Tostedt
Angst vor Verkehrskollaps beim B75-Ausbau in der Ortsdurchfahrt
Der Ausbau der B75 in der Tostedter Ortsdurchfahrt wird erneut für reichlich Verkehrschaos sorgen, das ist absehbar. Auch wenn die Fahrbahnerneuerung notwendig ist und sich die für Planung und Ausführung Verantwortlichen größte Mühe geben, wird die rund dreimonatige Sperrung der Ortsdurchfahrt für viel Ärger sorgen. Über die Baumaßnahme informierten jetzt die Projektverantwortlichen der Landesstraßenbaubehörde Lüneburg (NLStBV) und Diplom-Ingenieur Gerrit Hellmers vom Ingenieurbüro Stüvel sowie Vertreter der Samtgemeinde Tostedt zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger, vor allem Anwohner und Geschäftsleute, die während der Bauphase Umsatzeinbußen fürchten.
Von Ende Juli bis Ende Oktober gesperrt
Die Ortsdurchfahrt in Tostedt wird ab dem 29. Juli 2024 zwischen der Kreuzung an der B75/Bahnhofstraße hinter der Zufahrt zu Bostelmanns Hotel bis zur Aral-Tankstelle gesperrt - wenn bei den Bauarbeiten alles glattläuft -, bis Ende Oktober.
Der Knotenpunkt Unter den Linden (B75)/Bahnhofstraße/Am Sande werde komplett umgebaut, mit neuen Ampeln, zwei barrierefreien Bushaltestellen, Teilerneuerung bzw. Anpassung der Geh- und Radwege sowie Erneuerung der Gosse, informierte Hanno Schwerin von der Landesstraßenbaubehörde. Die Einmündung an der Poststraße werde angepasst und der dortige, bislang etwas zurückliegende Radweg näher an die B75 herangeführt.
Die sogenannte Bade-Kreuzung, die erst vor wenigen Jahren nach diversen Unfällen erneuert wurde, solle so umgebaut werden, dass Fußgänger keine Dreiecks-Insel und zwei Ampeln, sondern kürzere Wege und nur noch eine Ampel für die Straßenüberquerungen haben, ergänzte Andrea Glass, Sachgebietsleiterin Verkehr von der NLStBV, auf Anfrage. Ein Teil des Materials und die Technik könnten wiederverwendet werden. "Die Geometrie des Knotens wird insgesamt verbessert", so Glass. Dadurch und dank der Peitschen- statt der Ampeln mit Masten gebe es für Fußgänger und Radfahrer auch mehr Platz.
Der Wochenmarkt soll auch während der Bauphase stattfinden, nur etwas näher an der B75.
Keine direkte Durchfahrt für Feuerwehr und Rettungsdienst
Für Feuerwehr und Rettungsdienst werde es - im Gegensatz zur B75-Baustelle im Vorjahr - keine direkte Durchfahrt geben. Denn während im vergangenen Jahr nur die Binder- und Deckschicht erneuert wurde, wird bei der jetzt anstehenden Baumaßnahme der ganze Straßenaufbau neu gemacht. Für die Mülltonnen würden zentrale Sammelorte eingerichtet, sagte Hellmers.
Die Poststraße zur B75 hin wird zur Sackgasse. Anwohner der Baustelle müssen dann im Umfeld Parkplätze suchen. Lothar Kurze vom Kaufhaus Bade äußerte Bedenken, ob der Zulieferverkehr sein Einkaufscenter während der Bauphase erreichen kann, wenn die Poststraße zugeparkt sei. "Ein Parkverbot an der Poststraße zur B75 muss sein, bevor der Verkehr zusammenbricht", meinte er. Bedenken wegen der Erreichbarkeit für die Warenbelieferung äußerte auch der u.a. an der B75 ansässige Fachhändler Thorsten Friesecke.
Ein weiteres Ärgernis: Die Baustelle findet ausgerechnet zur Zeit des Tostedter Flohmarktes Anfang September statt, wenn Zehntausende Besucher in den Ort strömen. Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam konnte den Unmut verstehen: "Denn eigentlich sollte die Baumaßnahme dann abgeschlossen sein", sagte er zu den früheren Ankündigungen der NLStBV. Vor allem Gastwirt Klaus Bostelmann vom gleichnamigen Hotel, auf dessen Parkplatz dann einige der Rettungskräfte ihren Standort haben, wollte wissen, was geschehe, wenn dort jemand "zusammenklappt".
Bauleitung vor Ort immer ansprechbar
Gerrit Hellmers betonte, dass die Bauleitung vor Ort immer ansprechbar sei und man in der Vergangenheit für Probleme Lösungen gefunden habe. Die Anlieger sollen außerdem zeitnah über alle Ansprechpartner informiert werden, sobald feststeht, welche Baufirma den Zuschlag erhält - voraussichtlich in ca. drei Wochen, so Hellmers.
Die offizielle und großräumige Umleitung für den überörtlichen Verkehr wird über Bundes-, Landes- und Kreisstraßen geführt. Diese werde rechtzeitig ausgeschildert. Auch gibt es spezielle Umleitungen für Busse. Die Erfahrungen mit der Baustelle im vergangenen Jahr aber haben gezeigt, dass sich viele Auto- und Lkw-Fahrer nicht an die ausgewiesenen Strecken sowie an Einbahnstraßen- und Parkverbotsregeln gehalten haben oder dem ortskundigen Verkehr gefolgt sind. Doch dagegen sind auch die Bauverantwortlichen machtlos, weil viele Kfz-Führer Regeln nur als Angebot verstehen.
Zumindest soll diesmal rechtzeitig auf Sackgassen hingewiesen werden, bevor es vor den Absperrbaken zum Wende-Chaos unzähliger Fahrzeuge kommt wie 2023.
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