Winsen
Eckermann-Realschule stellt Unterrichtsergebnisse Arbeiter- und Volksaufstand in der DDR aus
Im Rahmen ihres Politikunterrichts setzten sich die Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs der Johann-Peter-Eckermann-Realschule in Winsen mit den Ereignissen rund um den 17. Juni 1953 in der DDR auseinander. Was damals vor 70 Jahren als spontaner
Arbeiteraufstand begann, endete in einem landesweiten Volksaufstand, an dem ca. eine Million Menschen beteiligt waren. Standen zu Beginn der Proteste für die Arbeiter noch die schlechte Versorgungslage und die Erhöhung der Arbeitsnormen im Mittelpunkt ihrer Demonstration auf der Stalinallee am 16. Juni, waren im Laufe des nächsten Tages die allgemeinen Schikanen und die Politik des Ulbricht-Regimes Grund für eine landesweite Volkserhebung.
Nach einer kleineren Unterrichtseinheit, sollten sich die Jugendlichen in Form einer
Facharbeit mit der Thematik befassen. Als Grundlage sollte ein Bild, welches die Ereignisse
des 17. Juni 1953 widerspiegelt, ausgewählt und, eingebettet in den historischen Kontext,
beschrieben werden. Anschließend sollte die Aussageabsicht des Fotografens analysiert und
begründet werden, warum genau dieses Bild ausgewählt wurde.
Lehrer Philip Dellemann und Schulleiter Andreas Neises zeigten sich voll des Lobes über die
Arbeit ihrer Schülerinnen und Schüler: "Eine Vielzahl der Facharbeiten sind beeindruckende
Beispiele für historisches Bewusstsein und kritisches Denken. So zeigen diese, dass nicht
nur das gewählte Bild gekonnt in den historischen Kontext eingebettet und seine Bedeutung
analysiert wird, sondern die Schülerinnen und Schüler sehr einfühlsam und feinsinnig die
damalige Stimmung in Worte fassen konnten.“
Ab Samstag, 17. Juni, wird eine Auswahl der Facharbeiten, eingebettet in die Dokumentation „Wir wollen freie Menschen sein“ von der Bundesstiftung Aufarbeitung, in der Lobby des
Gebäudes B vor dem Sitzungssaal des Kreishauses ausgestellt. Bis Freitag, 30. Juni
können dann Bürgerinnen und Bürger sich die Ergebnisse anschauen.
Die Ausstellung dokumentiert die dramatische Entwicklung und zeigt am Ende die blutige
Realität: Sowjetische Panzer schlugen, da die SED-Führung der Lage nicht gewachsen war,
den Aufstand nieder. Was im Westen jahrzehntelang als "Tag der Deutschen Einheit“ gedacht
wurde, wurde im Osten als "konterrevolutionäre Putschversuche“ bezeichnet oder tot
geschwiegen.
Kreisrätin Annerose Tiedt, die bei dem Aufbau der Ausstellung zugegen war, lobte die
Jugendlichen für ihre intensive Auseinandersetzung mit diesem Kapitel Deutsch-Deutscher
Geschichte und machte deutlich, dass dieser Gedenktag seit der Deutschen Einheit zu
Unrecht oft aus dem Blick geriete. So mache der Volksaufstand deutlich, dass Freiheit,
Selbstbestimmung und Demokratie nicht als selbstverständlich hingenommen werden
dürften, sondern wir alle aufgefordert seien, sich dafür zu engagieren.
Und auch der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, André Bock, dankte den
Schülerinnen und Schülern für ihr geschichtspolitisches Engagement, stehe doch der 17.
Juni 1953 als mahnendes Zeichen für den unerschütterlichen Willen des deutschen Volkes
nach Freiheit und Demokratie. Die tapferen Männer und Frauen, die damals gegen
Unterdrückung und Unfreiheit aufgestanden seien, so Bock weiter, verdienten unseren tiefen
Respekt. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit erinnere uns daran, dass wir stets wachsam sein
müssen, um die Grundwerte unserer Gesellschaft zu schützen und zu verteidigen. Der 17.
Juni darf niemals vergessen werden, denn er mahnt uns, dass Freiheit nicht
selbstverständlich ist, sondern eine ständige Verpflichtung für uns alle darstellt.
Darüber hinaus hat das Politikprojekt auch gezeigt, dass die Schülerinnen und Schüler sehr
wohl ihren Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen in anderen Ländern, zum Teil
auch in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, richten und erkennen wie wichtig die freie
Meinungsäußerung und die Demokratie sind und es schätzen lernen in einem Land zu leben,
in welchem rechtstaatliche Prinzipien fest verankert sind.
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