Viertes Osterfest im Krieg
Insider Grischa Kaflowsky berichtet im WOCHENBLATT aus der Ukraine

- Mit diesem zerschossenen Geländewagen sammelt Grischa Kaflowsky Spenden
- Foto: Privat
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Die Ukraine erlebt an diesem Wochenende das vierte Osterfest im Krieg. Der Kiewer Geschäftsmann Grischa Kaflowsky pendelt unaufhörlich im Dienste der guten Sache zwischen dem Landkreis Stade und seiner Heimat, organisiert Hilfstransporte und wirbt um Unterstützung für die Ukraine. Regelmäßig berichtet er im WOCHENBLATT als verlässliche Quelle über die Situation im Kriegsgebiet.
Derzeit ist der 67-Jährige in der westukrainischen Stadt Lwiw unterwegs, dicht an der Grenze zu Polen. Hier hat der Hilfsfonds „Nova Krajina“, auf Deutsch „Neues Land“, seinen Sitz, mit dem Kaflowsky die Lieferung von Spenden innerhalb der Ukraine koordiniert. „Unsere Feuerwehrleute und Sanitäter sind wahre Helfen“, sagt Kaflowsky. „Sie helfen unter Lebensgefahr.“ Der Materialverschleiß sei groß, immer wieder würden Einsatzfahrzeuge gezielt von russischen Drohnen zerstört. Deshalb werde Nachschub dringend benötigt. Vor einem Einkaufszentrum in Lwiw sammeln Soldaten Spenden – mit einem zerschossenen Geländewagen als Symbol des Krieges.
Russland begeht Kriegsverbrechen
Kaflowsky bekommt die Bilder aus der ostukrainischen Stadt Sumy nicht aus dem Kopf. Am Palmsonntag starben bei einem russischen Raketenangriff 34 Menschen, 117 wurden verletzt. Ausgerechnet zu Ostern, einem christlichen Fest der Hoffnung, verstärkt Russland seine Angriffe. Der Geschäftsmann ringt um Fassung: „Wie lange soll dieser Krieg noch dauern?“ Russlands Machthaber Wladimir Putin müsse endlich gestoppt werden. „Er ist ein Militär-Verbrecher“, sagt Kaflowsky.
„Angriffe auf Zivilisten sind nach internationalem Recht verboten und müssen sofort beendet werden“, sagt UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Der CDU-Vorsitzende und designierte neue Bundeskanzler Friedrich Merz empört sich, dass bei einem zweiten Angriff gezielt Einsatzkräfte attackiert worden seien: „Das sind schwerste Kriegsverbrechen.“ Kaflowsky hofft auf eine rasche Wahl von Merz zum Kanzler. Er lobt, dass die neue Regierung die Militärhilfe für die Ukraine ausbauen und auch Taurus-Marschflugkörper liefern möchte: „Das wird die Verteidigungsfähigkeit unserer Armee stärken.“
Kaflowsky denkt dabei auch an die Kameraden seines Sohnes Sascha, die in der Region Sumy kämpfen. Sascha (45) hat 2022 zunächst das Kiewer Regierungsviertel verteidigt, später in Charkiw und in Bachmut an der Front gekämpft. Er erkrankte schwer, durfte die Armee verlassen. Jetzt hilft er seinem Vater bei der Organisation von Hilfstransporten. „Putin verhöhnt den Westen. Immer, wenn er sich mit westlichen Diplomaten getroffen hat, um zu verhandeln, greift er direkt im Anschluss Zivilisten an“, sagt der ehemalige Kommandeur einer Drohnen-Einheit, der auf die ukrainischen Entwicklungen in der Drohnen-Technik sehr stolz ist.
Europa müsse endlich aufwachen, die Ukraine sei die Ostfront des freien Westens. Wenn die Ukraine falle, werde Putin nicht stoppen – im Gegenteil. Sein Kriegshunger sei unberechenbar. Der Westen habe zehn Jahre verloren, spätestens mit der Annexion der Krim habe Putin sein wahres Gesicht gezeigt. „Wir verteidigen die Freiheit und Sicherheit Europas“, betonen die Kaflowskys. Sie hoffen auf den Mut der neuen Bundesregierung mit einem Kanzler Merz. „Er muss jetzt das umsetzen, was er angekündigt hat“, sagt Kaflowsky Junior. Die Landverbindung der Krim zu Russland müsse zerstört und damit eine wichtige Nachschub-Route für das russische Militär eliminiert werden, stimmen die Kaflowskys dem designierten deutschen Regierungschef Merz zu. Das gehe aber nur mit westlichen Waffen – wie dem Taurus-Marschflugkörper.
Hilfe kommt aus dem Landkreis Stade: Feuerwehren und Hilfsorganisationen bereiten großen Konvoi vor
Unterdessen laufen im Landkreis Stade die Vorbereitungen für einen nächsten Hilfstransport, der an Christi Himmelfahrt starten soll, auf Hochtouren. Seit Kriegsbeginn unterstützt der Landkreis Stade mit Hilfslieferungen das kriegsgebeutelte Land. Vor allem Fahrzeuge für Feuerwehr und Rettungsdienst sowie Material für Kliniken und Kinderheime werden überführt. Rund 30 Freiwillige aus Feuerwehren und Hilfsorganisationen haben sich bereiterklärt, Einsatzfahrzeuge und medizinische Güter an die polnisch-ukrainische Grenze zu bringen. Die Einsatzleitung wird der Chef der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Landkreises und stellvertretende Stader Stadtbrandmeister Wilfried Sprekels übernehmen, der bereits etliche Hilfstransporte angeführt hat.
Dort werden sie von den ukrainischen Partnern übernommen und unter der Regie von Grischa Kaflowsky an ihre Bestimmungsorte in der Ukraine gebracht. Schirmherr der Hilfsaktion ist Landrat Kai Seefried. „Die Unterstützungsbereitschaft ist nach wie vor wirklich beeindruckend“, sagt Landkreis-Sprecher Daniel Beneke. Mehrere Feuerwehrfahrzeuge, mit Spendengeldern beschafft, seien bereits abfahrbereit und etliche Hilfsgüter noch im Zulauf. „Wir hoffen auf weitere Spendengelder, um Fahrzeuge und Ausstattung für die ukrainischen Einsatzkräfte beschaffen zu können“, sagt Beneke.
Spendenkonten sind weiter geschaltet
Für den Hilfstransport in die Ukraine werden weiter Spenden benötigt. Sie können unter dem Stichwort „Ukraine-Hilfe Landkreis Stade“ auf folgende Konten eingezahlt werden:
• DRK-Kreisverband Stade Flüchtlingshilfe gGmbH, IBAN: DE 91 2419 1015 1009 3346 00
• Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. – Regionalverband Bremen-Verden, IBAN: DE 16 3702 0500 0004 3107 18



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