In Otter
Zwei Wölfe ohne Scheu

Einer der Wölfe, die Jonas Barby in Otter beobachtet hat | Foto: Barby
  • Einer der Wölfe, die Jonas Barby in Otter beobachtet hat
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bim. Otter. Hat der Wolf, der sich mindestens seit dem Jahr 2017 im Raum Otter aufhält, eine Partnerin gefunden? WOCHENBLATT-Leser Jonas Barby hat am Samstag, 12. Februar, um 8.20 Uhr zwei Wölfe auf einer der Wiesen zwischen Wümmegrund und dem Ortseingang Otter gesichtet. "Sie standen recht nah an der Straße und zeigten keine Scheu. Als ich anhielt und sie beobachtet habe, richteten sie ihren Blick zu mir und zeigten großes Interesse an meinem Auto, da sie erstaunlicherweise langsam auf mich zukamen. Daraufhin habe ich aus Rücksicht auf die Tiere und aus natürlichem Menschenverstand die beiden Wölfe wieder in Frieden gelassen und habe meine Fahrt weitergeführt", berichtet er.

Rückblick: Ende 2017 wurden auf einer Weide am Todtshorner Weg - wenige hundert Meter vom Kindergarten Otter entfernt - drei Schafe getötet. Tierhalter hatten einen oder mehrere Wölfe in Verdacht, die sich an mehreren Stellen unter dem Weidezaun hindurchbuddelten, um an ihre Beute zu kommen. Mindestens ein Wolf tappte damals in eine „Foto-Falle“. Wolfsberater Marc Sander, zuständig für das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide, nahm vor Ort DNA-Proben und stellte Haare sicher. Ergebnis: Hier konnte ein Wolf als "Täter" identifiziert werden.

Wolf rannte am Tag durchs Wohngebiet

Dass Wölfe den Menschen mitunter recht nah kommen, erlebten Ende 2021 auch die Anwohner in Kakenstorf, als ein Wolf am hellichten Tag durch ein Wohngebiet trabte.

Bei den bisher der Landesjägerschaft gemeldeten Nutztierrissen ist nicht jedes Mal ein Wolf der "Täter", auch wenn Wölfe oft verdächtigt werden. Eine Übersicht über Nutztierrisse gibt das Wildtiermanagement Niedersachsen mit seinem Wolfsmonitoring. Oft heißt es dort auch: "Keine Beurteilung möglich" oder "Wolf nicht nachweisbar".
Gemäß dieser Übersicht wurden zwischen dem 9. November 2008 und dem 18. Januar 2022 in den Landkreisen Harburg und Stade folgende Anzahl Tiere durch Wölfe getötet (nur erfasste getötete oder eingeschläferte Tiere, Angaben ohne Gewähr):

Landkreis Harburg:

  • 13. September 2016: vier Schafe in Harmstorf
  • 1. Januar 2017: zwei Schafe in Handeloh-Wörme (Büsenbachtal)
  • 18. April 2017 zwei Schafe in Undeloh (Radenbachtal)
  • 23. Oktober 2017: ein Schaf in Hanstedt
  • 1. Dezember 2017: drei Schafe in Otter
  • 14. März 2018: drei Schafe in Ashausen
  • 1. Juni 2018: sechs Schafe in Nindorf
  • 30. Dezember 2018: vier Schafe in Hanstedt-Ollsen
  • 23. November 2021: ein Rind in Salzhausen

Landkreis Stade:

  • 27. Januar 2017: 13 Schafe in Oederquart
  • 19. Mai 2017: ein Rind in Balje
  • 30. Dezember 2017: zwei Schafe in Bargstedt-Frankenmoor
  • 23. Februar 2018: zwei Schafe Oederquart
  • 5. Januar 2020: ein Rind in Sauensiek
  • 4. Oktober 2021: ein Pferd in Düdenbüttel

Des Wolfs liebste Beute ist demnach klar das Schaf. Spitzenreiter bei der Anzahl der Nutztierrisse in den 45 Landkreisen und kreisfreien Städten Niedersachsens sind die Landkreise Lüneburg und Cloppenburg, gefolgt von Celle, Uelzen und Lingen (Ems). Der Landkreis Stade folgt erst an 35. Stelle, der Landkreis Harburg an 42. Stelle.

Nach Abschluss des Monitoringjahrs 2020/2021 (1. Mai 2020 bis 30. April 2021) sind in Deutschland 157 Wolfsrudel, 27 Wolfspaare und 19 residente Einzelwölfe bekannt gewesen, die nach den nationalen Monitoringstandards erfasst wurden. Aktueller Stand (Februar 2022) in Niedersachsen: 38 Wolfsrudel, zwei Wolfspaare und vier residente Einzelwölfe. 

Nachdem der Wolf bis 1850 in Deutschland nahezu ausgerottet war, gilt er Wolf seit 1980 in Deutschland als streng geschützte Art. 1998 siedelte erstmals wieder ein Wolfspaar in Sachsen. Im Jahr 2000 wurden dort die ersten Welpen nachgewiesen. Die Anzahl an nachgewiesenen Wolfsterritorien wächst in Deutschland inzwischen wieder - um rund 32 Prozent jährlich.

Bislang lag das sogenante Wolfsmonitoring in der Verantwortung der Landesjägerschaft. Zum 1. Februar haben sich die Zuständigkeiten geändert: Die Begutachtung von Nutztierschäden wurde an die Niedersächsische Landwirtschaftskammer übertragen. Die Rissbegutachtung wir zukünftig von den Bezirksförstern der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer übernommen. Im Schadensfall kann man sich direkt an den regional zuständigen Bezirksförster wenden bzw. die zentrale Hotline 0511 - 3665 1500 anrufen. Neben der Rissbegutachtung werden weiterhin die Beantragung von Fördergeldern für Präventionsmaßnahmen, wie auch die Beantragung von Billigkeitsleistungen im Schadensfall von der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer bearbeitet.
Die Vor-Ort-Beratung hinsichtlich Präventionsmaßnahmen wird weiterhin von den ehrenamtlichen Wolfsberatern durchgeführt. 

Weitere Informationen und Kontaktdaten gibt es unter www.wolfsmonitoring.com

Gerichtshof stärkt Schutz der Jäger bei Wolfsentnahme


Wölfe haben ein bis zu 350 Quadratkilometer großes Territorium

bim/nw. Landkreis Harburg. Wie viele Wölfe im Landkreis Harburg leben, ist laut Wolfsberaterin Svenja Oßenbrügge schwer zu beantworten. "Dauerhaft haben wir ein Rudel im Landkreis Harburg, das Garlstorfer Rudel. Hier wurde im Jahre 2020 der Rudelführer verletzt aufgefunden und musste erlöst werden, so dass wir zurzeit nicht genau wissen, welche Struktur das Rudel hat. Gesichert sind in diesem Monitoringjahr drei Tiere."#%Zusätzlich würden Reviere anderer Rudel in den Landkreis ragen. Wolfsterritorien seien je nach Nahrungsvorkommen zwischen 200 und 350 Quadratkilometer groß. Svenja Oßenbrügge nennt einen Vergleich: "Die Fläche der Stadt Buchholz, der Gemeinde Seevetal und der Gemeinde Rosengarten haben zusammen eine Fläche von etwa 243 Quadratkilometern. Die Territorien sind nicht starr und können sich im Laufe der Zeit auch verschieben."
Auf der Suche nach einem Territorium würden Wölfe täglich maximal 70 Kilometer am Tag zurücklegen, bei ihren täglich Streifzügen aber weniger. "Vor allem die Jungtiere beginnen im Winter damit, sich immer weiter von ihrem Rudel zu entfernen und die Welt alleine zu erkunden", erläutert Svenja Oßenbrügge.

Hier der Beitrag von Dezember 2017: 

Wolf reißt Schafe in Kindergarten-Nähe
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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