Anwohner Am Deich initiieren Unterschriftensammlung / Rat befürwortet Projekt
Protest gegen Hotelpläne in Hollern-Twielenfleth
sla. Hollern-Twielenfleth. Das mit bis zu 100 Betten geplante Hotel der Upsaalsboom-Kette in Hollern-Twielenfleth (das WOCHENBLATT berichtete mehrfach) sorgt momentan für Protest im Ort und war am Donnerstag Thema im Gemeinderat. Der Saal des Hollerner Hofes war bis zum letzten Platz belegt, etliche Bürger mussten die Sitzung draußen verfolgen. Nach Vorstellung des Projektes durch Betreiber, Architekten und Planungsbüro äußerten mehrere Bürgerinnen und Bürger in der Fragestunde ihre Sorgen und Bedenken zu dem Hotelprojekt an der Straße "Am Deich". Anschließend beschloss der Gemeinderat einstimmig die öffentliche Auslegung eines überarbeiten Planes. Jetzt hat jeder Bürger in Hollern-Twielenfleth einen Monat lang die Möglichkeit zur Stellungnahme. Anwohnerwünsche sollen berücksichtigt werden, versprach Bürgermeister Timo Gerke.
Im Internet läuft bereits seit Kurzem eine Unterschriftensammlung "Gegen den Hotelbau Altes Land" (www.openpetition.de/region/petition/Hollern-Twielenfleth). Über 370 Bürgerinnen und Bürgern haben schon unterschrieben, allein 170 aus Hollern-Twielenfleth.
Insbesondere die unmittelbaren Nachbarn des geplanten Hotels, wie Barbara Hagemann, die seit 22 Jahren in ihrem Haus "Am Deich" an der Seite des Grundstücks lebt, und Harry-Claus Eckhoff mit Sohn Niklas vom Obsthof Eckhoff auf der anderen Seite, möchten kein Hotel zwischen ihren Grundstücken auf der jetzigen Obstplantage haben. Zunehmender Verkehr, Parkchaos und Beeinträchtigungen ihrer Privatsphäre befürchtet Hagemann. Eckhoff sieht außerdem Ärger mit Hotelgästen und Betreiber durch den Lärm seiner Lkws, die von morgens um vier Uhr bis spätabends auf dem Hof beladen werden, sowie auch eine Einschränkungen für den zukunftsfähigen Ausbau seines Obstbetriebes.
Ein Ortstermin auf Einladung von Harry-Claus Eckhoff mit dem Architekten und dem Objektentwickler der Hotelkette Upstalsboom, Udo Krause, sowie Bürgermeister Timo Gerke und einigen Mitgliedern des Gemeinderates konnte die Gemüter nicht beruhigen. Im Gegenteil! Der Ärger mit Hotelgästen sei vorprogrammiert, befürchten die Obstbauern, etwa durch tagtägliche An- und Abfahrten und Beladung der großen Lkws in den frühen Morgenstunden bis spätabends. Aber auch das Flutlicht, das den gesamten Betrieb bei Dunkelheit ausleuchtet und bis in das Nachbargrundstück scheint, würde ein Störfaktor sein. Auch die Frage, was ist, wenn das Hotel nicht läuft und daraus Ferienwohnungen mit mehreren Eigentümern werden, beschäftigen Eckhoff und andere Bürger. Mehrfach hätten sie seit Bekanntwerden der Baupläne ihre Sorgen dem Gemeinderat kundgetan - und seien immer wieder abgewimmelt worden, schildert Eckhoff im WOCHENBLATT-Gespräch. Beim Ortstermin seien zudem überholte Planungsunterlagen vorgelegt worden, die ein anderes Bild der tatsächlichen Bebauung gaben. Auch ein Link zu den ausgelegten Planungsunterlagen funktionierte nicht.
Die Fragestunde während der Gemeinderatssitzung nutzten Harry-Claus Eckhoff, Sohn Niklas und andere Bürger: "Ein derart großes Hotel in einem Dorf mit 3.000 Seelen ist einfach eine Nummer zu groß", sagte Eckhoff unter anderem. Sein Lösungsvorschlag mit einem kleineren Hotelkomplex würde sich für Upstaalsboom aber nicht rechnen, erklärte Objektentwickler Udo Krause. Gleiches bestätigte auf WOCHENBLATT-Nachfrage auch Dr. Monika Rulle, Geschäftsführerin vom Tourismusverband Stade: "80 Zimmer sind die Mindestgrenze für ein rentables Projekt." Sie sei von Anfang an von Bürgermeister Timo Gerke bei der Idee zu einem Hotel mit ins Boot geholt worden und befürworte das Projekt.
Als alternative Standorte nannte Niklas Eckhoff andere Grundstücke, etwa in Grünendeich, wo ein Edeka-Markt entstehen sollte, oder auf dem Kraftwerks-Gelände. Beide seien laut Gerke keine Option. Insgesamt habe er acht Grundstücke angefragt - alle mit negativem Bescheid. "Der Charme des Dorfes geht verloren", befürchtet Eckhoff. Auch die Frage nach dem Investor beschäftigt ihn und andere Bürger. Ein Investor sei gefunden, berichtete der Bürgermeister. Der Name werde aber erst in etwa vierzehn Tagen bekanntgegeben, wenn die Verträge unterzeichnet seien.
Das Hotel-Grundstück liegt in einem Mischgebiet. Für die Umsetzung der Planung sind die Aufstellung eines Bebauungsplans der Gemeinde Hollern-Twielenfleth und die Änderung des Flächennutzungsplans der Samtgemeinde Lühe erforderlich.
Zur Vorgeschichte: Die Gemeinde Hollern-Twielenfleth ist seit der Schließung des "Obstarthotels" Ende 2016 auf der Suche nach einem Standort zur Errichtung eines Hotels. Der ursprüngliche Plan, ein Hotel im Außendeichbereich im Zuge des B- Plan Verfahrens Yachthafen zu realisieren, schlug fehl. Im Rahmen der Vorbereitung des Planverfahrens wurde aber die Fläche "Am Deich" als geeignet eingestuft. Hier ist ein Hotel mit 80 bis 100 Zimmern, Restaurant, Wellness-Bereich und Schwimmteich geplant. Von dem Büro "TSSB architekten ingenieure, Berlin" wurden ein Lageplan und die erste Visualisierung entworfen. Baulich soll sich das Hotel an der traditionellen Bau- und Siedlungsstruktur des Alten Landes orientieren, aber moderne Akzente durch eine aktuelle Architektur setzen.
Redakteur:Susanne Laudien aus Buxtehude |
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