Glyphosat-Diskussion: Agraforum GmbH setzt auf Pflanzenextrakte statt auf Chemie
(bim). Wut und Entsetzen löste bei vielen Verbrauchern der Alleingang von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) aus, als der Ende November für Deutschland in der EU-Kommission in Brüssel für eine um fünf Jahre verlängerte Lizenz des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat stimmte - und damit auch Bundesumweltministern Barbara Hendricks (SPD) brüskierte. Seither fordern Politik und Naturschutzverbände nach dem Vorbild Frankreichs auch für Deutschland einen nationalen Glyphosat-Ausstieg. Dabei steht das Herbizid in der aktuellen Diskussion offenbar eher symbolisch für die Gesamtbelastung des Bodens mit synthetischen Stoffen. Dass man auch mit natürlichen Mitteln Pflanzen und ihre Abwehrmechanismen stärken kann, davon sind Christian Weiß aus Tostedt und Dipl.-Agraringenieur Thomas Hüster aus Bomlitz, die auf natürliche Pflanzenstärkung setzen, überzeugt.
"Wir bauen Wildpflanzen an und extrahieren natürliche Inhaltsstoffe, die auf andere Pflanzen aufgebracht werden", erläutern Christian Weiß und Dipl.-Agraringenieur Thomas Hüster vom Unternehmen Agraforum in Bomlitz. Gemäß des Mottos "Natur hilft Natur" arbeitet die Agraforum GmbH seit rund 20 Jahren an Pflanzenextrakten und überprüft deren Wirksamkeit auf Bioaktivität. Die entwickelten Pflanzenstärkungsmittel finden u.a. bei landwirtschaftlichen Kulturpflanzen Einsatz. Zurück zu mehr Natur ist ein Thema, das aufgrund der aktuellen Diskussion um das Herbizid Glyphosat an Bedeutung gewonnen hat.
Die u.a. aus einem Pool von mehr als 3.000 Pflanzenextrakten gewonnenen Pflanzenstärkungsmittel wirkten wie ein Breitband-Tonikum beim Menschen. "Viele Stoffwechselprozesse, die in Kulturpflanzen aufgrund züchterischer Eingriffe nicht mehr aktiv sind, werden dadurch angeregt. Außerdem werden natürliche Stoffe besser von einer Pflanze verarbeitet. So kann die Pflanze ihre Energie nutzen, um Abwehrmechanismen gegen Stressfaktoren wie Hitze, Kälte, Trockenheit und Starkniederschlag zu entwickeln", erläutert Weiß.
Er und Prof. Dr. Thomas Hüster berichten von positiven Beispielen, bei denen Landwirte auf die Pflanzenstärkungsmittel aus Pflanzenextrakten umgestellt haben. "Das hat uns gezeigt: Man kann den Einsatz von Chemie optimieren und mit weniger Chemie-Einsatz die gleichen oder sogar bessere Erträge erzielen. Das spart Kosten und ist besser für die Umwelt." Die biologischen Aktivatoren für wichtige Stoffwechselprozesse von Kulturpflanzen seien durch wissenschaftliche Forschungsarbeiten und im weltweiten Praxiseinsatz, u.a. in den USA, Südamerika und China, bestätigt worden.
Christian Weiß kann aber auch die Sicht der Landwirte verstehen, die Glyphosat einsetzen. "Für den Landwirt ist Glyphosat im Moment ein probates Mittel, weil es gegen Pflanzen, die als schädlich gelten, wirkt und die Ernte nicht beeinträchtigt. Aber es bilden sich auch Resistenzen", so Christian Weiß.
"Was wir beklagen, ist die einseitige Chemiegläubigkeit. Denn darunter leidet die Umwelt. Das zeigt sich auch in der Nitratbelastung der Gewässer durch den zu hohen Einsatz an Düngemitteln." Aber: "Die Landwirtschaft ist auf Flächenerträge angewiesen. Würde Glyphosat verboten, würden Landwirte sicherlich nicht wieder aufs Pflügen umsteigen, sondern eher auf andere Herbizide, die noch schädlicher sind", ist Christian Weiß überzeugt.
Ein Lösungsansatz sei es, wie jetzt durch die Glyphosat-Diskussion geschehen, die Verbraucher zu sensibilisieren. Diese seien ihrerseits gefragt, den Landwirten die ökologischer erzeugten Produkte zu angemessenen Preisen abzunehmen.
Auch müsse es politisch gewollt sein, eine andere Landwirtschaft zu etablieren. Das sollte nicht durch Verbote geschehen, sondern durch die finanzielle Förderung einer bäuerlichen Landwirtschaft, die sich in die natürlichen Ökosysteme integriert und damit zur Nachhaltigkeit führt.
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