Die Kirche in Frauenhand
Buxtehude als Vorreiter in der katholischen Kirche

Katrin Sobanja

"Es funktioniert" - so das Fazit von Katrin Sobanja, leitende Seelsorgerin der katholischen Kirche in Buxtehude. Seit einem Jahr probiert die Kirchengemeinde in der Hansestadt, die zum Bistum Hildesheim gehört, ein neues Leitungsmodell aus: Ein Team von sechs Personen, darunter vier Frauen und zwei Männer, führen die Geschäfte der katholischen Gemeinde. Und mit Katrin Sobanja als pastorale Leiterin liegt zumindest in Buxtehude die Leitung der katholischen Kirche in weiblicher Hand - das sei etwas komplett Neues in der katholischen Kirche. "Doch nachdem sich viele katholische Priester in den Ruhestand zurückziehen, müssen wir mangels männlicher Anwärter für das Priesteramt neue Strukturen schaffen", erklärt Sobanja. Als möglichen Grund für den mangelnden Nachwuchs nennt die Seelsorgerin das Zölibat und das negative Image der katholischen Priester durch die Missbrauchskandale.

Eine Herausforderung ist der Mangel an Priestern
Das ist eine große Herausforderung für die katholische Kirche, denn jede Pfarrei ist zwingend an ein Priesteramt gebunden. Die heiligen Sakramente, zu denen u.a. Taufe, Firmung, Eucharistie (Abendmahl) Eheschließung, Beichte und Krankensalbung gehören, dürfen nur von einem Priester und teilweise von einem Diakon übernommen werden. Was also ist zu tun, wenn es in der Region nicht mehr genügend Priester gibt? Das Zölibat aufzuheben oder zuzulassen, dass auch Frauen zu Priesterinnen geweiht werden, sei keine Alternative, sagt Katrin Sobanja. "Die katholische Kirche ist eine Weltkirche, der fehlende männliche Nachwuchs betrifft nicht alle Länder. Wir müssen also andere Lösungen finden und uns so aufstellen, dass wir zukünftig auch mit wenigen Priestern zurechtkommen." Immerhin werde diskutiert, ob Frauen als Diakon geweiht werden dürfen. Dann könnten sie z.B. eine Krankensalbung durchführen.

Positive Reaktionen auf das Buxtehuder Leitungsmodell 
In Buxtehude klappt das neue Leitungsmodell wunderbar: Während das sechsköpfige Leitungsteam in Buxtehude die Verwaltungsgeschäfte übernimmt (eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe, denn die katholische Kirche ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts mit entsprechenden Pflichten und übernimmt u.a. als Träger von Altenheimen und Kindergärten zahlreiche soziale Aufgaben), wird das Pastorale, das Zwischenmenschliche, oft von den zahlreichen Ehrenamtlichen übernommen. Eine Beerdigung z.B. ist kein Sakrament und kann daher von ehrenamtlichen Begräbnisleitern und - leiterinnen, eine Andacht von einer Wortgottesdienstleiterin durchgeführt werden. Dafür lassen sich liturgisch erfahrene Ehrenamtliche beiderlei Geschlechts besonders schulen und stehen ihrer Gemeinde dann zur Verfügung.

"Wir bekommen durchweg gute Reaktionen in unserer Gemeinde", freut sich Katrin Sobanja. "Viele Angehörigen fühlen sich getröstet, wenn die Beerdigung von einer Frau aus ihrer Mitte geleitet wird, die den Verstorbenen und seine Familie kennt. Es gibt aber auch Familien, die möchten, dass das Begräbnis von einem Priester geleitet wird. Auch das ist in Ordnung."

Die Kirche als Tankstelle für neue Energie
Gerade weil die katholische Gemeinde gezwungen sei, sich neu zu strukturieren, komme der christliche Gedanke besonders zum Tragen. "Es sind die Taten, die wichtig sind", so die leitende Seelsorgerin. "Wir leben christliche Nächstenliebe im Alltag, richten niemanden und weisen niemanden ab." Gerade den Menschen, in deren Leben Chaos herrsche, müsse die Kirche Halt geben und eine Tankstelle sein, um neue Energie zu tanken, so die Überzeugung von Katrin Sobanja.

Bleibt abzuwarten, ob sich das Buxtehuder Erfolgsmodell zukünftig im gesamten pastoralen Raum durchsetzen wird, zu dem neben der Pfarrei Mariä Himmelfahrt (Buxtehude, Neu Wulmstorf, Harsefeld, Horneburg mit rund 8.000 Mitgliedern) die Pfarrei Heilig Geist (Stade, Bremervörde, Hemmoor) und neu - nachdem kürzlich der Pfarrer nach Hannover versetzt wurde - auch die Pfarrei Petrus (Buchholz, Egestorf und Tostedt) gehören.

Aktuell hat die katholische Gemeinde mit Johannes Pawellek, zugleich Pfarrer der Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt in Buxtehude und der Gemeinde Heilig Geist Stade, noch einen Priester vor Ort. Doch Pfarrer Pawellek wird voraussichtlich in zwei Jahren in den Ruhestand gehen. In Buchholz zieht zwar mit Pater Benoy ein neuer Priester in die Gemeinde ein, der sich mit Pfarrer Pawellek zunächst die gesamte Einheit teilen wird. Doch Pater Benoy wird nicht die Leitung der Pfarrei übernehmen, wenn Pfarrer Pawellek in den Ruhestand geht. "Bis dahin müssen wir also für den gesamten pastoralen Raum eine tragende Leitung entwickelt haben", so Katrin Sobanja. "Wir werden uns im kommenden Jahr unser Leitungsmodell genau anschauen und dann wird sich entscheiden, wie Leitung im pastoralen Raum aussehen wird."

Wenn Glaube mehr zählt als Geld
Redakteur:

Nicola Dultz aus Buxtehude

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