Mit einem Schritt in die Vergangenheit
In Stallbaum's Gasthaus ist die Zeit stehen geblieben

Ein Anblick der bald verschwindet?  | Foto: Robin  Machel
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Nachdem das Gasthaus Stallbaum in einem sechsjährigen Dornröschenschlaf gelegen hat, ist es auf einmal wieder in aller Munde. Wie das WOCHENBLATT berichtete,  wird es zum Kauf angeboten. Für knapp 1 Million Euro zu erwerben. 

Viele Winsener fragen sich, was kommt? Aber das ist alles noch Zukunftsmusik.  Man wird wohl mit einem Neubau leben müssen, da die Bausubstanz sehr schlecht ist.

Alle, mit denen ich gesprochen habe, rechnen mit einem Büro- und Wohngebäude.  Dies wird unserer Innenstadt natürlich wieder ein Stück ihres alten Flairs nehmen.  Die Stadt zeigte auch kurz Kaufinteresse. Aber mit leeren Kassen? Die Macht des Geldes wird hier wohl wieder siegen. 

Viele ältere Winsener erinnern sich aufgrund der bevorstehenden Veränderung wieder daran, welche tolle Zeiten sie im Gasthaus Stallbaum erlebt haben. Ich habe einen Zeitzeugen, den ehemaligen Herrenausstatter und Nachbarn Walter Lieske befragt, der Winsens Geschichte genau kennt. 

Dieses Gasthaus war früher der gastronomische Mittelpunkt in Winsen. In den Räumen haben sich viele Vereine gegründet und ihre Versammlungen abgehalten. Fast alle Chöre haben in dem riesigen Saal geprobt. 

Die Schützenfeste fanden hier ihren Anfang und endeten anschließend mit einem großen Ball. Auch viele Familien feierten hier ihre Feste, wie z.B. silberne und goldene Hochzeiten. 

Aber irgendwann war die Zeit vorbei. Leider verstarben viele Stammgäste und die jüngere Generation vergnügte sich außerhalb. Die Zeit überholte das Gasthaus. Es geriet einfach in Vergessenheit.

2017 war dann endgültig Schluss. Nach dem Tod des Inhabers versuchte seine Frau Karen Jedamski das Gasthaus alleine weiterzuführen, aber eine schwere Krankheit verhinderte dies. 

Ich selbst war leider nie Gast in diesem Haus. Ich fragte mich aber, wie sieht es hinter der Fassade nach so vielen Jahren Leerstand aus?

Dankenswerterweise ermöglichte mir der Geschäftsführer von Oertzen Immobilien, Herr Robin Machel, eine Besichtigung des Gasthauses. 

Es war wirklich wie eine Reise in die 70-er. Nach dem Eintreten war ich gefühlt in der Vergangenheit angekommen. 

Wie man auch auf den Bildern sieht, ist die Zeit hier stehen geblieben. Man hat das Gefühl, einmal saubermachen und der Betrieb kann weitergehen. Dies ist natürlich unmöglich. Die Jahre haben viele Wunden in dieses Gasthaus geschlagen. 

Trotzdem man kann sich vorstellen, was für tolle Zeiten diese Mauern gesehen haben.

Ein besonderes Erlebnis war es, als ich die Tür in der ersten Etage öffnete. Ein Saal, so weit das Auge reichte.  Es müssen tolle Feiern oder auch Bälle gewesen sein, die hier stattfanden. Mit ein wenig Fantasie konnte ich die festlich gekleideten Menschen sogar feiern und tanzen sehen. 
Aber es ist eben alles Geschichte. 

Ich hoffe, mit den Bildern die Erinnerungen bei den älteren Menschen zurückzubringen. 
Die jüngeren können sich vielleicht ein Bild unserer Generation machen, die festliches Ausgehen und rauschende Feste liebten. 

Was heute leider in dieser Form nur noch selten oder gar nicht mehr stattfindet. Aber vielleicht schafft es der neue Besitzer, zumindest die Fassade zu erhalten. Für die Ansicht des Stadtkerns wäre es wünschenswert.

Leserreporter:

Rüdiger Störtebecker aus Winsen

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4 Kommentare

Leserreporter
Hilke Dobosch aus Winsen
am 20.07.2023 um 22:31

Ja, das sind tolle Bilder und sie wecken viele Erinnerungen.
Hier bitte eine freundliche Anmerkung an die Redaktion:
Die richtige Schreibweise des Familiennamens der früheren Inhaber wäre schon toll gewesen. 
Die Familie heißt "Jedamski" und nicht Sedanski.

Leserreporter
Rüdiger Störtebecker aus Winsen
am 21.07.2023 um 08:08
Kommentar wurde am 21. Juli 2023 um 08:09 editiert

Das tut mir leid und ich kann mich nur dafür entschuldigen. Sollte nicht passieren.

Leserreporter
Susann Susanne Oltmanns aus Stade
am 01.01.2024 um 10:24

Wie ist es mit dem Denkmalschutz in Winsen? So ein Treppengiebel müsste doch
unter Denkmalschutz stehen. 
Der darf nicht abgerissen werden, ist jawohl auch Innenstadt, sonst hat die Stadt
als unterste Denkmalschutz-
Behörde was versäumt. Lüneburg, Am Sande, besteht
ja nur aus solchen. Eine intakte Innenstadt ist ja auch wichtig
für den Tourismus/Gäste. 
Der Saal, Tonnendecke ist ja
typisch für unsere alten Gaststätten. Bei uns in Grünendeich ist die 'Schöne
Fernsicht' mit vielen Anläufen
auch noch in Betrieb, die hat auch einen solchen Saal. Gastronomen scheiterten, dann
glaube ich mal Dorfgemeinschaft. Schwierig, aber wo ein Wille, auch ein Weg. 
Engagierte Bürger mit Kompetenz, und eine Stadt, die
auch Sinn für Denkmalschutz hat, wichtig. Das Innenleben, auch sehr gepflegt und gut erhalten. Erhaltenswert.