Neuer Tarifvertrag für Lokführer
Kritik vom Fahrgastbeirat
In den vergangenen Monaten hielt die harte Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GdL das ganze Land in Atem. Mehrere Streiks legten den Verkehr zum Teil für eine ganze Woche lahm. In dieser Woche einigten sich DB und GdL auf einen neuen Tarifvertrag. Auch wenn dadurch jetzt erst einmal eine Friedenspflicht bis Ende Februar 2026 besteht, gibt es nach der Einigung auch skeptische Töne. "Ich traue dem Frieden nicht, denn ich sehe in dem neuen Tarifvertrag auch viel Sprengstoff", sagt Jürgen Maack vom Fahrgastbeirat im Landkreis Harburg.
Die Lokführer sollen in zwei Schritten einen Inflationsausgleich in Höhe von 2.850 Euro bekommen. Zudem wird der Lohn ebenfalls in zwei Schritten um insgesamt 420 Euro pro Monat angehoben werden - am 1. August 2024 sowie am 1. April 2025 gibt es jeweils 210 Euro zusätzlich. Schließlich wird die wöchentliche Regelarbeitszeit für Lokführer bis zum Jahr 2029 schrittweise von derzeit 38 auf 35 Stunden pro Woche gesenkt - und das bei vollem Lohnausgleich. Allerdings setzte die DB durch, dass Lokführer freiwillig länger arbeiten können und dann auch mehr verdienen - pro Stunde gibt es 2,7 Prozent mehr Lohn.
Genau diese Regelung könnte in Zukunft für Probleme sorgen, befürchtet Jürgen Maack. "Die unterschiedlichen Verdienstmöglichkeiten bringt die Belegschaft in Unruhe", sagt er. Er sehe die Gefahr, dass Lokführer gegeneinander ausgespielt würden. Zudem sieht Maack praktische Probleme bei der Umsetzung einer 35-Stunden-Woche: "Man kann einen Lokführer ja nicht während der Fahrt irgendwo im Nirgendwo austauschen, wenn sein Zeitkontingent voll ist." Er habe das Gefühl, dass der neue Tarifvertrag nicht bis zu Ende durchdacht wurde.
Dass gute Arbeit auch gut bezahlt werden muss, sei unstrittig, so Maack. "Der Weg dahin war aber vollkommen falsch." Die Tarifpartner hätten von Beginn an "nur aufeinander geschossen, anstatt miteinander zu reden", kritisiert der Fahrgastbeirat. Vor allem Claus Weselsky, Chef der GdL, nimmt er ins Visier: "Ich hatte den Eindruck, als wenn er sich zum Abschied ein Denkmal setzen wollte. Es kann nicht sein, dass man wie Weselsky von Beginn an eine Schlichtung ausschließt. So geht das nicht." Dadurch sei ein ganzes Land in Geiselhaft genommen worden. Pendler seien quasi ins Auto gezwungen worden, Schwerbehinderte, die auf die Bahn angewiesen sind, vor große Probleme gestellt worden. "Mittlerweile können wir nicht mehr guten Gewissens raten, auf die Bahn umzusteigen", sagt Jürgen Maack. "Und das als Fahrgastbeirat. Das muss man sich mal vorstellen!"
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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