Umstrittene Energiequelle
Nun doch Fracking-Gas für geplantes LNG-Terminal in Stade?
jab. Stade. Kein Fracking-Gas für das geplante LNG-Terminal in Stade-Bützfleth: Das war bis vor Kurzem noch die weitläufige Annahme. Laut dem Geschäftsführer der Projektgesellschaft Hanseatic Energy Hub (HEG), Manfred Schubert, besteht doch die Möglichkeit dafür. Die Nutzung des umstrittenen Gases stellt auch einen Kritikpunkt des Gutachtens der Deutschen Umwelthilfe (DUH) dar.
Dass Fracking-Gas kein Thema in Stade sein wird, habe er nie behauptet, sagt Schubert. Er sei gesetzlich dazu verpflichtet, im sogenannten "Open Season"-Verfahren weltweit allen Unternehmen Kapazitäten anzubieten. Das werde von der Bundesnetzagentur kontrolliert. Somit könne er das umstrittene Gas gar nicht ausschließen. Aber: "Die Preise für das amerikanische Fracking-Gas liegen höher als bei anderen." Da der Gas-Preis derzeit wieder steigt, kann sich das aber noch ändern.
Zum Gutachten der DUH sagt Schubert: "Wir geben viel Geld aus, um die Voraussetzungen in Stade prüfen zu lassen, technisch und in Bezug auf Sicherheit. Wenn etwas dagegen spräche, würden wir das Projekt nicht weiter vorantreiben." Derzeit würden die Genehmigungsunterlagen vorbereitet. Im Juni sollen sie dann für das Terminal und einige Zeit später für den Hafen eingereicht werden. Mit dem Bau soll dann im Sommer 2022 begonnen werden.
Stimmen aus Stades Politik
Doch was sagt Stades Politik dazu, dass womöglich Fracking-Gas möglicherweise doch im Bützflether Hafen angelandet wird?
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Kai Holm zeigt sich verwundert über Schuberts Aussage: "Höchst irritierend finde ich die Auskunft seitens HEG, Fracking-Gas nun doch nicht ausschließen zu wollen. Gewinnung von Energie im Fracking-Verfahren ist für mich persönlich ein absolutes No-Go." Es bestehe noch deutlicher Gesprächsbedarf auf verschiedenen Ebenen. Ehrlicher Umgang aller Beteiligten miteinander seien für ihn das A und O sowie als Voraussetzung einer positiven Begleitung des Projektes unabdingbar.
"Auch bei uns löst das Thema Fracking keine Begeisterung aus. Wir sind aber auch überzeugt, dass ein Investor, der sich an alle Vorschriften hält, eine faire Chance verdient, sein Projekt in Stade voranzutreiben", sagt der Fraktionsvorsitzende der WG Stade, Carsten Brokelmann. Aber: Alle Bedenken könnten und sollten im Genehmigungsverfahren vorgebracht werden und müssten von den zuständigen Behörden geprüft werden. Eine endgültige Bewertung ist erst in Kenntnis aller Umstände möglich.
Ebenso verhält sich die Grünen-Fraktion mit der Vorsitzenden Dr. Barbara Zurek. Erst wenn das Verfahren ("Open Season"), das zurzeit läuft, abgeschlossen ist und konkret die Kunden mit ihren langfristigen Lieferverträgen feststehen, könne sich die Fraktion weiter äußern. "Aber sowohl die bisherigen Interessensbekundungen laut Herrn Schubert wie auch die aktuelle Situation der Fracking-Industrie in den USA wie auch die politische Situation dort lassen glaubhaft vermuten, dass Fracking-Gas bei der Belieferung des Terminals kaum eine oder keine Rolle spielen wird", sagt Zurek.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Kristina Kilian-Klinge erklärt: "Da Fracking-Gas juristisch nicht ausgeschlossen werden kann, stellt sie sich hier die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Fracking-Gas tatsächlich angelandet werden und wie hoch der Anteil der Gesamtanlandung im LNG-Terminal in Stade sein wird." Laut offiziellen EU-Statistiken liege der gesamte Gasanteil, der aus den USA in die EU importiert wird, bei zwei bis 2,5 Prozent. Davon stelle ein großer Teil ein Restprodukt aus der Erdölförderung dar, der sonst abgefackelt würde, ergänzt Prof. Dr. Felix Kruse, Vorsitzender der Stader CDU.
"Fracking-Gas würde bei dieser privatwirtschaftlichen Konstruktion doch nur angelandet, wenn sich das über den Preis rechnet, es also billiger wäre. Das ist aber mit Sicherheit auszuschließen, da es auf dem Weltmarkt nie günstiger als herkömmlich gefördertes Gas angeboten werden kann", ist sich Wolfgang Ehlers(FDP), Vorsitzender der Gruppe FDP/UBLS/Piraten, sicher. Somit handele es sich hier um eine der typischen Phantom-Diskussionen, um einem guten und zukunftsweisenden Projekt einen schlechten Ruf mit auf den Weg zu geben.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.