Verbindung von Stadersand startet womöglich bereits Anfang Juli
Mit der Fähre nach Hamburg
jd. Stade. Können Touristen und vielleicht auch Pendler bald wieder von Stade aus mit dem Schiff nach Hamburg fahren? Der Stadt führt derzeit Gespräche über eine Fährverbindung von Stadersand in Richtung Hamburg. Laut Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) beabsichtigt das Unternehmen "Watten Fährlinien" aus Husum, eine Linie zum Anleger Finkenwerder oder möglicherweise auch Ovelgönne einzurichten. Von dort könnte auf die Hadag-Fähren Richtung Landungsbrücken umgestiegen werden. Zunächst war vorgesehen, die neue Elbfähre ab dem Herbst zu betreiben. Nun könnte es aber nach Auskunft von Nieber bereits zum 1. Juli "Leinen los" mit Kurs Hamburg heißen. Die Reederei selbst hält sich hinsichtlich des Starttermins bedeckt.
Die Bürgermeisterin bezeichnet es als "erfreulich", dass es "absehbar wieder möglich sein wird, von Stadersand aus Hamburg auf dem Wasserweg zu erreichen". Zunächst sei nur ein Einsatz für touristische Zwecke geplant, so Nieber. Eine zweite Fähre sei ihres Wissens im Bau. So könne man das Angebot später erweitern und eventuell auf Pendler ausdehnen. "Hier muss aber eine detaillierte Abstimmung mit den Betreibern des ÖPNV erfolgen."
Seit 2007 kein Fährbetrieb mehr nach Hamburg
Neben einer Anpassung an die Fahrpläne der Hadag und gegebenenfalls der Lühe-Schulau-Fähre wäre eine Aufnahme in den HVV-Tarif wichtig, um attraktive Preise für Pendler bieten zu können. Zur Erinnerung: Mit dem Elbe-City-Jet scheiterte schon vor Jahren ein Reeder daran, für Pendler eine dauerhafte Verbindung von Stade nach Hamburg einzurichten. Weil der HVV damals nicht mitzog, blieben die Fahrgäste aus. Allein mit den Touristen-Törns konnte man sich nicht über Wasser halten, sodass der 250 Plätze fassende Katamaran "Hansestar" 2007 seine Fahrten einstellte. Seitdem gibt es zwischen Stade und Hamburg keine Fährlinie mehr.
Die "Watten Fährlinien" wollen die Elbe als kürzeste Verbindung zwischen beiden Hansestädten jetzt wieder nutzen. Sie betreiben derzeit eine Schiffsverbindung vom schleswig-holsteinischen Festland zu den nordfriesischen Inseln. Die dortige Fähre "Liinsand", die als "Wattentaxi" zwischen dem Hafen Dagebüll und vier Inseln und Halligen verkehrt, soll dann laut Nieber auf der Elbe zum Einsatz kommen. Der Name "Wattentaxi" stand für das ursprüngliche Konzept bei den Touren im Wattenmeer: Das Schiff sollte die Strecken zwischen Festland und Inseln bei Bedarf bedienen - wie ein Rufbus oder ein Sammeltaxi an Land.
Die "Liinsand", ein knapp 19 Meter langer Katamaran, ist auf die Beförderung von 50 Passagieren sowie 15 Fahrrädern ausgelegt und hat eine Reisegeschwindigkeit von 16 Knoten (ca. 30 km/h). Das 2017 auf der türkischen Werft Loça Mühendislik gebaute Schiff ist emissionsarm, da es mit abgasgereinigten Dieselmotoren angetrieben wird und über ein Hybrid-Getriebe verfügt, das beim Manövrieren an den Anlegern eingeschaltet wird. Die Batteriesysteme dafür wurden von der Hamburger Firma "Becker Marine Systems" in deren Produktionshallen in Winsen gefertigt. Das Unternehmen hat sich in der Schifffahrtsbranche mit innovativen und energiesparenden Antriebstechnologien einen Namen gemacht.
Pläne für Autofähre ab Jork-Wisch scheiterten
Der Firmenname "Becker Marine Systems" weckt aber auch eine weitere Erinnerung: Die beiden Geschäftsführer des Hamburger Schiffszulieferers, Dirk Lehmann und Henning Kuhlmann, planten 2014 eine Elbquerung vom Landkreis Stade nach Schleswig-Holstein. Zwischen Jork-Wisch und Wedel sollte eine Autofähre verkehren. Vorgesehen war, die Fährlinie 2016 in Betrieb zu nehmen. Doch das Projekt "Elblinie" ging sang- und klanglos unter. Der Bau der Fähranleger an beiden Elbufern hätte Millionen verschlungen und betroffene Anwohner fühlten sich von den Plänen überrumpelt. Still ruht die See seitdem.
Lehmann und Kuhlmann waren wiederum auch Geschäftsführer bei den "Watten Fährlinien". Die Reederei bemühte sich seit 2012, einen Fährdienst zu den nordfriesischen Inseln, allen voran nach Wyk auf Föhr, einzurichten. Doch die Wyker Dampfschiffs-Reederei ("W.D.R.") machte den Plänen der Konkurrenz aus Hamburg einen Strich durch die Rechnung. Der Monopolist W.D.R. verweigerte die Mitnutzung der eigenen Anlegebrücke in Föhr. Nach einem jahrelangen Zwist sollen Lehmann und Kuhlmann laut lokalen Presseberichten im Herbst 2015 entnervt aufgegeben und die "Watten Fährlinien" an einen unbekannten Investor verkauft haben.
Lehmann wird allerdings noch als Gesellschafter genannt, als das "Wattentaxi" 2017 endlich in See sticht. Er führte auch gemeinsam mit dem jetzigen Geschäftsführer der Husumer Reederei, Sven Jürgensen, die Gespräche mit Nieber. Es scheint einfach der große Traum des Schiffsbau-Ingenieurs Lehmann zu sein, eine eigene Fährlinie zu betreiben. Im Wattenmeer ist der Traum womöglich bald ausgeträumt. Ob er sich an der Elbe erfüllt, bleibt abzuwarten.
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