SERIE "DIE FRAGEN-STAFFEL", TEIL 1
Drei Fragen an Stader Politiker
jd. Stade. Viele Entscheidungen der "großen Politik" betreffen uns Bürger ganz unmittelbar. Man denke nur an die Corona-Beschränkungen. Doch auch Beschlüsse der politischen Gremien vor Ort haben manchmal Auswirkungen auf unser persönliches Lebensumfeld. Das könnte etwa bei Bauvorhaben der Fall sein, wenn diese in der Nachbarschaft entstehen sollen. Aber außerhalb der persönlichen Betroffenheit ist das Interesse der Bürger am politischen Geschehen eher gering: Das zeigt sich auch in Stade, wenn der Rat oder die Ausschüsse ihre Sitzungen vor (fast) leeren Zuhörerplätzen abhalten. Das WOCHENBLATT möchte ein wenig das politische Interesse der Leserinnen und Leser wecken - mit einer neuen Serie mit dem Titel: "Die Fragen-Staffel".
Erst antworten - dann selbst fragen
Die Serie läuft unter dem Motto "Ich hätte mal drei Fragen". Diese drei Fragen werden einem Stader Kommunalpolitiker gestellt. Hat derjenige die Fragen beantwortet, nominiert er ein anderes Ratsmitglied und richtet an diesen drei Fragen, die er selbst formulieren darf. Es gilt dabei folgende Spielregel: Die Person, der die Fragen gestellt werden, muss einer anderen Partei bzw. Fraktion angehören. Außerdem darf jede Antwort nicht länger als 700 Zeichen sein. Fairness im Umgang miteinander sollte selbstverständlich sein. Das WOCHENBLATT startet die "Fragen-Staffel" mit dem SPD-Ortsvereins-Vorsitzenden und Rats-Neuling Kai Koeser. Zum Start der Serie kommen die drei Fragen aus der Redaktion. Danach fragen die Politiker selbst.
WOCHENBLATT: Sie haben in den vergangenen Monaten die parteipolitische Karriereleiter ein ganzes Stück weit erklommen – bis zum Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des SPD-Bezirkes Nord-Niedersachsen. Da stellt sich die Frage nach weiteren Ambitionen - und in diesem Zusammenhang noch mal konkret nachgefragt: Warum treten Sie nicht zur Landtagswahl an?
Kai Koeser: Ämter und „Ambitionen“ sind für mich mit Inhalten verknüpft und der Frage, wofür will ich mich stark machen? Nach der Bundestagswahl heißt das politisch für mich erst einmal, dass ich mich auf Stade konzentriere und weiter an den bundespolitischen Themen dranbleibe. Darum habe ich sofort ausgeschlossen, nach der Bundestagswahl für den Landtag zu kandidieren. Es ist ja auch eine Spur beliebig, wenn man bei jeder anstehenden Wahl seinen Hut in den Ring wirft. Da stehe ich lieber im engen Austausch mit unseren Abgeordneten in der Region als Ansprechpartner für bundespolitische Themen zur Verfügung und bringe Dinge in Stade und der SPD voran.
WOCHENBLATT: Wie bewerten Sie Ihre ersten fünf Monate im Rat der Hansestadt Stade? Entspricht Ihre dortige politische Tätigkeit bisher Ihren Vorstellungen?
Kai Koeser: Ich habe ja schon die letzten fünf Jahre als zugewähltes Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt gesessen. Insofern birgt die Ratsarbeit nicht so viele Überraschungen für mich. Ich schätze an der Stader Kommunalpolitik, dass man sachlich und ergebnisorientiert über Fraktionsgrenzen hinweg zusammenarbeitet. Das mag für die Presse etwas langweilig sein, aber für die Menschen zählt doch am Ende ein gutes Ergebnis mehr als die knackige Schlagzeile. Frustrierend, ermüdend und auch bremsend sind die Corona-bedingten Einschränkungen. Videokonferenzen sind praktisch, aber eine inhaltliche Debatte ist von Angesicht zu Angesicht ergiebiger und es fehlt der direkte Austausch mit Bürgern und Ratskollegen.
Lesen Sie hier alle Artikel aus der Serie "Fragen-Staffel"WOCHENBLATT:Verkehr und Mobilität werden in den kommenden Jahren wichtige Themen sein, mit denen sich Rat und Verwaltung beschäftigen. Wie sind hier Ihre konkreten politischen Zielsetzungen für Stade?
Kai Koeser: Mobilität muss auch in Stade vielfältiger werden. Ich fahre gerne Auto und will das auch niemandem verbieten. Aber ehrlicherweise bietet Stade gute Ausgangsbedingungen für Alternativen. Dafür muss die Infrastruktur für den Radverkehr ausgebaut werden, da ist ja auch einiges in Bewegung. Auch der ÖPNV muss viel besser werden: aufeinander abgestimmt, zuverlässig, bezahlbar, mit mehr Haltestellen, mehr Bussen, mehr Linien und eingebettet in ein überregionales Verkehrsnetz. Das ist ein dickes und teures Brett, aber hier sind wir gemeinsam mit der FDP am Ball. Bisher vergessen werden in der Debatte meiner Meinung nach aber immer alle, die zu Fuß unterwegs sind. Die Bedürfnisse von Kindern, Senioren und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen kommen immer noch viel zu kurz.
• In der kommenden Woche stellt Kai Koeser drei Fragen an den FDP-Ratsherrn Enrico Bergmann.
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