Fehlende Automaten und "unterirdischer Service"
Metronom in der Kritik
Wenn die Bürgermeisterin einer Gemeinde mit mehr als 40.000 Einwohnern in die Tasten haut und einen offenen Brief verfasst, muss ihr Ärger groß sein. Emily Weede, Bürgermeisterin der Gemeinde Seevetal, hat genau das getan: Adressat des offenen Briefs ist die Metronom-Eisenbahngesellschaft, Auslöser des öffentlichen Protests sind fehlende Fahrkartenautomaten am Bahnhof in Meckelfeld. Wie berichtet, war dieser erst in diesem Jahr nach umfangreichen Umbaumaßnahmen wieder freigegeben worden.
"Mit großer Verwunderung habe ich erfahren, dass es am Bahnhof Meckelfeld derzeit keinen Fahrbahnautomaten gibt", schreibt Emily Weede. Als Begründung sei ihr von der Metronom-Eisenbahngesellschaft mitgeteilt worden, dass "die Kabellänge nicht für die Verlegung an den neuen Standort ausreichen würde". Sie sei irritiert und erschrocken über diese Tatsache. Es habe genügend Zeit bestanden, den Fahrkartenautomaten während der Bauarbeiten zu installieren. "Verärgert bin ich zudem darüber, dass wir als Gemeinde hierüber nicht informiert wurden", kritisiert Weede.
Es sei nicht akzeptabel, dass die Bevölkerung nicht nur unter Verspätungen, Ausfällen und Fahrbahnkürzungen leide, "sondern dass sie jetzt auch nur unter erschwerten Bedingungen in den Besitz einer Fahrkarte kommen kann". Wer zu Fuß oder mit dem Auto zum Bahnhof komme und nicht in Besitz einer Zeitkarte sei, sei auf den Automaten angewiesen. Weede: "Ich erwarte, dass jetzt umgehend gehandelt wird und ein Fahrkartenautomat am Bahnhof Meckelfeld in Betrieb genommen wird!"
Jetzt hat Weede eine offizielle Stellungnahme des Metronom erhalten. Fazit: Metronom trifft keine Schuld, die Deutsche Bahn müsste den Automaten aufstellen. Am Mittwoch, 18. Oktober, hätten Metronom und die DB-Kommunikation den Fahrkartenautomaten in Meckelfeld wegen des Bahnhofsumbaus abgebaut, erklärt Michelle Kränzlein, Referentin Kommunikation beim Metronom. "Die neuen Automaten sollten eigentlich noch am selben Tag am neuen Standort im Bahnhof Meckelfeld wieder aufgebaut werden", so Kränzlein. Leider habe sich erst nach dem Abbau herausgestellt, dass das neue Fundament, welches durch DB-Kommunikation geplant und gefertigt wurde, nicht für die Metronom-Automaten passt.
Ein Aufbau der Automaten auf den alten Standplätzen sei nicht möglich gewesen, da weitere Rückbauarbeiten an dem alten Bahnsteig stattfinden sollten. DB-Kommunikation habe mitgeteilt, dass sie das richtige Fundament zwei Wochen später fertig haben wollten, damit unsere Automaten wieder aufgebaut werden können. "Leider ist dieser Fall bis heute nicht eingetreten", betont Kränzlein. Man stehe mit DB-Kommunikation im engen Austausch und sei mit der aktuellen Situation "sehr unzufrieden". Allerdings stehe bis heute nicht fest, wann Metronom die Automaten in Meckelfeld wieder aufbauen kann.
Derweil beschweren sich immer mehr Passagiere über die aus ihrer Sicht "desaströse Situation" der Bahnpendler im Landkreis Harburg und die "unterirdischen Service". Schon seit mehreren Wochen erlebe er als Pendler tägliche Verspätungen zwischen 30 und 60 Minuten zwischen Buchholz und Hamburg-Harburg und zurück, berichtet WOCHENBLATT-Leser Carsten Stein aus Buchholz. Oftmals seien die Metronomzüge bereits im Hamburger Hauptbahnhof so überfüllt, dass keine zusätzlichen Passagiere an Bord genommen würden. "Und hierbei geht es nicht um die zwei Verstärkerzüge pro Stunde, welche bereits vor Monaten fast komplett aus dem Fahrplan gestrichen wurden", kritisiert Stein. Vor Kurzem traf es ihn erneut: Ein Metronomzug war ausgefallen, die Passagiere wichen auf den nächsten Zug aus. Dieser war irgendwann heillos überfüllt. So habe er seinen Wohnort Holm-Seppensen mit einer Verspätung von 60 Minuten erreicht. Steins Vorwurf: "Der Fahrplan ist in der Praxis nur noch eine grobe Orientierungshilfe, mehr nicht."
Das WOCHENBLATT bat die Metronom-Eisenbahngesellschaft um Stellungnahme, wie sie das Problem lösen wolle. Bis Redaktionsschluss traf keine Antwort ein. (os).
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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