Straßenabschnitten vorlegt, die sich in einem schlechten oder sogar sehr schlechten Zustand befinden. Der Antrag fand breite Zustimmung.
60 Prozent schlechte oder sehr schlechte Straßen
Für 382 Kilometer Kreisstraßen ist der Landkreis zuständig. Der Zustand eines Straßennetzes wird nach einer offiziellen Skala Kategorien von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) zugeordnet. 2019 erfolgte eine Zustandserfassung und -bewertung durch ein Ingenieurbüro. Die Bewertung wurde anschließend vom Landkreis fortgeschrieben. Demnach befinden sich mehr als ein Drittel der Straßen (131 Kilometer) in einem sehr schlechten Zustand und immerhin noch 27 Prozent (103 Kilometer) fielen in die Kategorie 4 (schlechter bzw. kritischer Zustand). Weitere 49 Kilometer wurden in die Kategorie 3 (befriedigend) eingestuft. Nur knapp 26 Prozent der Kreisstraßen haben einen guten oder sogar sehr guten Zustand (Kategorie 1 bzw. 2).
Christdemokraten, Freie Wähler und Liberale verfolgen mit ihrem Antrag das Ziel, dass der Anteil der schlechten und sehr schlechten Straßen bis 2026 auf unter 50 Prozent gesenkt wird. Derzeit liegt er bei mehr als 60 Prozent. Für das zu erstellende Straßensanierungs-Konzept soll es eine klare Vorgabe geben: Gefordert wird, dass jährlich zwölf Kilometer Kreisstraße mindestens in einen Zustand versetzt werden, der unter die Kategorie 3 (befriedigend) fällt. Für dieses Vorhaben soll künftig ein Drittel des Geldes verwendet werden, das das Landkreis für die Sanierung maroder Straßen bereitstellt.
Deckschicht-Erneuerung reicht meist nicht aus
Doch wie soll die praktische Umsetzung aussehen? Hier sind die Politik und das für den Straßenbau zuständige Umweltamt des Landkreises eher geteilter Meinung. Um die Sanierung voranzutreiben, müsse man sich auch mal mit der zweitbesten Lösung zufriedengeben, hieß es aus den Reihen der SPD. Sprich: eine einfache Erneuerung der Fahrbahn-Deckschicht. Das sieht man beim Landkreis anders: Für eine solche oberflächliche Maßnahme kämen nur ganz wenige der schadhaften Kreisstraßen in Frage.
Kreisbaurätin Madeleine Pönitz verweist zudem auf personelle Probleme: Zwei Ingenieursstellen seien mangels Bewerbern weiterhin unbesetzt. Die Planung und Betreuung der Maßnahmen komplett auf externe Fachbüros auszulagern, sei aber auch nicht möglich. Der Landkreis stehe in der Pflicht, den Straßenbau fachlich zu begleiten und zu überwachen. Nun muss erst einmal Personal eingesetzt werden, um das von der Politik geforderte Mehrjahres-Konzept auszuarbeiten.
• Es gibt eine Alternative zur ganzflächigen Erneuerung von Straßenabschnitten: die sogenannte Streifensanierung. Was es damit auf sich hat, lesen Sie in der nächsten Samstags-Ausgabe des WOCHENBLATT.
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