Das Opfer ist gelähmt
Buxtehuderin angefahren und einfach abgehauen
wd. Buxtehude. Mit dem Hund eine kleine Runde Gassi gehen, Brötchen holen und dann gemütlich mit den beiden Kindern frühstücken - das war der Plan von Cordula Hesse (58), als sie am 28. November 2020 morgens um 7.30 Uhr ihr Haus verließ. Fünf Wochen später wachte die Buxtehuderin im Krankenhaus auf - als Pflegefall und vom Brustbereich abwärts gelähmt.
Ein Auto hatte sie wenige 100 Meter vor ihrer Haustür auf dem Bürgersteig angefahren. Der Fahrer oder die Fahrerin war abgehauen, ohne sich um die Verletzte zu kümmern. "Das ist doppelt furchtbar, denn das heißt für mich, dass keine Versicherung zahlt", so Cordula Hesse. Erinnern kann sie sich an wenig, das meiste haben ihr ihre Kinder erzählt. "Ich lag fünf Wochen lang im Koma."
Seit Anfang Juni ist sie wieder zuhause, nachdem sie zuvor ein halbes Jahr lang in der Reha war. Hoffnung, dass sie jemals wieder laufen kann, hat sie nicht. "Ich bin froh, dass ich wenigstens noch meine Arme bewegen kann", sagt die examinierte Altenpflegerin. "Und es ist nicht sicher, dass das so bleibt."
Im Moment weiß Cordula Hesse nicht, wie ihr Leben weitergehen soll. 4.000 Euro hat sie bekommen, davon den behindertengerechten Umbau ihres Badezimmers bezahlt und eine Rollstuhlrampe gekauft. Weitere Umbaumaßnahmen kann sie sich nicht mehr leisten.
Im ersten Stock ihres Hauses war Cordula Hesse das letzte Mal im November vergangenen Jahres.
"Mir ist mein Leben genommen worden", ist die Mutter zweier erwachsener Kinder unglücklich. "Ich habe meinen Beruf erst spät gefunden und habe wirklich gerne gearbeitet." Den rollstuhlgerechten Umbau ihres Hauses kann sie sich nicht leisten. Das Pflegebett steht im Wohnzimmer. "Ich kann mir nicht mal etwas kochen, weil ich mit dem Rollstuhl nicht an den Herd rankomme", sagt sie. Für den Pflegedienst, der zweimal täglich kommt, muss sie mehr als 2.000 Euro aus eigener Tasche zuzahlen, sagt sie. "Das ändert sich aber hoffentlich noch, wenn der MDK vorbeikommt und ich einen neuen Pflegegrad bekomme." Zurzeit hat sie Pflegegrad 2, und der reicht bei Weitem nicht aus.
Solange ihr 24-jähriger Sohn die obere Etage bewohnt und ihr hilft und ihre Freundinnen zum Helfen vorbeikommen, kommt Cordula Hesse einigermaßen zurecht. "Wie es werden soll, wenn mein Sohn auszieht, weiß ich nicht."
Anders, als dass der Unfallverursacher morgens um 7.30 Uhr noch von der Nacht betrunken war oder mit dem Handy rumgedaddelt hat, kann sie sich den Unfall nicht erklären. "Ich befand mich mit meinem Hund auf dem Bürgersteig, wurde von hinten erfasst und gegen einen Baum geschleudert." Während sie selbst von einer Schädelfraktur über Rippenbrüche bis zur Wirbelsäulenverletzung schwerste Verletzungen hatte, blieb ihr kleiner Hund Joschi unverletzt.
Cordula Hesses Appell an den Unfallverursacher oder an Zeugen, die den Unfall am Samstag, 28. November, morgens in Buxtehude, Estetalstraße, Höhe Firma Köver, beobachtet haben: "Bitte melden Sie sich!" Und an alle anderen Autofahrer: "Seid vorsichtig unterwegs, trinkt keinen Alkohol und lasst die Finger vom Handy."
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