Stark belasteter Boden
Altes Mineralölwerk: Die wohl schwierigste Baustelle in Stade
jd. Stade.Planieren, erschließen und dann loslegen: Das ist bei dieser Baustelle im Stader Stadtteil Campe nicht so einfach möglich. Auf dem Gelände des früheren Mineralölwerkes an der Straße Hinterm Teich sollen auf zwei Hektar fast 180 Wohnungen entstehen. Seit Monaten sind die Bagger zugange, um Altlasten aus dem Boden zu holen und das mit Schadstoffen belastete Erdreich so umzuschichten, dass später keine gesundheitlichen Gefahren davon ausgehen. Denn ein Großteil des kontaminierten Aushubs bleibt auf dem Gelände. Bevor die Hochbauer übernehmen, wird es aber noch dauern: "Wir rechnen mit einem Baubeginn frühestens im November", sagt Bauingenieur Rudolf Wagenhuber. Er arbeitet für die Stader HIT Immobiliengesellschaft, die als Projektentwickler federführend bei dem Bauvorhaben ist. Ende 2024 sollen die ersten Wohnungen bezugsfertig sein.
Der für das Projekt zuständige Tiefbau-Abteilungsleiter bei HIT, Hartmut Wenig, hofft, dass die Bodensanierung bis Ende Juni abgeschlossen ist und dann die Erschließung beginnen kann.
Damit die Menschen, die künftig dort wohnen, keinen Risiken ausgesetzt sind, wird die kontaminierte Fläche nach oben und zu den Seiten mit einer vier Millimeter dicken, wasserundurchlässigen Kunststoffbahn abgedichtet, die eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren haben soll. Dahinter steckt das bereits im Ruhrgebiet mehrfach umgesetzte Konzept, belasteten Boden an Ort und Stelle zu belassen und dort zu sichern. Diese Vorgehensweise wird mit öffentlichen Geldern gefördert. HIT hat dafür 1,9 Millionen Euro aus dem Förderprogramm "Brachflächensanierung" erhalten. Es sei nun einmal politischer Wille, die Probleme mit Altlasten vor Ort zu lösen, erklärt der für die Bauüberwachung zuständige Diplom-Geologe Dirk Blank von der Firma Sweco.
Ohne die Fördermittel wäre es auch für ein gut aufgestelltes Unternehmen wie HIT nicht einfach geworden, solch ein Projekt anzupacken, bei dem jede Menge unliebsame Überraschungen im Boden stecken - wie etwa die zwei stinkenden Teergruben, deren Freilegung zu Beschwerden aus der Nachbarschaft führte. Durch den Aufwand bei der Bodensanierung seien die Kosten für die Vorbereitung des Baugrundes dreimal so hoch wie bei anderen Projekten, erläutert HIT-Geschäftsführer Detlef Lemke. Das erfordere schon einigen unternehmerischen Mut.
Als Nächstes wird im nördlichen Bereich weitergebaggert - wo später zur Bahnstrecke hin ein langgezogener Gebäuderiegel entstehen wird, der vier Wohnblocks mit 100 Mietwohnungen umfasst. Damit diese einen festen Untergrund haben, wurden mehr als 1.000 mit Schotter verfüllte Säulen bis zu neun Meter tief in die Erde gepresst. Im südlichen Bereich entstehen später - von der Bahn durch die Wohnblocks abgeschirmt - sechs Stadthäuser mit 78 Wohneinheiten, die als Eigentumswohnungen vermarktet werden sollen.
Straße wird gesperrt
Die in den Boden eingebrachte Kunststoffbahn verhindert, dass das Regenwasser versickert. Damit es vernünftig abfließen kann, muss der Regenwasserkanal in der Straße Hinterm Teich ertüchtigt werden. Die dafür erforderlichen Tiefbauarbeiten sollten am Montag, 14. Februar, beginnen. Im Zuge der Bauarbeiten wird die Straße im Bereich der Baustelle einschließlich des Tunnels unter der Bahn gesperrt. Nur Radfahrer und Fußgänger können die Baustelle passieren. Die Sperrung dauert voraussichtlich vier bis sechs Wochen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.