Tostedt
Eine Oase für Menschen auf dem letzten Lebensabschnitt

Joachim Gerth mit einem Foto seiner verstorbenen Mutter. Im stationären Hospiz und von Maike Wintjen fühlte er sich in der Trauer gut aufgefangen | Foto: bim
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"Uns ist es wichtig, dass ein Mensch würdevoll sterben kann und auf seine Wünsche und Bedürfnisse eingegangen wird", erläutert Maike Wintjen, examinierte Pflegefachkraft mit Palliativcare-Ausbildung. Sie arbeitet seit zehn Jahren im Herbergsverein, Altenheim und Diakoniestation zu Tostedt und hier in der palliativen Versorgung der stationären Altenpflege. Im stationären Bereich dort gibt es vier Wohnbereiche mit insgesamt 75 Bewohnern, davon ist ein geschützter Wohnbereich für Menschen mit Demenz sowie die sogenannte Oase für immobile, schwerstdemente Bewohner, die meist nicht mehr selbstständig Nahrung zu sich nehmen können und in der Kommunikation stark eingeschränkt sind. "Dieser Bereich liegt mir persönlich ganz besonders am Herzen", sagt Maike Wintjen.

Der Tod ist so
einzigartig wie die Geburt


"Der Tod ist so einzigartig wie die Geburt. Wir im stationären Bereich dürfen die Bewohner auf ihrem letzten Lebensabschnitt bis zum Tod begleiten. Wir können den Prozess nicht aufhalten, ihn aber so schön wie möglich machen", sagt Maike Wintjen mit einem ebenso herzlichen wie gütigen Lächeln. Man sieht ihr an: Sie hat ihre Berufung gefunden. "Diese Zeit ist für uns Pflegekräfte eine ganz besondere, aus der wir persönlich sehr viel mitnehmen und an deren Erfahrungen wir wachsen. In den Tagen vor dem Tod begleiten wir die Bewohner sowie ihre An- und Zugehörigen noch enger und sind sehr dankbar für die Unterstützung durch den ambulanten Hospizdienst", sagt Maike Wintjen über die Ehrenamtlichen.

Die Oase sei nach dem Prinzip der Nähe konzipiert. "Die Schlafplätze sind durch ein Vorhangsystem voneinander, aber auch vom übrigen Wohnbereich abgeschirmt. Je nach Tagesform kann der Bewohner morgens aufstehen oder auch liegen bleiben, ist aber nie alleine. Somit wird eine Isolation vermieden", erläutert Maike Wintjen. In der Oase gibt es außerdem ein Pflegebad und eine Küchenzeile. "Der Raum ist so großzügig zugeschnitten, dass man die Pflegebetten durch den ganzen Raum schieben kann. Zudem verfügen wir über eine mit dem Pflegebett befahrbare Terrasse", so die Palliativcare-Kraft. Den Bewohnern kommen weiterhin ein Wasserbett und eine Wassersäule oder die Aromapflege mit ätherischen Ölen zugute. Im Früh- und im Spätdienst ist jeweils eine Pflegefachkraft für den Wohnbereich zuständig.

In der gewohnten Umgebung,
aber nicht alleine


Joachim Gerth, dessen Mutter Ruth am 11. Juni mit 88 Jahren verstorben ist, hat sowohl deren liebevolle Versorgung als auch die Möglichkeiten der Oase sehr schätzen gelernt. Ruth Gerth lebte fünf Jahre lang in einem Zimmer im Herbergsverein, zuletzt in der Oase. "So war meine Mutter in ihrer gewohnten Umgebung und nicht alleine. Bei Bedarf konnten wir uns zurückziehen und somit auch die anderen Bewohner nicht damit belasten. Trotz der belastenden Situation haben wir oft gelacht und versucht, eine entspannte Stimmung zu erzeugen.", erläutert Joachim Gerth. "Ich bin unendlich dankbar dafür, wie es gelaufen ist", sagt er. Auch er als Angehöriger habe jederzeit gespürt: Ich kann mich separat zurückziehen, aber ich bin nicht allein.

Auch in den letzten Stunden
noch gemeinsam gelacht


"Als Angehöriger ist man sehr hilflos, aber ich habe meine Mutter jeden Tag gerne besucht, weil im Herbergsverein in jeder Phase für die sterbenden Menschen getan wird, was sinnvoll ist. Man selbst steht in der Abschiedsphase neben sich und muss auch aufgefangen werden. Wir haben aber auch noch viel gelacht. Bei gutem Wetter wurde meine Mutter im Pflegebett rausgeschoben, sodass wir gemeinsam Zeit im Garten verbringen konnten. Und wenn ich nach Hause fuhr, habe ich gewusst, dass ich nicht mehr hätte tun können." Man spüre, dass die Mitarbeiterinnen des Herbergsvereins ihre Aufgaben mit Herzblut, Hingabe und Leidenschaft ausüben.

In den letzten Stunden hielten die Pflegekräfte die Hand von Ruth Gerth oder streichelten ihr Gesicht. Nach ihrem Tod suchten sie für die Bestattung ihre Lieblingsbekleidung aus, trugen ihr Parfum auf und legten ihr ein Bild ihres Ehemannes bei.

Alles gemäß einem Leitsatz der Hospizarbeit aus dem Psalm 71: "Verlass mich nicht, wenn ich schwach werde."

Joachim Gerth mit einem Foto seiner verstorbenen Mutter. Im stationären Hospiz und von Maike Wintjen fühlte er sich in der Trauer gut aufgefangen | Foto: bim
Die Schlafplätze sind durch ein Vorhangsystem voneinander, aber auch vom übrigen Wohnbereich abgeschirmt | Foto: bim
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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