"Ehrenamtliches Engagement würdigen" - Bürgerpreis des Landkreises Harburg wurde verliehen
thl. Winsen. „Zum einen wollen wir das so wichtige Ehrenamt in die Öffentlichkeit rücken, zum anderen wollen wir einfach ‚Danke‘ sagen. Denn unsere Preisträger handeln ganz nach dem Motto des Bürgerpreises: ‚für mich, für uns, für den Landkreis Harburg‘.“ Mit diesen Worten umriss Heinz Lüers, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, am Montagabend bei der Verleihung des Bürgerpreises des Landkreises Harburg die Ziele der Ehrung. Die Feierstunde fand in den Räumen der Sparkasse Harburg-Buxtehude in Winsen statt.
„Lag es an dem Thema ‚Vorausschauen engagiert: real, digital, kommunal'? Wir hatten in diesem Jahr weniger Bewerbungen als sonst. Das war aber ein bundesweiter Trend“, so Lüers in der Bilanz. Die Folge: In der Kategorie „U21“ gab es keinen Preisträger. Aus diesem Grund hatte sich die Jury entschieden, in diesem Jahr einmalig einen Sonderpreis zu vergeben.
Carl Kurtz (18), vor drei Jahren noch selbst Preisträger, war in diesem Jahr als beratendes Jury-Mitglied aktiv. „Es war spannend zu sehen, wie die Bewerber mit ihren Projekten das Thema umgesetzt haben“, resümierte er.
Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Big Band des Gymnasiums am Kattenberge in Buchholz untermalt. Besonders hervor stach dabei Sänger Johannes Frommhold. „Sehr beeindruckend. Ich finde, Sie sind ein Kandidat für die nächste Staffel von 'The Voice'', lobte Heinz Lüers und scherzte: „Und wenn Sie dann diese Veranstaltung hier als Ihr Sprungbrett ins Spiel bringen, das wäre die Krönung.“
Die Preisträger und ihr Engagement:
• Kategorie Alltagshelden: Günther Meschkat (62) aus Hanstedt. Zusammen mit sechs Mitstreitern betreibt Meschkat die Initiative Freifunk Nordheide. Sie baut aktiv ein gemeinschaftliches und offenes WLAN-Netz im Landkreis Harburg auf, das kostenlos von allen Menschen genutzt werden kann. Die Unterstützung erstreckt sich auf die Installation und den Aufbau der Freifunkrouter. Dabei wird auch Wissen über digitale Netze, Datenschutz, Technik und die Anwendung freier Netzwerke vermittelt. Regelmäßige öffentliche Treffen werden angeboten. Bisher wurden ca. 300 Freifunkrouter im Landkreis Harburg aufgebaut. Versorgt werden Marktplätze, Flüchtlingsunterkünfte, Jugendtreffs, Rathäuser, Restaurants, ein Bahnhof und das Kiekeberg-Museum. „Ich fühle mich nicht als alleinige Alltagsheld, sondern der ganzen Gruppe gehört der Dank“, so Meschkat. „Wir suchen übrigens noch Freiwillige, die ihr WLAN zur Verfügung stellen, vor allem auch in Winsen.“
• Kategorie Lebenswerk: Reinhild Bonte (75) aus Tötensen. Vor 25 Jahren hat sie unter dem Dach des DRK-Ortsvereins den Nachrichtendienst für Sehbehinderte ins Leben gerufen und diesen die ganzen Jahre geleitet. Der ehrenamtliche Leserkreis trifft sich jeden Mittwoch, um ein buntes Potpourri aus Lokalnachrichten für Sehbehinderte und Blinde auf CD aufzunehmen. Darin enthalten sind Tipps für Veranstaltungen, Meldungen aus den Ortschaften im Landkreis Harburg, Ernstes und Kurioses. Als Fundgrube dienen dem Leserteam dabei ausgewählte Artikel aus der Lokalpresse, wie z.B. dem WOCHENBLATT.
Jede Woche werden die CDs kostenlos per Blindensendung verschickt. Sie sind auf jedem CD-Spieler, einem DAISY-Gerät oder einem Computer abspielbar. Wer keine CD mehr erhalten möchte - ein Anruf oder eine E-Mail ans Leserteam genügt. Es gibt keine Kündigungsfristen, keine Kosten. Sämtliche Kosten werden durch Spenden über den DRK-Ortsverein gedeckt.
In seiner Laudatio lobte Landrat Rainer Rempe das Wirken Bontes: „Wenn Sie mal in den Urlaub gefahren sind, hat Ihr Sohn Sie vertreten. Sie haben aus dem Leserkreis ein Familien-Engagement gemacht.“
• Sonderpreis für ehrenamtliches Engagement: Franz Rosenkranz (73) aus Hamburg-Neugraben. Franz Rosenkranz kam in den 1960er Jahren aus Oberösterreich in den Landkreis Harburg und kümmert sich als Müller um viele Mühlen in der Region. In den vergangenen Jahren wurde er immer wieder für den Bürgerpreis vorgeschlagen. Ohne ihn wären die Mühlen im Landkreis um das wichtige Element der praktischen Vorführung und Erläuterung, also der Weitergabe historischen und handwerklichen Wissens beraubt. Auch dass die Mühlen überhaupt betriebsfähig sind, ist ihm zu verdanken. Im vergangenen Jahr hat er 15 freiwillige Müller an der Wassermühle Karoxbostel ausgebildet. Franz Rosenkranz empfängt seit Jahren Kindergruppen und Schulklassen und begeistert sie für Mühlen und das Müllerhandwerk. Als er von dem diesjährigen Thema „Digital“ erfuhr, sagte er: „E-Mail habe ich nicht, ich mahle Mehl. Das muss reichen.“
Laudatorin Svenja Stadler, SPD-Bundestagsabgeordnete, lobte das „beeindruckende Fachwissen, das handwerkliche Geschick und die große Leidenschaft“ mit der sich Rosenkranz seinem Hobby, den Wassermühlen, widme.
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