Silvester
Immer häufiger werden Einsatzkräfte mit Böllern attackiert
Die Anzahl der Angriffe auf Polizei- und Rettungskräfte an Silvester nimmt offenbar in jedem Jahr zu. Erneut wurden zum Jahreswechsel 2024/25 zahlreiche Einsatzkräfte und unbeteiligte Bürgerinnen und Bürger mit Böllern attackiert und einige verletzt. So auch in Tostedt. Kurz nach Mitternacht wurde die örtliche Feuerwehr gleich dreimal zu brennenden Mülltonnen und -containern in die Hochhaussiedlung an der Todtglüsinger und Breslauer Straße, die sogenannte Krechsiedlung, gerufen.
Feuerwehrmann wurde verletzt
Die Tostedter Feuerwehr befindet sich direkt gegenüber und war mit neun ihrer ehrenamtlichen Einsatzkräfte schnell vor Ort, um die Brände zu löschen. Mehrere Schaulustige waren ebenfalls vor Ort. Ein 17-Jähriger warf plötzlich Feuerwerkskörper in Richtung eines Einsatzfahrzeugs der Polizei. Während der Löscharbeiten bewarf der junge Mann auch die Feuerwehrleute sowie weitere hinzugerufene Polizisten mit Feuerwerkskörpern, die in unmittelbarer Nähe der Menschen explodierten. Einen Feuerwehrmann traf das Geschoss am Oberkörper. Durch die laute Explosion erlitt er einen Hörschaden.
Die Polizei nahm den 17-Jährigen, der massiven Widerstand leistete, in Gewahrsam und leitete Strafverfahren gegen ihn ein.
""Wir von der Feuerwehr verurteilen solche Übergriffe aufs Schärfste", sagte Feuerwehrsprecher Nils Renken.
Einsatzkräfte verdienen Respekt
Vielerorts wurde in der Silvesternacht friedlich gefeiert. Dennoch kam es zu Einsätzen der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste, bei manchen davon auch zu Gewalt gegen die Einsatzkräfte vor Ort. Dazu sagt Nadja Weippert, Sprecherin für Rettungsdienste der Grünen-Landtagsfraktion Niedersachsen:
"Auch wenn der Jahreswechsel in Niedersachsen überwiegend friedlich gefeiert wurde: Es ist erschreckend, dass es bei vielen Einsätzen der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten erneut zu Gewalt gegen Einsatzkräfte kam. Diese Gewalt und Verrohung können wir nicht hinnehmen. Solche Taten müssen unmittelbar konsequent verfolgt und bestraft werden.
Unsere Einsatzkräfte sorgen für die Sicherheit aller Menschen, sie verdienen daher Respekt, Anerkennung und unseren Dank für oft auch schwierige Einsätze, in denen sie ihr eigenes Leben für andere aufs Spiel setzen. Wir sind es den Einsatzkräften schuldig, ihren Schutz zu verstärken, die Strafverfolgung zu beschleunigen und die intensive Nachbearbeitung schwieriger Einsätze sowie die psychosozialen und rechtlichen Beratungsmöglichkeiten auszuweiten."
Ursachen für Gewalt und Verrohung diskutieren
Insbesondere müssten die Ursachen für die zunehmende Gewalt und Verrohung offen und ehrlich diskutiert und gesamtgesellschaftlich angegangen werden. Weippert: "Der Umgang mit den Sozialen Medien spielt dabei eine große Rolle. Wir brauchen dringend wieder eine Kultur des Respekts und der Würdigung von Menschen, die Verantwortung in unserer Gesellschaft tragen. Die ungerechtfertigte Aggression, Hass und die Entmenschlichung auch ehrenamtlicher Einsatzkräfte müssen mit aller Kraft und Härte Widerspruch finden und aktiv bekämpft werden."
Online-Petitionen
Seit Ende 2024 wurden mehrere Online-Petitionen für ein Böllerverbot gestartet, u.a. von der Gewerkschaft der Polizei Berlin, die Sie hier unterzeichnen können.
Außerdem gibt es mehrere private Böllerverbots-Petitionen, u.a. diese
Auf ein Wort: Böllerei endlich einschränken
In Berlin wurden mehrere Wohnhäuser nach Böller-Angriffen unbewohnbar. Dort sowie u.a. auch in Leipzig und München wurden Polizei und Rettungskräfte sowie unbeteiligte Passanten gezielt mit Feuerwerkskörpern attackiert und etliche Personen verletzt.
Die Polizeigewerkschaft fordert (erneut) Konsequenzen und Innenministerin Nancy Faeser (SPD), dass die Täter "mit aller Härte verfolgt und bestraft werden" müssten. Letztere hatte jedoch schon in den zurück liegenden Jahren die Möglichkeit, für mehr Sicherheit und weniger mannstarke Einsätze zu sorgen und den Böller-Wahnsinn zu stoppen, bevor es zu diesen Ausschreitungen kommt. Passiert ist bisher nichts.
Außerdem wurden fünf Menschen beim Zünden von Böllern getötet. Dass es sich in diesen Fällen um illegale oder selbstgebastelte Feuerwerkskörper handelte, sollte den Böller-Enthusiasten mit "legalen" Sprengkörpern nicht als Ausrede dienen, die generelle Verletzungsgefahr herunter zu spielen.
Einen plausiblen Vergleich als Argument für eine Einschränkung der privaten Böllerei zog jüngst eine Umweltschutzorganisation: Man darf zwar nicht betrunken Autofahren, aber betrunken mit gefährlichen Feuerwerkskörpern hantieren ... Meiner Meinung nach ein Unding.
Verletzungsgefahr und Trauma für Tiere
Abseits der Verletzungsgefahr ist weithin bekannt, wie traumatisierend die laute Böllerei für Haus- und Wildtiere ist. Hier sind Athen und Zypern mit gutem Beispiel und "knallfrei" ins neue Jahr gestartet. Dort wurden mit moderner Pyrotechnik atemberaubende Lichteffekte, aber ohne die donnernd Lärmbelästigung der herkömmliche Feuerwerke, an den Himmel gezaubert und mit Drohnen atemberaubende Lichtshows erzeugt. Bianca Marquardt
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.