Erste "grüne" Bahnstrecken-Reaktivierung
Zwischen Stade und Bremervörde sollen Wasserstoff-Züge rollen
Rollen schon in drei Jahren die ersten regulären Personenzüge zwischen Stade und Bremervörde? Die jüngste Sitzung des von der Landesregierung eingesetzten Lenkungskreises zur Bahnstrecken-Reaktivierung lässt hoffen. Das Gremium, das landesweit stillgelegte Bahnlinien zwecks Wiederbelebung unter die Lupe nimmt, hat die sogenannte Moorexpress-Strecke ganz oben auf die Liste der für eine Reaktivierung infrage kommenden Verbindungen gesetzt. Der Förderverein Moorexpress zeigte sich bereits begeistert über die frohe Kunde aus Hannover (das WOCHENBLATT berichtete). Auch beim Betreiber der Strecke, dem Bahnunternehmen EVB, herrscht Euphorie. Der Clou: Die Strecke soll umweltfreundlich mit Wasserstoff-Zügen betrieben werden. Die EVB spricht daher von "Deutschlands grünster Streckenreaktivierung".
Inbetriebnahme vielleicht schon im Jahre 2026
"Auf diese Entscheidung haben wir lange und intensiv hingearbeitet. Wir werden die Maßnahmen mit vollem Elan vorantreiben", erklärt EVB-Geschäftsführer Christoph Grimm. Eine Eröffnung der Strecke bereits im Jahr 2026 sei im Rahmen des Möglichen. Die EVB werde mit aller Kraft darauf hinarbeiten. "Allerdings sind die kommenden Schritte jeweils Teil formeller Verfahren, deren zeitliche Beanspruchung wir nicht beeinflussen können", so Grimm. Er dankt u.a. den Landkreisen Stade und Rotenburg sowie den Ehrenamtlichen des Fördervereins für deren Engagement beim Thema Moorexpress-Streckenreaktivierung.
Sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis
Die Entscheidung des Lenkungskreises, die Reaktivierung der Verbindung Stade-Bremervörde mit erhöhtem Tempo voranzutreiben, dürfte auf zwei wichtigen Faktoren basieren: Erstens hatte die EVB bereits im Vorfeld ihre Hausaufgaben gemacht und bereits im vergangenen Jahr eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, die der Strecke ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis bescheinigt. Diese Relation kann durch die mögliche Fortführung der Verbindung auf den Gleisen der Deutschen Bahn bis nach Himmelpforten noch verbessert werden. Davon könnte die Hansestadt Stade immens profitieren: Bei einer Verlängerung der Strecke wäre es möglich, am Bildungscampus Riensförde (BCR) und in Stade-Hahle in Nähe des Elbe Klinikums zusätzliche Haltepunkte zu schaffen.
Im Landkreis Stade könnten folgende Haltestellen eingerichtet werden: Mulsum-Essel, Fredenbeck, Fredenbeck-Ost, Deinste sowie auf Stader Stadtgebiet Hagen, Riensförde (BCR), Bahnhof und Hahle (Elbe Klinikum). Es ist vorgesehen, an diesen Haltepunkten Park-and-Ride-Plätze anzulegen. Laut der Studie bieten vor allem Mulsum-Essel, Deinste und Riensförde reichlich Platz für eine P+R-Anlage. Bei einer Streckenführung von Bremervörde nach Himmelpforten hätte die neue Verbindung eine Gesamtlänge von 42 Kilometern. Die Fahrtzeiten würde 46 Minuten betragen, davon sind neun Minuten für die Haltezeit an den zwölf Stationen eingeplant. Verkehren sollen die Züge im Ein-Stunden-Takt.
Bahnstrecke ist in einem guten Zustand
Und zweitens: Die Strecke blieb im Gegensatz zu anderen Bahnlinien immer in Betrieb. Neben den saisonalen Moorexpress-Fahrten rollen dort ab und an Güterzüge und nachts regelmäßig Züge von Start Unterelbe, die in der Bremervörder EVB-Werkstatt gewartet werden. Im Schnitt sind dort nach EVB-Angaben vier bis zwölf Züge unterwegs. Entsprechend gut in Schuss sind Gleise und Infrastruktur. "Investitionen sind in der Hauptsache in Signaltechnik und Bahnsteige nötig", heißt es von der EVB. Das Bahnunternehmen ist jetzt vom Lenkungskreis beauftragt worden, die weiteren Planungen anzugehen, die Nutzwert-Analyse zu aktualisieren und Förderanträge zu stellen.
Die EVB hat dafür ein Projektteam gebildet, das sich bereits mit der zuständigen Landesnahverkehrsgesellschaft zusammengesetzt hat. Dabei geht es auch darum, die Strecke nachhaltig mit Wasserstoffzügen zu betreiben - wie es bereits bei der Verbindung Buxtehude-Bremervörde-Bremerhaven der Fall ist. Dazu EVB-Chef Grimm: "Mit nur zwei zusätzlichen Brennstoffzellenzügen könnten wir die niedersächsische Wasserstoffzug-Erfolgsstory fortschreiben."
Landrat begrüßt Entscheidung
Landrat Kai Seefried, der sich bereits in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter für die Reaktivierung der Moorexpress-Strecke starkgemacht hat, begrüßt die guten Nachrichten aus Hannover: Der Einsatz der Landkreise bei der Finanzierung der Studien habe sich gelohnt. "Dass die Experten der Ansicht sind, dass der Betrieb der Strecke möglicherweise schon im Jahr 2026 aufgenommen werden kann, ist eine wirklich gute Nachricht für unsere Region", sagt Seefried. Besonders erfreulich sei das Interesse, die Strecke bis Himmelpforten zu verlängern. "Die künftige Bahnverbindung ist eine großartige Chance für die gesamte Region", betont der Landrat – nicht zuletzt mit Blick auf die angestrebte Mobilitätswende.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.