Entlastung für finanziell klamme Kommunen
Trotz Millionendefizit: Landkreis Stade verdoppelt Kita-Pauschalen

Die Kosten für die Kinderbetreuung in den Kitas steigen immer weiter. Doch zusätzliche Gelder vom Land bleiben aus | Foto: Adobe Stock/oksix
  • Die Kosten für die Kinderbetreuung in den Kitas steigen immer weiter. Doch zusätzliche Gelder vom Land bleiben aus
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Eltern der Generation Ü60 erinnern sich bestimmt noch daran: Sie mussten für ihren Nachwuchs im Kindergartenalter (ab drei Jahren bis zur Einschulung) Kita-Beiträge entrichten. Damals galt die Faustformel, dass die Kosten für die Kita-Betreuung ungefähr gedrittelt werden. Eltern, Kommunen und Land kamen jeweils zu rund einem Drittel für die Finanzierung eines Kindergartenplatzes auf. 2018 führte Niedersachsen den kostenlosen Kita-Besuch für Kinder ab drei Jahren ein. Seitdem entfällt der Elternbeitrag. Nun ist es aber nicht so, dass das Land den Elternanteil übernommen hat. Im Gegenteil: Die Städte und Gemeinden müssen bei der Kinderbetreuung immer tiefer in die Tasche greifen - zumal die Zahl der betreuten Kinder aufgrund der Beitragsfreiheit stark gestiegen ist. Von den höheren Kita-Kosten ist auch der Landkreis betroffen. Denn der ist originär für die Kita-Betreuung zuständig und erstattet der Kommunen pro Betreuungsplatz einen festen Satz. Diese Sätze werden jetzt auf Beschluss des Kreistageas mehr als verdoppelt - trotz der schwierigen Finanzlage des Landkreises. Der soeben vom Kreistag verabschiedete Jahreshaushalt für 2025 weist immerhin ein Rekorddefizit von 41 Millionen Euro auf. 

Pauschalen steigen um mehr als das Doppelte

Die Kommunen im Landkreis hatten sich schon länger darüber beklagt, dass die sogenannten Betriebskostenzuschüsse des Landkreises für die Kitas bei Weitem nicht mehr ausreichen. Daher wurden jetzt neue Sätze ausgehandelt, die deutlich über den bisherigen Beträgen liegen. So erhöht sich die bisherige jährliche Platzpauschale bei der Halbtagsbetreuung von 900 Euro auf 1.890 Euro je Platz. Bei der Ganztagsbetreuung steigt der Satz von 1.500 Euro auf 3.150 Euro. Allein diese Erhöhung schlägt im Haushalt 2025 mit fast 10 Millionen Euro zusätzlich zu Buche. Da weiter ein Bedarf an neuen Betreuungsplätzen besteht, müssen die Kommunen auch neue Kitas bauen. Auch hier erhöht der Landkreis die Zuschüsse: Jeder Kita-Neubau wird künftig mit 10.000 Euro pro Platz bezuschusst. Vorher waren es 2.500 Euro. 

Steigende Kosten für Kinderbetreuung belasten Kommunen

Kitas sind größter Einzelposten

Diese Zuwendungen führen zu einem sprunghaften Anstieg im Landkreis-Teilhaushalt 2025 für frühkindliche Bildung. Im Vergleich zu diesem Jahr werden sich die Aufwendungen verdoppeln - von 14,3 Millionen Euro auf 29,2 Millionen Euro. "Stellten bisher die Schulen den größten Einzelposten im Teilhaushalt für Bildung dar, sind es jetzt die Kitas", sagt Landrat Kai Seefried (CDU). Er kritisiert, dass dabei das Land immer weniger Kosten übernimmt. Bezieht man die Betreuung der unter Dreijährigen mit ein, so lag der Anteil des Landes im Vorjahr bei rund 29 Prozent. Nach Abzug der Zuwendungen durch den Landkreis bleiben die Kommunen im Jahr 2023 auf 47 Prozent der Kosten sitzen. Diese Kosten dürften dank der Landkreis-Entscheidung im kommenden Jahr deutlich geringer ausfallen. Die Erhöhung der Pauschalen werden zu einer Entlastung der kommunalen Kassen beitragen.

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Mit weiterem Kostenanstieg ist zu rechnen

Allerdings ist auch mit einem weiteren Kostenanstieg bei den Kitas zu rechnen. Bereits im Zeitraum von 2021 bis 2023 sind die jährlichen Aufwendungen für die kreisweit rund 120 Kitas von 76,4 Millionen Euro auf 91 Millionen Euro gestiegen. Dabei liegt mit 84 Prozent der mit Abstand größte Anteil bei den Personalkosten. Sollten die Kita-Kosten weiter nach oben schießen, wird dies vom Landkreis und den Kommunen kaum noch zu bewältigen sein. "Es kommt der Punkt, bei dem Städte und Gemeinden nicht mehr in der Lage sein werden, die Betreuungskosten finanziell zu bewältigen", sagt Seefried. Es könne nicht weiter angehen, dass das Land sich aus seiner Verantwortung für die Kita-Betreuung zurückzieht und dies immer stärker zu Lasten der kommunalen Ebene gehe.