Genossen machen sich Gedanken über Kinder im Straßenverkehr
Sicher zur Schule kommen: Stader SPD schlägt Maßnahmen vor
jd. Stade. Das Thema Schulwegsicherheit gerade in Bezug auf Grundschulen treibt weiter die Stader SPD um. Nachdem im Herbst ihr Antrag auf Einrichtung eines Zebrastreifens vor der Pestalozzi-Grundschule im Sandersweg aus formalrechtlichen Gründen gescheitert ist (das Verkehrsaufkommen ist nicht hoch genug), nehmen die Genossen einen erneuten Anlauf. Dabei geht es nicht nur um die Pestalozzischule. Es soll der große Wurf in Sachen sicherer Schulweg werden: Die SPD will erreichen, dass die Stadt ein Verkehrssicherheitskonzept erarbeitet, in dem es vorrangig um Schutzmaßnahmen vor Grundschulen und Kitas geht.
Die pauschale Aussage, dass ein Zebrastreifen im Sandersweg wegen zu geringer Fahrzeugfrequenz nicht möglich ist, will der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Kai Koeser nicht gelten lassen. Er hatte bereits angekündigt, die Chance für eine Ausnahmegenehmigung auszuloten. Außerdem will er nach anderen Lösungen suchen, damit die Kinder dort sicher zur Schule kommen. Dazu sei man bereits im Gespräch mit den Elternvertretern. Koeser möchte aber auch die Schulleitung und den städtischen Verkehrsplaner hinzuziehen. "Die Verwaltung hat hier im letzten Jahr sehr unglücklich agiert. Was kann direkt vor einer Grundschule wichtiger sein als die Sicherheit von Kindern?", sagt Koeser, der sich auch grundsätzlich Gedanken über mehr Rechte für Fußgänger und Radfahrer macht (siehe Artikel unten).
Angepackt werden soll die Thematik dann mit einem Konzept "Sicherer Schulweg". Kinder seien als die schwächsten Teilnehmer im täglichen Straßenverkehr ganz besonderen Risiken ausgesetzt und bräuchten daher den meisten Schutz, erklärt der SPD-Fraktionschef Kai Holm. Er führt einige Punkte auf, warum gerade Grundschulkinder besonders gefährdet sind. So können sie die Straße schlechter überblicken und die Entfernung zu fahrenden Autos nicht so gut einschätzen. Sie lassen sich zudem leicht ablenken und laufen spontan los, ohne auf den Verkehr zu achten.
Auch angesichts der Zahl der Unfälle mit Kindern bestehe Handlungsbedarf, mahnt Holm an. Schulwege müsse man aber einer kindgerechten Betrachtungsweise unterziehen und nicht nur aus der Perspektive von Erwachsenen unter die Lupe nehmen.
Die SPD nennt drei Bereiche, bei denen in puncto Schulwegsicherheit schwerpunktmäßig angesetzt werden sollte:
1. Information und Sensibilisierung der Bevölkerung: Mit Straßenbannern, Plakaten und Zeitungsanzeigen soll auf die Belange von Kindern und Jugendlichen aufmerksam gemacht werden.
2. Gezielte Verkehrsüberwachungsmaßnahmen durch die Polizei: Kontrolliert werden sollten neben der Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit an Schulen und auf den Schulwegen auch die Sicherheit der Schulbusse sowie die sichere Beförderung der Kinder im Pkw. Auch verbotswidriges Parken auf Geh- und Radwegen, an Kreuzungen, Bushaltestellen oder an Fußgängerüberwegen müsse konsequent geahndet werden.
3. Erstellung von Schulwegplänen: Diese Pläne sollen Kindern und Eltern ein großes Maß an Sicherheit für die empfohlenen Wege geben. Sie dürfen dabei aber nicht das Einüben des Schulweges ersetzen und sie können die Eltern auch nicht aus ihrer Verantwortung für ihr Kind entlassen.
Holm und Koeser erhoffen sich über Umfragen und Veranstaltungen eine möglichst breite öffentliche Beteiligung. Für sie steht letztlich aber auch fest: Trotz all dieser Maßnahmen seien Schulkinder auf die Fürsorge verantwortungsvoller Verkehrsteilnehmer angewiesen.
"Ein kindgerechter Straßenverkehr nützt auch älteren Mitbürgern"
Grundsätzlich mehr Platz für Fußgänger und Fahrräder: Das fordert der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Kai Koeser. Für ihn ist die häufig nicht gegebene Schulwegsicherheit exemplarisch für die Situation auf den Straßen. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, muss sich mit viel mehr Gefahren herumschlagen als ein Autofahrer.
Koeser mahnt mehr sichere Querungshilfen an - auch in Wohngebieten: Zebrastreifen, Mittelinseln, Ampeln, aber auch bauliche Maßnahmen, damit etwa Fußgänger eine bessere Sicht haben und auch besser gesehen werden. Dabei sei nicht entscheidend, wie viele Zebrastreifen gebaut werden. Dennoch müssten die Kommunen aber in die Lage versetzt werden, überall dort geeignete Maßnahmen zu ergreifen, wo es nötig ist.
Seine Forderung: Damit die Behörden vor Ort mehr Handlungsspielraum erhalten, gehören alle Hürden in der Straßenverkehrsordnung oder in anderen Regelwerken beseitigt. Sein Credo: "Ein kindgerechter Straßenverkehr bedeutet mehr Lebensqualität für alle. Er nützt auch älteren Mitbürgern oder Menschen mit einer Sehbehinderung." Ziel müsse eine Verkehrswende sein, die mehr Aufenthalts- und Lebensqualität in den Orten ermögliche. Es wäre ein starkes Zeichen, wenn dieses Umdenken mit einem kindgerechten Verkehr vor Kitas und Schulen beginnen würde.
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