So "vertragen" sich Reiter und motorisierte Verkehrsteilnehmer auf öffentlichen Straßen

Wenn Reiter und motorisierte Verkehrsteilnehmer einig Dinge beachten, können sie wunderbar miteinander harmonieren | Foto: Martina Leffrang
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  • Wenn Reiter und motorisierte Verkehrsteilnehmer einig Dinge beachten, können sie wunderbar miteinander harmonieren
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(bim). Das Thema Pferde im Verkehr bewegt die WOCHENBLATT-Leser: Der Artikel "Nehmt Rücksicht auf Reiter" (WOCHENBLATT 13a/2016) ist auf der Homepage des WOCHENBLATT zehntausende Mal gelesen worden. Wie berichtet, hatte das Verhalten rücksichtsloser Autofahrer im vergangenen Jahr einem scheuenden Pony das Leben gekostet. In dieser Woche stürzte eine Reiterin, nachdem ihr Pferd auf einem öffentlichen Weg in der Feldmark in Ashausen wegen eines vorbeifahrenden Treckers scheute. Das WOCHENBLATT nimmt das zum Anlass, mit Martina Leffrang, Leiterin der Johanniter-Reiterstaffel im Landkreis Harburg, ein Interview zu führen über Tipps, wie Reiter und Autofahrer sich im Verkehr begegnen sollten.

WOCHENBLATT: Warum nutzen Reiter die Straße und nicht etwa den Fußweg?
Martina Leffrang: Dort, wo keine Reitwege vorhanden sind, müssen Reiter und Pferd auf die Straße ausweichen. Nach Paragraf 28 der Straßenverkehrsordnung müssen Reiter auf der rechten Straßenseite reiten. Zu beachten ist, dass Haus- und Stalltiere, die den Verkehr gefährden können, dort nur zugelassen sind, wenn sie von geeigneten Personen begleitet sind, die ausreichend auf sie einwirken können. Kfz-Fahrer müssen grundsätzlich das Sichtfahrgebot einhalten, d.h. sie dürfen nur so schnell fahren, dass sie vor einem schon auf der Fahrbahn befindlichen Hindernis in absehbarer Strecke anhalten können.
WOCHENBLATT: Was sollten motorisierte Verkehrsteilnehmer beachten, wenn Sie im Straßenverkehr auf Reiter treffen? Was sollten sie auf keinen Fall machen?
Martina Leffrang: Langsam an die Pferde heranfahren. Einen möglichst großen Sicherheitsabstand beim Überholen zu Pferd und Reiter einhalten und nur im Schritttempo an den Pferden vorbei fahren. Erst in deutlichem Abstand, ca. 50 Meter vor den Pferden, wieder langsam beschleunigen. Möglichst keine Autotüren direkt neben den Pferden zuschlagen, sofern man gerade aus dem Auto gestiegen ist. Auch ein Aufheulenlassen des Motors kann zu Schrecksituationen bei Pferden führen. Ein Pferd springt schnell mal fünf Meter seitlich oder setzt zur Flucht nach vorne an.
WOCHENBLATT: Was müssen Reiter beachten, wenn sie mit ihren Tieren am Straßenverkehr teilnehmen?
Martina Leffrang: Die Tiere sollten an Autos, Trecker und Lkw gewöhnt sein und der Reiter über entsprechende Reit-Erfahrung verfügen.
In der Dämmerung ist es wichtig, dass Reiter an eine Beleuchtung von sich und ihrem Pferd denken - weißes Licht vorne, rotes Licht hinten. Dazu bieten sich Reflex-Gamaschen an, die es auch blinkend im Fahrradhandel oder Reitsportgeschäft gibt. Reiter sollten Reflexkleidung in Form einer Reflexjacke oder Weste tragen.
WOCHENBLATT:
Wie können Reiter ihre Pferde auf den Straßenverkehr vorbereiten?
Martina Leffrang: Wichtig ist, die Pferde regelmäßig zu bewegen und sie an viele Dinge heranzuführen. Übungen mit Bällen, Seifenblasen, Planen (eine einfache blaue große Mülltüte) oder Regenschirme sind vielfältig im Training mit Pferden einsetzbar. Das bringt Spaß und trainiert zusätzlich die Gelassenheit des Tieres. Außerdem sollte man die Pferde ausgiebig an den "merkwürdigen Gegenständen" schnuppern lassen. Bei allen Übungen muss der Reiter bedenken, sie von der rechten und von der linken Seite auszuführen, da die Pferde aufgrund ihrer Hirnstruktur beide Gehirnhälften nicht miteinander verbinden können.
Weiterhin gibt es in vielen Reitställen Traktoren, und die Landwirte sind meist für eine kurze Übungseinheit bereit, mit dem Traktor in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und dadurch bedingt unterschiedlichen Lautstärken an den Pferden vorbeizufahren. Geländeritte sollten auch im Winter auf dem Arbeitsplan der Pferde stehen, sodass das "Draußen"-Reiten für die Tiere Normalität ist.
Auch mit dem Pkw kann man mit den Pferden trainieren, indem man z.B. den Motor aufheulen lässt, in Nähe des Pferdes hupt oder mit quietschenden Reifen anfährt. Im Idealfall steht jemand mit einem Motorrad zur Verfügung.
WOCHENBLATT: Gibt es sonst noch etwas zu bedenken?
Martina Leffrang: Egal wie gut ein Pferd trainiert ist, es bleibt immer ein Fluchttier. Wir können aber in unserer täglichen Arbeit mit dem Pferd sehr viel erreichen, indem wir dem Pferd Abwechslung bieten. Das Fluchttier Pferd ist von Natur aus neugierig. Diese Neugierde gilt es, in Lernwissen umzulenken, sodass ein Pferd vermeintlich gefährliche Gegenstände als harmlos einstuft.
Mensch, Pferd, Auto, Lkw oder Trecker können mit gegenseitiger Rücksichtnahme wunderbar miteinander harmonieren."
• Wer sich für die Arbeit der Johanniter-Reiterstaffel interessiert, findet weitere Informationen unter www.johanniter.de/dienstleistungen/fuer-veranstaltungen/sanitaetsdienste/reiterstaffel/.

Wenn Reiter und motorisierte Verkehrsteilnehmer einig Dinge beachten, können sie wunderbar miteinander harmonieren | Foto: Martina Leffrang
Mit Seifenblasen - wie hier bei Reiterin Manon Baden auf "Tawil" - lässt sich die Gelassenheit von Pferden trainieren | Foto: Martina Leffrang
Martina Leffrang leitet die Johanniter-Reiterstaffel im Landkreis Harburg, die größte in Deutschland | Foto: Michaela Rist
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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