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Rechtssicherheit soll beim Wolf geschaffen werden

Winsen
Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen

Auch gemeinsames Musizieren stand auf dem Programm | Foto: Netzwerk barrierefrei leben
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  • Auch gemeinsames Musizieren stand auf dem Programm
  • Foto: Netzwerk barrierefrei leben
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Mit einer bunten Open-Air-Veranstaltung vor dem Rathaus in Winsen hat das „Netzwerk barrierefrei leben“ im Landkreis Harburg die „Aktion Spürnase“ gestartet. Bürger sind aufgerufen, Barrieren aller Art ausfindig zu machen und Fotos der „Tatorte“ einzuschicken. Anlass ist der Europäische Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.

Mehrere Hundert Menschen kamen zu der Veranstaltung in der Innenstadt. "Die Stadt Winsen kann stolz sein in puncto Barrierefreiheit“, lobte Petra Kohls vom Inklusionsbeirat im Landkreis. Als Beispiele nannte sie das Blindenleitsystem in der Innenstadt oder inklusive Spielplätze. „Aber es gibt immer noch viel zu verbessern.“ Taktile Elemente auf Gehwegen, an denen sich Sehbehinderte mit ihrem Langstock orientieren können, seien sinnlos, wenn sie mit Fahrrädern, Mülltonnen oder Blumenkübeln zugestellt würden, kritisierte Kohls. Und

kein Rollstuhlfahrer könne eine barrierefreie Toilette nutzen, die nur über eine Treppe zu erreichen sei.

Das Netzwerk will solche Beispiele sammeln. Dabei sind Barrieren im weitesten Sinn gemeint. „Es geht nicht nur um eine Rolli-Rampe, die zu steil ist“, unterstrich Petra Kohls. Hindernisse müssten auch bei der Teilhabe an Freizeitangeboten oder dem Zugang zum Arbeitsmarkt abgebaut werden. Kohls: "„Barrierefreiheit beginnt in den Köpfen“

„Menschen mit Behinderungen brauchen keine mitleidigen Blicke, sondern Maßnahmen, die ihnen ein Leben in Selbstbestimmung ermöglichen“, bekräftigte Detlev Schulz-Hendel. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen Landtag hatte die Schirmherrschaft für den Aktionstag in Winsen übernommen. Er appellierte an politische Entscheidungsträger, der Barrierefreiheit „einen deutlich höheren Stellenwert einzuräumen“. Initiativen und Vereine sollten entsprechend Flagge zeigen. „Barrierefreiheit beginnt in den Köpfen“, so Schulz-Hendel.

An den Ständen in der Fußgängerzone konnten Besucher selbst testen, was ein Handicap für die Mobilität bedeutet. Wahlweise mit einer dunklen Maske vor den Augen oder mit einer Brille, die nur verschwommenes Sehen erlaubt, tasteten sie sich mit dem Langstock voran. Andere nahmen probeweise in einem Rollstuhl Platz oder legten eine Strecke mit dem Rollator zurück.

Für mitreißende Beiträge sorgten unterdessen die Häppi Kaps, ein Chor aus dem Wohnhaus der Lebenshilfe in Buchholz, sowie Tänzerinnen und Tänzer aus dem Haus Huckfeld von Fördern & Wohnen. Der Künstler MAFI, ein Neuntklässler der Förderschule An Boerns Soll, beeindruckte mit Songs am E-Piano.

Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Aktion Mensch. Sie bündelt das Engagement zum Protesttag für Gleichstellung und gibt das bundesweite Motto aus, in diesem Jahr „Viel vor für Inklusion! Selbstbestimmt leben - ohne Barrieren“. Der Protesttag findet seit 1992 statt, jeweils rund um den 5. Mai.

Eine der Teilnehmerinnen in Winsen war übrigens die 28-jährige Helena Maruska aus Buchholz. Sie sitzt im Rollstuhl, bekommt Assistenz von der Ambulanten Betreuung der Lebenshilfe und engagiert sich im Inklusionsbeirat. Dass für Barrierefreiheit noch zu viel zu ist, zeigt sich schon daran, dass sie die Anfahrt mit einer Betreuerin im Auto zurücklegte. „Mit öffentlichen Verkehrsmitteln würde ich mich gar nicht trauen“, so Helena Maruska. „Man weiß nie, ob am Bahnhof der Fahrstuhl funktioniert.“

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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