Einnahmequelle Bauland: Stade hält die Hand auf
Stade will eigene Flächen künftig in Eigenregie vermarkten
jd. Stade. In Stade ist in den vergangenen Jahren viel gebaut worden. Doch meist haben nur Investoren vom Bauboom profitiert und Gewinne aus dem Verkauf von Baugrundstücken eingestrichen. Jetzt aber möchte die Hansestadt mehr vom großen Bauland-Kuchen abhaben. Baugebiete sollen künftig über eine stadteigene Stadtentwicklungsgesellschaft erschlossen und für gutes Geld vermarktet werden.
Corona hat die städtischen Finanzen arg strapaziert, der aktuelle Haushalt ist nicht ausgeglichen. Die finanzielle Zukunft sieht nicht rosig aus. Im Stader Rathaus sucht man daher neue Einnahmequellen. Da bieten sich natürlich auch (bisher) unbebaute und noch nicht überplante Grundstücke an. Bisher war es so, dass solche Flächen als sogenanntes Bauerwartungsland an Investoren verkauft wurden. Die erzielten später beim Verkauf an die Häuslebauer hohe Renditen. Denn der Bodenwert war nach der Ausweisung als Baugebiet natürlich deutlich gestiegen. Erschlossenes Bauland ist nun mal mehr wert als die grüne Wiese, die es vorher war.
Dieser Profit soll fortan bei der Stadt hängenbleiben. Abzüglich der Planungs- und Erschließungskosten bleibe bei einem Grundstücksverkauf eine gewisse Gewinnmarge, so die Hoffnung im Rathaus. Dieses Geld wird die Hansestadt in den kommenden Jahren angesichts drohender Haushaltsdefizite gut gebrauchen können.
Nun könnte die Verwaltung das Ganze selbst in die Hand nehmen - so wie es in vielen Kommunen geschieht und es in Stade beim ersten Bauabschnitt der Heidesiedlung der Fall war. Aus Sicht der Stadt soll es aber sinnvoller sein, diesen Bereich der Stadtentwicklung in eine privatrechtliche Gesellschaft zu überführen. So könnten Kosten bei der Entwicklung von Bauland und Einnahmen bei dessen Erschließung projektbezogen gegenübergestellt werden, was im regulären städtischen Haushalt wesentlich komplizierter wäre.
Die Stadt verfügt bereits über eine Projektentwicklungsgesellschaft, die aber bisher nur für Gewerbeflächen zuständig war - wie beispielsweise das CFK Valley. Auf deren Erfahrungen könne man zurückgreifen, heißt es aus dem Rathaus. Die Aufgaben sollen nun in Richtung Stadtentwicklung erweitert werden.
Zunächst müssen die für eine künftige Wohnbebauung vorgesehenen Flächen aus dem städtischen Eigentum in die Gesellschaft überführt werden. Angedacht ist, aus der Gesellschaft später eine Anstalt öffentlichen Rechts zu machen. Die Planung, auch für die Erschließung und die Schaffung der Infrastruktur, soll dann wieder bei der Verwaltung liegen - sofern deren personelle Kapazitäten es zulassen.
Die Vermarktung übernimmt schließlich die Projekt- bzw. Stadtentwicklungsgesellschaft. Bei der Veräußerung von Gewerbeflächen darf es dann auch mal drin sein, dass Grundstücke unter Wert verkauft werden - wenn so Arbeitsplätze geschaffen werden und sich spätere Gewerbesteuereinnahmen generieren lassen. Bei Wohngebieten könnte die Gesellschaft politische Vorgaben erhalten - wie etwa einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen oder aber bestimmten Personengruppen günstige Konditionen anzubieten.
Neben dem geplanten Surfpark soll die Stadtentwicklungsgesellschaft auch für die am Obstmarschenweg vorgesehene Gewerbefläche, den sogenannten "Chemcoastpark Süd" zuständig sein. Dort sollen rund 30 Hektar entwickelt werden, die in der Nähe der künftigen A26-Anschlussstelle Stade-Nord liegen. Außerdem soll die Gesellschaft die Vermarktung der 23 Hektar Bauland in der Heidesiedlung 2.0 übernehmen.
Aus Sicht der Verwaltung bliebe als Alternative derzeit nur, "auf eine städtische Baulandentwicklung zu verzichten", heißt es aus dem Rathaus. Dann müsste doch ein Investor die Vermarktung übernehmen.
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