Kommentar zur angeblichen Instrumentalisierung
Pastor Glawions bemerkenswerte Sicht auf Presse
Die gescheiterte und verkürzte Ausstellung "Jesus und andere Gestalten" von Erwin Hilbert in der St.-Petri-Kirche war für mich als Thema der Berichterstattung erledigt. Bis ich die aktuelle Ausgabe des St.-Petri-Gemeindebriefes gelesen hatte. In einem langen Erklärungswerk - man könnte es auch innergemeindliches Rechtfertigungsopus nennen - schreibt Pastor Michael Glawion über die vorzeitig beendete Ausstellung und formuliert einen bemerkenswerten Satz: "(Hilbert) nutzte die lokale Presse, um Druck auf den Kirchenvorstand auszuüben." Eine wirklich bemerkenswerte Sicht auf die lokale Presse.
Nach erneuter Lektüre aller drei WOCHENBLATT-Artikel zu dem Thema stelle ich mir die Frage: Wo ist der Druck zu finden, der angeblich ausgeübt wurde? Bei der Causa Hilbert hat sich die Redaktion weder vom Künstler noch einigen Petri-Oberen "benutzen" lassen. Wir haben über einen eskalierenden Konflikt berichtet. Darauf hätte Michael Glawion offenbar gerne verzichtet. Die "Kinderkirche kunterbunt" und die Fahrrad-Pilgertour darf die lokale Presse natürlich ankündigen. Über andere Themen rund um den Petri-Kirchturm sollte sie in Glawions Welt offenbar schweigen. Oder sich vielleicht von der aus seiner Sicht richtigen, also der eigenen, Seite benutzen lassen?
Nun ist der von Glawion unter der Überschrift "Nachlese" veröffentliche Gemeindebrief-Beitrag zweifelsohne ein Versuch der innergemeindlichen Erklärung und Rechtfertigung. Bemerkenswert ist hier allerdings das Fehlen jedweder kritischer Selbstreflexion. Vereinfacht ausgedrückt: Schuld am Konflikt hat Erwin Hilbert und natürlich die von ihm instrumentalisierte Presse. Die Dinge so zu sehen, macht sicherlich einiges einfacher.
Meine persönliche Sicht auf Erwin Hilbert und seine Ausstellung in der Petri-Kirche war für die zurückliegenden Artikel für mich nicht von Bedeutung. Denn es ging um die meinungsfreie Berichterstattung. Das hat Michael Glawions Artikel verändert. Ich kann es kurz machen: Um die Zukunft einer Kirchengemeinde, die es nicht einmal sieben Wochen mit dem chaotisch-kreativen Freigeist Hilbert aushält, die hinter Regeln in Deckung geht, die nicht sieht, dass immer neue Hürden weiteren Widerspruch und Aktionismus bewirken, die es nicht einmal geschafft hat, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, wer da für Wochen als Gast ins Haus soll, muss ich mir keine Gedanken mehr machen.
Tom Kreib
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