Stadt sucht Käufer
Was passiert mit der Stader Windmühle?
Seit Jahren führt die denkmalgeschützte Windmühle an der Schiffertorstraße einen Dornröschenschlaf. Zwar muss sich niemand durch ein Dornen-Dickicht schlagen, um zur Mühle zu gelangen. Doch sie wird so gut wie gar nicht wahrgenommen - und das gilt nicht nur optisch wegen ihres verborgenen Standortes in zweiter Reihe, sondern auch in übertragener Hinsicht: Das stadteigene denkmalgeschützte Gebäude hat in der Politik niemand so richtig auf den Zettel. Fest steht nur: Die Mühle soll verkauft werden, um sich die Sanierungs- und Instandhaltungskosten zu sparen. Doch bisher hat kein Interessent richtig angebissen. Denn es gibt einen Haken bei der Sache: die Auflagen des Denkmalschutzes und des Brandschutzes. Nun will die Verwaltung einen neuen Vorstoß wagen.
Die 1856 errichtete Mühle, die sich in idyllischer Lage auf einem von Bäumen umsäumten 2.000-Quadratmeter-Grundstück befindet, war 1985 von der Stadt gekauft, anschließend restauriert und mit einem Anbau versehen worden. Da es keine Idee für eine eigene Nutzung gab, wurde sie 1993 dem Landkreis überlassen. Der Landkreis wiederum stellte die Mühle dem Vincent-Lübeck-Gymnasium (VLG) zur Verfügung, das sich in dessen Trägerschaft befindet.
Für Schul-AGs genutzt
Seitdem sind auf den fünf Etagen jede Menge Computer, physikalische Apparaturen, Messgeräte und sogar ein komplettes Chemielabor untergebracht. Wo früher Mehl gemahlen wurde, experimentierten Schüler im Rahmen von „Jugend forscht“. Doch die Zahl der Schul-AGs nahm stetig ab und während Corona wurde die Mühle vom VLG so gut wie gar nicht mehr genutzt. Laut dem kommissarischen Schulleiter Rouven Wauschkies sollen dort jetzt wieder einzelne AG-Angebote stattfinden.
Der Landkreis zeigt allerdings kein Interesse, die alte Windmühle zu kaufen, damit sie für schulische Zwecke genutzt werden kann. Daher hat Wauschkies auch die Hoffnung aufgegeben, dass die Mühle dem VLG weiterhin kostenlos zur Verfügung steht. "Wir haben in den vergangenen Jahren alle Hebel in Bewegung gesetzt", erklärt der Schulleiter. Vor zwei, drei Jahren habe es noch ernsthafte Diskussionen gegeben, doch inzwischen habe sich das VLG damit abgefunden, die Mühle mittelfristig räumen zu müssen. "Das kommt für uns nicht mehr überraschend", so Wauschkies.
Suche nach Investoren
Doch was sind die Alternativen? Bereits vor drei Jahren gab es Interessenten, die eine Nutzung als Pension oder Café ins Spiel brachten. Doch dafür wäre ein zweiter Fluchtweg erforderlich. Einfach eine Stahltreppe zu montieren, ist aber wegen des Denkmalschutzes nicht zulässig. Eine weitere Hürde ist sicher der Kaufpreis. Die Rede war einmal von einer Million Euro.
Zuletzt hielt die Stadt im Dezember 2022 Ausschau nach potenziellen Investoren. Zwei Konzepte gingen tatsächlich ein, wovon eines wegen der allgemein schwierigen Konjunktur zurückgezogen wurde. Das andere Angebot überzeugte nicht, weil es nicht konkret genug war.
Nach diesem erneuten Reinfall will es die Stadt möglichen Interessenten leichter machen. In Abstimmung mit den Planern und der Denkmalschutzbehörde wird derzeit ein sogenannter Bauvorbescheid erstellt. Darin ist festgehalten, was in baulicher Hinsicht in und mit der Mühle möglich ist und was nicht. So sollen Investoren eine gewisse Planungssicherheit erhalten. Eine neue Ausschreibung zum Verkauf der Mühle erfolgt dann im zweiten Halbjahr.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.