Verhandlungen mit dem HVV laufen noch
Fahren für 30 Euro im Monat: Wann kommt endlich das Schüler- und Azubi-Ticket?
(jd). Das klang fast nach einem Weihnachtsgeschenk für die jungen Menschen im Land, was die rot-schwarze Landesregierung da kurz vor dem Fest verkündet hatte: "Das regionale Schüler- und Azubi-Ticket kommt", hieß es in einer Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums. Darin wurde angekündigt, dass im ÖPNV ab 1. Januar Schüler und Azubis ein spezielles Jahresabo-Ticket für 30 Euro monatlich erhalten können.
Doch im neuen Jahr stellte sich heraus: Das vermeintliche Präsent ist eine Mogelpackung. In so gut wie keinem der Tarifverbünde wurde das neue Ticket pünktlich zu Jahresbeginn eingeführt. Auch nicht im niedersächsischen Bereich des HVV, zu dem u.a. die Landkreise Stade und Harburg gehören. Fast überall ist nämlich die Finanzierung dieses kostengünstigen Angebotes für Schüler und Azubis ungeklärt - so auch im HVV. Denn schon jetzt steht fest: Das vom Land bereitgestellte Geld wird nicht reichen.
"Die Pressemitteilung hat aber suggeriert, dass es zum 1. Januar losgeht", kritisiert der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen (VNO), Karsten Leist. Der VNO-Chef führt im Auftrag der Landkreise im südlichen Hamburger Umland die Verhandlungen mit dem HVV. Außerdem ärgert er sich darüber, dass die vom Land genannten Zuschussbeträge unzutreffend sind: Sie werden viel höher angegeben, als sie tatsächlich sind.
Landkreise müssen dazubezahlen
"Schüler- und Azubi-Tickets sollen ab Januar 2022 zu einem maximalen Einführungspreis von 30 Euro pro Monat im Jahresabo erhältlich sein": Das hatte im September 2021 der CDU-Politiker Kai Seefried verkündet, damals noch in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter. Jetzt ist Januar 2022 - doch das Ticket gibt es (noch) nicht. Inzwischen ist Seefried Landrat des Landkreises Stade und muss sich nun in dieser Funktion mit dem Thema Azubiticket befassen. Denn die Landkreise sind Träger des ÖPNV und letztlich zuständig für die preisliche Gestaltung solcher Sondertarife. Einfach ist die Sache aber nicht: Die Landkreise im Hamburger Umland sind auf das "Go" des HVV angewiesen. Das wird es erst geben, wenn die finanziellen Fragen geklärt sind.
Die rot-schwarze Landesregierung hatte nach Verabschiedung des entsprechenden Gesetzesparagrafen im Landtag Mitte Dezember die Einführung des Jugendtickets zu Beginn des neuen Jahres angekündigt und verlautbart, dass in diesem Jahr 25 Millionen Euro und 2032 weitere 30 Millionen Euro bereitstehen, um dessen Finanzierung sicherzustellen. Vor ein paar Tagen stellte sich heraus: Die Einführung dieses Angebots wird sich wohl landesweit bis in den Sommer hinein verzögern. Denn in den meisten Tarifverbünden ist die wichtigste Frage ungeklärt: Wie hoch sind die zusätzlichen Kosten und wer trägt sie?
Denn die vom Land genannten Zuschussbeträge von 25 bzw. 30 Millionen Euro beziehen sich auch auf andere Maßnahmen zur Förderung des ÖPNV. Tatsächlich sind für das Jugendticket nur 8,9 Mio. Euro (2022) und 13,9 Mio. Euro (2023) vorgesehen. Das heißt: Die Zuschüsse des Landes werden nicht ausreichen. Das gilt auch für den niedersächsischen Geltungsbereich des HVV, zu dem die Landkreise Stade und Harburg gehören.
Erklärtes Ziel: Ticket soll auch in Hamburg gelten
Für den VNO-Chef Karsten Leist steht fest, dass es dieses Ticket nur geben wird, wenn die Landkreise ihr Scherflein dazu beisteuern. Wie hoch die "Zuzahlung" der Landkreise ausfalle, werde derzeit noch vom HVV berechnet, erklärt der VNO-Geschäftsführer. Dass der HVV das mögliche Defizit, das durch die Einführung des Schüler- und Azubi-Tickets entstehen würde, erstattet bekommen möchte, liegt auf der Hand.
Laut Leist ist angepeilt, dass der Geltungsbereich für das neue Ticket neben den drei Landkreisen Stade, Harburg und Lüneburg das gesamte Hamburger Stadtgebiet umfassen soll. Das würde nach der HVV-Tarifstruktur fünf Ringen entsprechen. Für diese fünf Ringe A bis E kostet eine Monatskarte für Azubis im Abo derzeit 137,90 Euro pro Monat. Eine Reduzierung des monatlichen Abopreises auf die geplanten 30 Euro würde für den HVV einen Verlust von mehr als 80 Prozent in diesem Fahrkartensegment bedeuten.
Sowohl der Landkreis Stade als auch der Landkreis Harburg haben aber ihren festen Willen bekundet, das Ticket trotz der finanziellen Hürden einzuführen. "Gerade im ländlichen Raum ist der ÖPNV ein wichtiges Fortbewegungsmittel und Jugendliche sollten hiervon, unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten, Gebrauch machen können", sagt der Harburger Landrat Rainer Rempe.
Auch sein Stader Amtskollege Seefried will sich für das Ticket einsetzen: "Wenn das Geld vom Land nicht reicht, sollten die Landkreise Mittel bereitstellen." Insbesondere für Auszubildende würde das Ticket eine deutliche finanzielle Entlastung bringen, so Seefried.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.