Forschung in Todtshorn
Wie die letzten Jäger und Sammler lebten

Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt und Grabungstechniker Willy Müller (hinten v. li.) besuchten die Ausgrabung, hier mit (v. li.): Simon Praglowski, Victoria Collins und Judith Engels | Foto: bim
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Wie lebten unsere Vorfahren als Jäger und Sammler? Das erforschen derzeit die Archäologen Dr. Svea Mahl­stedt und Jeffrey König im Auftrag des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung (NIhK) aus Wilhelmshaven, unterstützt von Technikern und Studierenden. An der oberen Wümmeniederung im Landkreis Harburg untersuchen sie eine besonders spannende Fundstelle. Die liegt in der kleinen Gemeinde Groß Todts­horn zwischen landwirtschaftlichen Flächen und ist nicht leicht zu finden. Dennoch machten sich jüngst einige Interessierte aus der Region auf den Weg dorthin, um aus erster Hand zu erfahren, was es mit der Fundstelle auf sich hat und welche Erkenntnisse die Fachleute erworben haben. Auch Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt und Grabungstechniker Willy Müller besuchten die Fundstellen.

Kreisdenkmalpflege hatte den Fundplatz vermittelt

Die Kreisdenkmalpflege hatte den Fundplatz auch vermittelt. "Ole Uecker vom Archäologischen Museum Hamburg wusste, dass hier ein großer Oberflächenfundplatz ist", erläuterte Dr. Svea Mahlstedt. "Wir wissen bisher wenig über die Jäger und Sammler in Nordwestniedersachsen." Vor der Grabung im Rahmen des Projektes „Mesolithikum in Nordwestdeutschland“ seien anhand von Bohrungen vier Untersuchungsbereiche festgelegt worden.

Erforscht wird u.a., wie es dazu kam, dass die Jäger und Sammler am Ende der letzten Eiszeit (ca. 9.500 bis 3.500 v. Chr.) sesshaft wurden und begannen, Landwirtschaft zu betreiben. "Wir wissen von vielen Plätzen, wo sie Steinwerkzeuge fertigten, aber zum Beispiel nicht, was sie gegessen haben", erklärte Svea Mahlstedt. Da alles, was nicht aus Stein ist, nicht erhalten ist, hoffen die Archäologen auf Pflanzenreste, Gegenstände aus Holz oder Knochen nahe der feuchten Niederungen und Moore. Diese Funde könnten Auskunft geben über die Ernährung und Wirtschaftsweise der Menschen vor vielen tausend Jahren.

Hintergrund: Das beleuchtet die Lebenssituation der letzten Jäger- und Sammlergesellschaften im Bereich der Altmoränen Niedersachsens. Im Fokus steht die Nutzung der Landschaft durch die mittelsteinzeitlichen Menschen vor 5.000 bis 10.000 Jahren und ihr Verhältnis zu Flüssen, Seen und Mooren.

Fundplatz in Groß Todtshorn könnte steinzeitlicher Treffpunkt gewesen sein

Der Fundplatz in Groß Todtshorn könnte zudem ein steinzeitlicher Treffpunkt verschiedener Gruppen gewesen sein - zum kulturellen Austausch und als Auffrischung des Genpools. Damals umfassten die Familienverbände 15 bis 25 Mitglieder. In der Gegend fließen verschiedene Flüsse und Bäche, u.a. Wümme, Oste, Este und Seeve. Da Flüsse als Orientierungs- und Verkehrswege im steinzeitlichen Wald galten, sind Fundplätze an Wasserscheiden aus Sicht der Archäologinnen und Archäologen immer besonders spannend.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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