Noch immer kein Abschuss möglich
Treffen mit Minister zum Thema Wolf: Frust beim Stader Landrat
Immer wieder werden aus dem Landkreis Stade und den Nachbarkreisen Attacken von Wölfen auf Schafe und andere Nutztiere gemeldet. Doch trotz der steigenden Zahl von Wolfsrissen gibt es weiter keine rechtliche Grundlage, um Wölfe abschießen zu können. Trotz aller Bekundungen des niedersächsischen Umweltministers Christian Meyer (Grüne), sich für ein regionales Wolfsmanagement einzusetzen, das auch die Entnahme von Wölfen vorsieht, liegt die erforderliche Verordnung aus seinem Haus immer noch nicht vor. Am Montag trafen sich in Uelzen die Landräte aus elf Landkreisen mit besonders hohen Wolfspopulationen - darunter die Kreise Stade und Harburg - mit dem Minister, um ihren Unmut über die Situation zur Sprache zu bringen. Stades Landrat Kai Seefried (CDU) zeigte sich nach dem Treffen enttäuscht. Er habe sich "ernüchtert, um nicht zu sagen frustriert, auf den Heimweg" gemacht.
Angespannte Stimmung
Seefrieds Fazit nach der Zusammenkunft: Das Gespräch mit Minister Meyer habe kaum neue Erkenntnisse gebracht. Die Stimmung sei angespannt gewesen, trotz sachlicher Diskussion. Eine Lösung bleibe in weiter Ferne. "Als einzig neue Information erhielten wir Landräte die Mitteilung, dass die Verordnung zum Schnellabschuss von Wölfen endlich fertig ist", berichtet Seefried. Doch jetzt liegt die sogenannte Verbandsbeteiligung erst einmal auf Eis. Ursprünglich wollte Meyer die Verordnung den Landräten auf dem Treffen vorstellen.
Urteilsbegründung wird abgewartet
Nachdem aber das Oberverwaltungsgericht Lüneburg vor ein paar Tagen die Entnahmegenehmigung des Landes für einen Wolfsabschuss in der Region Hannover kassiert hatte, will das Umweltministerium die Begründung der Richter abwarten, bevor das Verordnungsverfahren fortgeführt wird. Vielleicht würden sich in der Urteilsbegründung Hinweise finden, die noch in die Verordnung eingearbeitet werden sollten, so Meyers Argumentation. Laut Meyer gibt es ohnehin keine konkrete zeitliche Perspektive. Aus Seefrieds Sicht ist dies eine unhaltbare Situation. Er spricht von einem "Stochern im Nebel". "Wir haben als Untere Naturschutzbehörde weiterhin keinerlei Handhabe. Weder in einem konkreten Einzelfall, noch generell", konstatiert der Stader Landrat.
Menschen sind verunsichert
An dem Gespräch nahmen auch Vertreter des Niedersächsischen Landkreistages (NLT) teil. Wolfsangriffe würden Tierhalter und die Menschen in ländlichen Regionen verunsichern, so der NLT-Hauptgeschäftsführer Hubert Meyer. "Bisher lassen Bundes- und Landespolitik sich für Maßnahmen feiern, die alle vor Gericht scheitern. Das gilt auch für die vorgeblichen Abschusserleichterungen einzelner Problemwölfe durch Bundesumweltministerin Lemke, die vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg keinen Bestand hatten. Das kann so nicht weitergehen", kritisiert Meyer. Das Thema Deichschutz sprach der Wittmunder Landrat Holger Heymann als Vertreter der Küsten-Landkreise an: "Die Deichsicherheit ist gefährdet, wenn die Schäfer künftig nicht mehr bereit sind, Schafherden auf den Deichen weiden zu lassen."
Rechtliche Rahmenbedingungen schaffen
Gastgeber des Treffens war der Uelzener Landrat Heiko Blume. Er berichtete von den Ängsten in der Bevölkerung: "Die Menschen in unseren Dörfern sind in großer Sorge. Wölfe laufen tagsüber durch die Straßen und bewegen sich direkt hinter Kindergärten. Bloße passive Schutzmaßnahmen wie Zäune für Schafherden und Entschädigungsleistungen nach Wolfsrissen reichen daher nicht mehr. Die niedersächsischen Landkreise erwarten von der Politik in Brüssel, Berlin und Hannover rechtssichere, praktikable Regeln für ein gezieltes Wolfsmanagement." Die Landräte fordern Bundes-Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und die niedersächsische Landesregierung auf, endlich rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die nicht nur auf dem Papier stehen.
Für Herabstufung des Schutzstatus einsetzen
Die Landräte wollten Meyer wissen, ob dieser sich bei seiner grünen Parteifreundin Lemke dafür starkmacht, dass sie für Deutschland den guten Erhaltungszustand der Wolfspopulation erklärt und zudem eine von der EU-Kommission angestrebte Herabstufung des Schutzstatus aktiv unterstützt. Dies habe Meyer zugesichert, so Seefried: "Auf diese Zusage vertrauen wir jetzt". Die gesellschaftliche Stimmung in den betroffenen Regionen sei an einem Kipppunkt. "Alle bei dem Treffen vertretenen Landkreise sind sehr stark von Wolfsrissen betroffen", berichtet Seefried.
"Wenn wir jetzt nichts tun, hat sich die Wolfspopulation in drei Jahren verdoppelt", rechnet der Stader Landrat vor. Seefried findet deutliche Worte: "Das kann niemand ernsthaft wollen. Schon jetzt ist jegliches Maß überschritten."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.