Tostedt
Von der verlassenen Backstube zum Vereinszentrum der Naturschützer

Nach der Enthüllung des Werkstatt-Schildees (v.li.): Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam, Tim Beckmann (Sparkasse), Karsten Müller (AKN), Margrit Elmers, Henry Holst (AKN),  Burkhard Sohns und Claus Bohling (beide AKN), Dr. Alexander Stark (Landkreis) und Gemeindebürgermeisterin Nadja Weippert | Foto: bim
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  • Nach der Enthüllung des Werkstatt-Schildees (v.li.): Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam, Tim Beckmann (Sparkasse), Karsten Müller (AKN), Margrit Elmers, Henry Holst (AKN), Burkhard Sohns und Claus Bohling (beide AKN), Dr. Alexander Stark (Landkreis) und Gemeindebürgermeisterin Nadja Weippert
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Nistkästen für Vögel aller Art und für Fledermäuse sowie Insektenhotels können hier gebaut, dazu auch Kleinstlebewesen unter dem Mikroskop angeschaut werden. Ebenso soll es Workshops zum Thema Naturschutz geben. Die Möglichkeiten, die die Naturwerkstatt des Arbeitskreises Naturschutz Tostedt (AKN) bietet, sind vielfältig. Im Beisein zahlreicher Interessierter sowie befreundeter Vereine und Naturschutzorganisationen wurde die Werkstatt Unter den Linden 18 in Tostedt nun offiziell in Betrieb genommen.

Seit mehr als 25 Jahren
eine feste Größe

Der AKN ist seit mehr als 25 Jahren eine feste Größe, wenn es um Umwelt- und Naturschutz geht. Was in all den Jahren fehlte, war ein festes Domizil, das der Verein nun in der ehemaligen Backstube gefunden hat. "Ich kenne den Verein seit 25 Jahren, weil ein guter Freund von mir Gründungsmitglied ist", erklärte die Vermieterin Margrit Elmers, die auch die praktische Arbeit des AKN schätzt. Als sie von ihrer Bekannten Ingrid Gerlach erfuhr, dass der AKN Räume sucht, stellte sie die seit sieben Jahren leerstehende Backstube gern zur Verfügung. Diese bauten die AKN-Mitglieder in den letzten Monaten in viel Eigenleistung für ihre Bedürfnisse und Projekte um. "Anfang 2024 haben wir den Mietvertrag unterzeichnet, und das Abenteuer begann", sagte AKN-Vorsitzender Henry Holst, der sich für die großzügige Unterstützung bei der "guten Nachbarin" bedankte.

Viele Vereinsmitglieder packten tatkräftig und engagiert mit an, damit die Metamorphose von der verlassenen Backstube in ein Vereinszentrum unter der Bauleitplanung von AKN-Mitglied Karsten Müller und seiner Frau Nicola Knöchelmann gelang.

Gefährdete Natur
und Tierwelt schützen

Henry Holst rief bei der Eröffnung die Vereinsgeschichte in Erinnerung, als sich 1987 engagierte Menschen zusammentaten, um die gefährdete Natur und Tierwelt zu schützen. Inzwischen zählt der AKN mehr als 200 Mitglieder, von denen viele auf unterschiedliche Weise aktiv sind, darunter noch fünf der Gründungsmitglieder. 

Der AKN kümmert sich um mehr als 50 Hektar eigene Flächen und 47 Hektar Pachtflächen und hat Betreuungsaufträge für Naturschutzgebiete in der Regie der Unteren Naturschutzbehörde sowie für Flächen der Edmund-Siemers- und der Loki-Schmidt-Stiftung.

Dass der Umbau der Backstube in eine Naturwerkstatt gelungen ist, ist u.a. der Erbschaft von Hein Busch aus Heidenau, einem der ersten Mitglieder zu verdanken, nach dem auch der Tagungsraum benannt ist. Der Dank des AKN galt auch allen Sponsoren, u.a. der Sparkasse Harburg-Buxtehude, von deren 6.000-Euro-Zuwendung das Inventar und die Maschinen beschafft wurden, vermittelt durch Dr. Alexander Stark vom Landkreis, und der "ProCent"-Förderung von Mercedes-Benz.

Workshops und
Ferienprogramme

Die Naturwerkstatt ist aber nicht nur AKN-Archiv, Lager und Heimstätte für den Vorstand. Es gelte, die Räume mit Leben zu füllen, u.a. mit Workshops zu naturfachlichen Themen oder Kinder- und Jugendferienprogrammen.

"Wir sind froh, dass wir den AKN als verlässlichen Partner für Naturschutz im Landkreis haben", lobte Mirko Dannenberg, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Alle Naturschutzgebiete im Kreisgebiet hätten ihren Ursprung in Anträgen des AKN. Viele Arten und Biotope wären ohne den AKN verloren. Dannenberg lobte die fachliche Expertise und gute Kommunikation der Mitglieder, die auch bei zunehmenden Nutzungskonflikten in der Landschaft wichtig sei.

Ein Fels in der
Brandung für Tostedt

Global gesehen sei die Arbeit des AKN ein Tropfen auf den heißen Stein, "aber ein Fels in der Brandung bei uns", würdigte Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam die Arbeit. Welch feste Größe die Expertise des AKN auch in der politischen Entscheidungsfindung darstellt, verdeutlichte Dörsam an folgendem Beispiel: Als es einst im Fachausschuss um die Länge der Asphaltierung eines Weges in Wüstenhöfen ging, habe ein Ratsmitglied gesagt: "Mehr erlaubt der AKN nicht." Aber auch wenn die AKN-Mitglieder kompetent und zupackend sind, einen Ratsbeschluss ersetzen, kann ihre Empfehlung nicht.