Bei zwei Einsätzen vorher ließ sich der Mann beruhigen
Harsefeld: Polizisten erschießen sudanesischen Asylbewerber

Am Montagmittag waren noch Ermittler zur Spurensicherung im Einsatz | Foto: sc
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tk. Harsefeld. In Harsefeld ist in der Nacht zu Montag ein Sudanese von der Polizei erschossen worden. Der 40-Jährige sei mit einem Messer auf mehrere Polizeibeamte losgegangen, erklärt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas. Nach diesen tödlichen Polizeischüssen rückt automatisch ein anderer Fall erneut in den Blickpunkt: Aman Alizada. Der 19-Jährige starb im Sommer 2019. Ebenfalls nach einem Polizeieinsatz.

Was über den aktuellen Fall bekannt ist: Der Sudanese hat in einer Flüchtlingsunterkunft in Harsefeld an der Straße Am Sande gelebt. Er soll Kamal I. heißen und seit vier Jahren in Deutschland leben. Laut WOCHENBLATT-Informationen soll der Sudanese mitunter durch Alkoholprobleme aufgefallen sein, aber nie mit Gewaltdelikten. In der Unterkunft hatte es im Verlauf des Sonntags bereits zwei Einsätze der Polizei wegen des Mannes gegeben gegeben. Er soll mit einem Messer durch die Unterkunft gelaufen sein und Mitbewohner bedroht haben. Die riefen die Polizei. Der Sudanese hatte nach WOCHENBLAT-Informationen einen Atemalkoholpegel von 0,9 Promille. Der Mann ließ sich durch die eingesetzten Beamten in beiden Fällen wieder beruhigen. Im Rahmen der Einsätze soll die Polizei mit einer Richterin erörtert haben, ob eine Ingewahrsamnahme notwendig wäre. Das habe die Richterin verneint. Der Sudanese soll sogar selbst angeboten haben, sich freiwillig in Polizeigewahrsam zu begeben. Weil er das Messer zurückgelegt hatte, ruhig und ansprechbar war, erschien diese Maßnahme nicht notwendig.

Polizei erschießt Flüchtling: Jetzt spricht ein Mitbewohner

Mehrere Polizisten haben dann am späten Sonntagabend bei einem dritten Einsatz mehrere Schüsse auf den erneut mit einem Messer bewaffneten Mann abgegeben. Mitbewohner sprechen von drei Schüssen. Der Sudanese starb kurze Zeit später im Elbe Klinikum in Stade. Was zu der Eskalation geführt hat, ist bislang nicht bekannt.

Die Ermittlungen werden von der Polizeidirektion Oldenburg und der Polizeiinspektion Cuxhaven geführt. "In diesem Zusammenhang wird ein besonderer Augenmerk darauf zu legen sein, ob die beteiligten Polizisten in Notwehr gehandelt haben", so Oberstaatsanwalt Breas.

Gedenken an erschossenen Flüchtling: 100 Teilnehmer bei Kundgebung in Stade

Polizei und Staatsanwaltschaft werden unter öffentlichen Druck geraten. Im Fall von Aman Alizada hatten die Staatsanwaltschaft Stade und die Generalstaatsanwaltschaft Celle mehrfach die Ermittlungen gegen einen Polizisten wieder aufgenommen. Jedes mal mit dem Ergebnis, dass der Beamte in Notwehr die Schüsse abgeben hatte. Flüchtlingsinitiativen werfen den Ermittlungsbehörden dagegen vor, dass sie ein öffentliches Gerichtsverfahren verhindern wollen.

Alle Artikel über den Fall des erschossenen Flüchtlings
Aman Alizada: Keine neuen Beweise für eine Anklage
Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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