Masern legen IGS in Buchholz lahm

Eine Woche lang fand der Unterricht an der IGS in Buchholz nach einem Notfallplan statt
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Ein einzelner Fall sorgt für ausgedehnten Unterrichtsausfall an der IGS Buchholz / Kreis rät zu Schutzimpfung

os. Buchholz. Kann es tatsächlich sein, dass im 21. Jahrhundert eine Schule mit mehr als 1.000 Schülern durch einen einzigen Fall von Masern lahmgelegt wird? Ja, wissen jetzt die Verantwortlichen, Schüler und Eltern der Integrierten Gesamtschule (IGS) Buchholz. "Ich habe mich gewundert, was für eine Welle der Fall erzeugt hat", erklärt IGS-Leiter Holger Blenck.
Eine Schülerin war Anfang vergangener Woche mit Masern zur Schule gekommen. Offenbar hatten die Eltern die Anzeichen für die Krankheit - normalerweise Fieber und Ausschlag - nicht erkannt. Auch eine Meldung der zuständigen Hausärztin lag offenbar nicht vor. "Als ich erfahren habe, dass ein Kind an Masern erkrankt ist, habe ich zuerst gedacht: Na und?", berichtet Schulleiter Blenck. Er ging davon aus, dass alle Lehrer und auch er selbst gegen die Virus-Infektion ausreichend geimpft seien - ein Trugschluss, wie sich herausstellte. Der Anruf beim Gesundheitsamt löste einen Großeinsatz aus, an dem letztlich auch das Landesgesundheitsamt, die Landesschulbehörde und das Robert-Koch-Institut beteiligt waren.
Gerade durch das Einschalten des Robert-Koch-Instituts kam Schwung in die Angelegenheit. Die Gesundheitsexperten erklärten, dass eine einmalige Impfung der Lehrer gegen das Masern-Virus nicht ausreichend und eine zweite Impfung dringend erforderlich sei. "Diese Aussage hat mich sehr überrascht. Alle Lehrer waren geimpft, aber viele nur einmal. Ich übrigens auch", sagt Holger Blenck. Am Ende mussten 30 von 100 Lehrern der IGS zu Hause bleiben, der Unterricht konnte nur mit einem Notfallplan in Teilen aufrecht erhalten werden. An manchen Tagen fiel der Unterricht für ganze Jahrgänge komplett aus. Erst in dieser Woche lief der Unterricht wieder nach Plan, einige Schüler, die ihren Impfschutz nicht nachweisen konnten, durften erst am gestrigen Freitag wieder am Unterricht teilnehmen. Alle Schüler waren aufgefordert worden, ihren Impfpass mit in die Schule zu bringen. Kontrolliert worden sei das aber nicht in allen Klassen, berichtet ein Vater. Das habe dazu geführt, dass Schüler auf Anweisung des Landkreises zu Hause bleiben müssen, obwohl sie ausreichend gegen Masern geimpft sind.
Alle betroffenen Lehrer sind mittlerweile nochmals geimpft worden, berichtet Schulleiter Blenck. Er selbst musste sich nicht noch einmal immunisieren lassen: Sein Arzt habe ihm mitgeteilt, dass Menschen, die vor 1970 geboren wurden, als immun gegen Masern gelten.
Der Landkreis Harburg rät, sich gegen Masern impfen zu lassen. "Wir können das aber nur empfehlen, es besteht keine Impfpflicht, auch für Lehrer nicht", erklärt Kreissprecher Andres Wulfes. Er appelliert zudem an Ärzte, ihrer Meldepflicht der Infektionskrankheit nachzukommen. Eltern sollten - auch bei Verdachtsfällen - mit ihren Kindern den Hausarzt aufsuchen und auch die Schule sofort informieren, erklärt Wulfes.

AUF EIN WORT

Mangelhafte Information

Der Masern-Fall in Buchholz und die großen Auswirkungen zeigen vor allem eines: Die Kommunikation und Information im Vorfeld ist offenbar alles andere als gut gewesen.
Dass die Behörden und das Robert-Koch-Institut nicht schon lange auf eine empfohlene zweite Impfung hingewiesen haben, sondern erst nach dem eingetretenen Krankheitsfall, ist ein schweres Versäumnis.
Mit der richtigen Aufklärung hätte man auch den gigantischen Verwaltungsaufwand verhindern können, den z.B. die Abteilung Gesundheitsschutz beim Landkreis Harburg betreiben musste, um alle potenziell gefährdeten Schüler ausfindig zu machen und ihnen einen Brief zu schreiben, dass sie länger zu Hause bleiben müssen. Dass man gegen diesen Bescheid einen Monat lang Klage beim Verwaltungsgericht Lüneburg einreichen kann, gehört zum erstaunlichen Beiwerk dieses Falls.
Aufgabe kann es jetzt nur sein, die Informationsdefizite schnell an allen Schulen zu beheben. Ansonsten hat der nächste Masern-Fall genau den gleichen Effekt wie bei der IGS in Buchholz.
Oliver Sander

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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