Tostedt
Café Himmelszeit ist seit 15 Jahren Anlaufstelle für Trauernde

- Die Hauptverantwortlichen des Trauercafés (hinten, v. li.): Claudia Kotthoff, Regina Runciman, Katrin Honisch und Anke Ostermann sowie (vorne, v. li.): Ursula Sendes und Astrid Sternal
- Foto: bim
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Fast jeder hat in seinem Leben schon einmal einen geliebten Menschen verloren. Und nicht immer ist das persönliche Umfeld bereit oder in der Lage, mit einem trauernden Menschen umzugehen. In solchen Situationen kann es hilfreich sein, sich mit anderen, womöglich ebenfalls Betroffenen, auszutauschen. Eine solche Möglichkeit bietet das Trauercafé Himmelszeit der Johannes-Kirchengemeinde sowie des Herbergsvereins, Altenheim und Diakoniestation in Tostedt, das seit nunmehr 15 Jahren besteht.
An jedem zweiten Sonntag im Monat von 15 bis 16.30 Uhr öffnet das Trauercafé seine Türen im Gemeindehaus der Kirchengemeinde im Himmelsweg 12. Dort haben Trauernde die Möglichkeit, bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen über ihre Trauer zu reden, sich mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen auszutauschen und eventuell Informationen und Hilfe zu erhalten.
"Die Idee hatten wir damals zu viert", erinnert sich Ursula Sendes vom ambulanten Hospizdienst in Tostedt, die die Gruppe gemeinsam mit Martina Meier und Rolf Klasing sowie der Pastorin Ruth Stallmann-Wendt ins Leben rief. "Wir hatten zuvor viele Veranstaltungen besucht, in denen über Trauercafés berichtet wurde. Da waren wir noch keine Trauerbegleiter", berichtet Ursula Sendes. Erst drei Jahre später bildeten sich die Initiatoren entsprechend fort.
Heute sind alle, die sich im Trauercafé engagieren, ausgebildete Trauer- und Sterbebegleiterinnen. Zum Team gehören neben Ursula Sendes auch Anke Ostermann, Claudia und Sabine Kotthoff, Regina Runciman, Katrin Honisch und Astrid Sternal. Ursula Sendes übernimmt die Organisation und Bewerbung der Veranstaltungen. Im Café sind im Wechsel jeweils drei der Engagierten als Ansprechpartnerinnen vor Ort.
Wie viele Gäste kommen, sei unterschiedlich - mal sind es 14, mal nur einer. Auch kommen manche Trauernde über einen langen Zeitraum, andere brauchen kurzfristige Unterstützung und ein offenes Ohr nach einem soeben erlittenen Trauerfall. "Es ist ein niederschwelliges Angebot, bei dem wir auf die Themen eingehen, die die Gäste mitbringen", erläutert Ursula Sendes. "Es ist schön, zu sehen, dass in den Trauergruppen auch lange Kontakte und Freundschaften entstehen, um etwas gemeinsam zu unternehmen." Eines ist in der Runde aber ebenso wichtig, wie Anke Ostermann betont: "Es wird auch viel gelacht."
Das Trauercafé-Team tauscht sich regelmäßig aus. Einmal im Jahr lädt Ursula Sendes zu einem leckeren selbst gekochten Mahl ein, auf das sich ihre Mitstreiterinnen jedes Mal riesig freuen.
Im April vor zwei Jahren hatte das Team vom Trauercafé sich an der Aktion der Johanneskirche beteiligt, eine "Tür der Hoffnung" zu gestalten. Diese Tür steht seither am Haupteingang des Friedhofs im Himmelsweg. Geplant ist noch eine Trauerbank, die auf dem Friedhof aufgebaut werden und Trauernden einen Platz zum Austausch geben soll. Eine Bank und den passenden Platz dafür gibt es allerdings noch nicht.
Ohnehin wird der Trauerarbeit in Tostedt große Bedeutung beigemessen. Vor zehn Jahren entstand auch eine geschlossene Trauergruppe, in der bestimmte vorgegebene Themen bearbeitet werden. Seit einigen Jahren gibt es monatlich sonntags Trauerspaziergänge und seit rund einem Jahr eine Kochgruppe für trauernde Männer. "Männer trauern anders. Und sie tragen ihre Gefühle nicht auf der Zunge, auch wenn sie unter dem Verlust eines geliebten Menschen leiden", weiß Ursula Sendes.
Redakteur:Bianca Marquardt aus Tostedt |
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