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Umstrittene Klinikreform auch im Bundesrat bestätigt - ländliche Kliniken nun in Sorge

Partner von Netzwerk "ProBeweis"
Elbe Kliniken unterstützen Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt

Opfer häuslicher und sexueller Gewalt finden Hilfe in den Elbe Kliniken | Foto: AdobeStock / Golib Tolibov
  • Opfer häuslicher und sexueller Gewalt finden Hilfe in den Elbe Kliniken
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Die Elbe Kliniken Stade-Buxtehude zählen zu den mehr als 40 niedersächsischen Partnerkliniken des Netzwerkes "ProBeweis", das 2012 vom Institut für Rechtsmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover ins Leben gerufen wurde. "ProBeweis" hilft Opfern häuslicher und/oder sexueller Gewalt: Geschulte Ärztinnen und Ärzte sichern und dokumentieren die Spuren der Gewalttat und erstellen kostenlos gerichtsverwertbare Befunde – unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei.

240.547 Menschen sind 2022 Opfer von häuslicher Gewalt geworden. Das ist laut Bundeskriminalamt ein Anstieg um 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein in Niedersachsen wurden beinahe 27.000 Fälle von häuslicher Gewalt dokumentiert. Die Dunkelziffer ist mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich höher. Denn es kommt nur selten zur Anzeige bei der Polizei.

Angst, Scham, Bruch mit der Familie

Dies hat unterschiedliche Gründe: Neben Angst und Scham kommt es bei häuslicher Gewalt, bei der Täter und Opfer nicht selten unter einem Dach leben, oft zu einer Flucht aus dem gewohnten Umfeld und dem Bruch mit der eigenen Familie. Darüber hinaus fürchten Betroffene – Frauen wie Männer – häufig, bei einem Verfahren mit wiederholten Befragungen und schmerzhaften Erinnerungen konfrontiert zu werden. Vielen Betroffenen fällt es deshalb sehr schwer, nach erlebter Gewalt sofort zu entscheiden, ob sie eine Anzeige bei der Polizei erstatten wollen. Für ein mögliches späteres Gerichtsverfahren ist es jedoch wichtig, zeitnah nach der Gewalterfahrung Befunde und Spuren fachkundig zu dokumentieren und sichern. Denn bei häuslicher Gewalt bleibt es meistens nicht bei einer einmaligen Tat. Die kurz nach der Tat dokumentierten Befunde und Spuren können zu einem späteren Zeitpunkt in Gerichtsverfahren sehr hilfreich sein. Denn sonst steht sehr häufig Aussage gegen Aussage.

Notfallaufnahmen der Elbe Kliniken sind Anlaufpunkt für Opfer häuslicher Gewalt

Initiiert wurde die Mitgliedschaft der Elbe Kliniken im Netzwerk "ProBeweis" bereits vor einigen Jahren auf Bestrebungen von Dr.med. Thorsten Kokott, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Elbe Klinikum Stade: „Anfangs war dies mit intensiven Schulungen der gesamten beteiligten Kolleginnen und Kollegen des Teams verbunden. Diese erfolgen nun routinemäßig, insbesondere für neue Mitarbeiter.“

Sowohl im Elbe Klinikum Stade als auch in Buxtehude ist jeweils die Zentrale Notfallaufnahme die erste Anlaufstelle für Opfer häuslicher/sexueller Gewalt. Die Aufnahme erfolgt vertraulich. Die gespeicherten Daten der Versicherten werden gesperrt, so dass der Zugriff nur noch mit Einwilligung der betroffenen Person oder zur Geltendmachung, Ausübung oder Verteidigung von Rechtsansprüchen erfolgen darf. Von der Notaufnahme aus werden die Patientinnen und Patienten an die Kliniken für Gynäkologie und/oder Unfallchirurgie überwiesen. „Unsere Ärztinnen werden einmal jährlich vom Netzwerk ,ProBeweis' intensiv geschult,“ erklärt Dr. Karen Petersen, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie am Elbe Klinikum Buxtehude. Die notwendige Ausrüstung sowie das Untersuchungsmaterial erhalten die Kliniken vom Netzwerk "ProBeweis" gestellt. „Unsere Untersuchungen zur Beweissicherung nehmen wir ausschließlich mit den zur Verfügung gestellten Materialien vor, um sicherzustellen, dass die Befunde vor Gericht verwertbar sind,“ so Dr. Jörg Franke, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie am Elbe Klinikum Stade. Die forensische Beweissicherung und Asservierung erfolgen anschließend am Institut für Rechtsmedizin in Hannover.

Seit 1. Januar 2024: Spurensicherung ist Kassenleistung

Wie wichtig das Angebot des Netzwerkes in Niedersachsen ist, zeigt eine Vereinbarung, die der Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi, und die gesetzlichen Krankenkassen im August dieses Jahres unterzeichneten. Sie gewährleistet, dass die forensische Spurensicherung durch das Netzwerk ProBeweis seit dem 1. Januar 2024 eine kassenfinanzierte Leistung wird. Gleichzeitig wird die finanzielle Unterstützung für das Netzwerk seitens des Landes erhöht. Damit ist Niedersachsen das erste Bundesland, in dem die medizinische Beweissicherung nach einer häuslichen/sexuellen Gewalttat kassenfinanziert angeboten wird.

Über das Netzwerk "ProBeweis"

Seit 2012 kümmern sich die Ärztinnen und Ärzte des Netzwerks "ProBeweis" darum, den zum Teil stark traumatisierten Frauen und Mädchen unkompliziert und barrierearm zu helfen. "ProBeweis" versteht sich jedoch nicht nur als Anlaufstelle für betroffene Frauen, sondern auch für Männer, denn auch diese erleben häusliche und/oder sexuelle Gewalt. Mittlerweile umspannt das Netzwerk ganz Niedersachsen: Von Aurich bis Wolfsburg, von Goslar bis Papenburg befinden sich Partnerkliniken. Seit 2012 wurden bisher insgesamt rund 1.370 Fälle dokumentiert.

Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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