Winsen
Wie barrierefrei ist die neu gestaltete Innenstadt?
Barrierefreiheit - das war das große Ziel der Umgestaltung der Innenstadt in Winsen. Inzwischen ist ein Großteil der Baumaßnahmen abgeschlossen. Auf Initiative der Grünen-Ratsfraktion nahmen Vertreter des
Inklusionsbeirates des Landkreises Harburg sowie Ansprechpartner des Blinden- und Sehbehindertenverbandes das Ergebnis unter die Lupe.
Spezielle Brillen vermittelten den anwesenden Politikern gleich zu Beginn einen Eindruck von der Einschränkung, mit der die betroffenen Mitbürger ihren Alltag zu bewältigen haben. Das im Pflaster verlegte Blindenleitsystem in Verbindung mit dem Blindenstock ist eine notwendige und praktikable Hilfe - wie Hella Boltz und Margot Schäfer selbst ausprobierten. "Die Hilfe endete jedoch jäh in den quer zur Laufrichtung
verlegten Regenwasser-Einläufen", so das Fazit der beiden Ratsfrauen.
"Überhaupt wird durch die Verlegung des Leitsystems in der Regenrinne der Eindruck für Unbeteiligte erzeugt, es handele sich um die notwendige Entwässerung. Entsprechend ist auch sowohl auf dem Wochenmarkt als auch im weiteren Verlauf der Innenstadt das Leitsystem zugestellt und blockiert", kritisiert Schäfer. "Dieses geschieht nicht aus mangelnder Hilfestellung heraus, sondern aus Unwissenheit der Marktbeschicker und Gewerbetreibenden", ist Hermann Wiebe vom Blinden- und Sehbehindertenverband überzeugt.
Offen liegende Stromanschlüsse bilden an Markttagen Stolperfallen auch für nicht beeinträchtigte Personen. "Hier ist die Stadt gefordert, Abhilfe zu schaffen, Position zu beziehen und durch Öffentlichkeitskampagnen und mittels des Ordnungsamtes Klarheit zu schaffen", so Schäfer weiter.
Weitere Mängel sind der mangelnde farbliche Kontrast des Leitsystems sowie der fehlende Unterlaufschutz bei den neu aufgestellten Bänken und Fahrradbügeln. Das Gefälle im Pflaster stellt zudem ein erhebliches Problem für Personen mit Rollatoren dar. Auch endet das Leitsystem in der Eckermannstraße im Nirgendwo ohne Möglichkeit, die Straße zu queren, obwohl der Streifen auf der gegenüberliegenden Seite in der Rathausstraße weiter geführt wird. "Diese Mängel sind nicht mehr zu beheben und hätten durch eine frühe Einbeziehung von Betroffenen vermieden werden können", macht Schäfer deutlich.
Das Fazit der Grünen: Es gibt noch einiges zu tun. So sollten umgehend alle Fahrradbügel daraufhin überprüft
werden, ob die abgestellten Fahrräder in das Leitsystem hinein ragen und - falls ja - neu platziert werden. Ein Unterlaufschutz für Bänke und Fahrräder sei nachzurüsten. "Auch wenn die Tatsache, dass sich sehbehinderte und blinde Menschen bei Regenwetter nasse Füße in der Regenrinne holen nicht veränderbar ist, so ist doch das Umsetzen der Entwässerungseinläufe in Gehrichtung möglich", sagt Schäfer.
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