Buxtehuder Sportpferd wird Familienpferd in Bayern
Ein Happy End für Lea und Beau
"Auf der Hengstweide kuschelt jeden Tag ein kleines Mädchen mit deinem Pferd." Der Buxtehuder Dressurreiterin und Pferdebesitzerin Regina Frenzel blieb das Herz stehen, als sie von dem Besitzer der Weide diese Nachricht per Telefon übermittelt bekam. "Das kann lebensgefährlich für das Kind sein", wusste sie. Ihr einjähriger, selbst gezogener Hengst "Beau à Teng" stand mit zwei weiteren temperamentvollen Hengsten auf Pellworm auf der Sommerweide - mit Sicherheit kein geeigneter Aufenthaltsort für ein neunjähriges Mädchen.
Was Regina Frenzel damals noch nicht ahnte: Vom ersten Augenblick an bestand zwischen dem großen Oldenburger und der kleinen Lea aus München eine ganz besondere Freundschaft, wie sie die Turnierreiterin noch nie zuvor erlebt hatte. Erst vier Jahre später sollte sie das Mädchen und Beau zusammen sehen und sich selbst von der außergewöhnlichen Beziehung überzeugen. "Ich habe mein eigenes Pferd nicht wiedererkannt", so die Buxtehuderin. "Mein stolzes, temperamentvolles Sportpferd folgte dem Kind wie ein Hund - auf Schritt und Tritt mit gesenktem Kopf." Das war der Augenblick, in dem Regina Frenzel beschloss, der jungen Münchnerin ihr Pferd zu überlassen. "Es war eine schwere Entscheidung", so Regina Frenzel. "Beau ist mein erstes selbst gezogenes Pferd, die Mutter ist eine Stute aus dem bekannten Rudilore-Stamm, der Vater geht in der Abstammung auf die Tortillas-Linie zurück. Ich wollte mich eigentlich nicht von ihm trennen." Jetzt aber wurde aus dem erfolgversprechenden Sportpferd ein heiß geliebtes Familienpferd, dessen edle Abstammung völlig bedeutungslos war.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Lea den Kontakt zu Beau über fünf Jahre hartnäckig und treu gehalten. Weder ihre Eltern noch der Besitzer der Sommerweide auf Pellworm hatten die damals Neunjährige von der Weide fernhalten können. Jeden Sommer kehrte die Familie in das Ferienhaus zurück und Lea hatte nur eines im Sinn: Beau wieder zu sehen, der die Sommer ebenfalls auf Pellworm verbrachte. Als die Familie in einem der folgenden Sommer den zweiten Teil der Ferien in Spanien verbringen wollten, überredete Lea ihre Großeltern, mit ihr erneut nach Pellworm zu fahren. Welch eine Enttäuschung, als sie feststellte, dass Beau zu diesem Zeitpunkt schon wieder in Buxtehude war. Die Trauer des Mädchens war so groß, dass ihre Großmutter einen Brief an Regina Frenzel schrieb, in dem sie darum bat, den Kontakt zu Beau zu ermöglichen, worauf sich Regina Frenzel auch einließ.
"Ich dachte allerdings zuerst, dass es sich um eine dieser ganz normalen Mädchenschwärmereien für Pferde handelt", so die Dressurreiterin. Doch weit gefehlt: Im Jahr darauf kam Lea mit ihrer Familie nach Buxtehude, wo der Oldenburger - inzwischen ein vierjähriger Wallach mit einem Stockmaß von 1,70 Meter - zum Sportpferd ausgebildet wurde. "Lea stand mit dem Pferd über eine Stunde lang eng umschlugen in der Box. Beau hat sich die ganze Zeit nicht einen Zentimeter bewegt", ist Regina Frenzel noch heute gerührt. Als Leas Vater schließlich fragte, ob sie das Pferd verkaufen würde, konnte die Buxtehuderin nicht mehr nein sagen.
Bevor der edle Rappe jedoch nach Bayern ziehen sollte, wollte die Familie erst einmal den Umgang mit Pferden lernen und Reitunterricht nehmen. Daher blieb Beau noch ein weiteres Jahr in Buxtehude und wurde so lange weiter ausgebildet.
Vor zwei Wochen war es dann so weit: Ein Sportpferde-Spediteur brachte Beau zu seiner neuen Familie nach Bayern. "Für ihn ist es ein Sechser im Lotto", freut sich Regina Frenzel über das Happy-End. "Und für Lea ist ein Traum wahr geworden."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.