Einsparungen und neue Wege: Interview mit Buxtehudes Superintendent
Wird für den Gottesdienstbesuch bald Eintritt fällig, Herr Krarup?
tk. Buxtehude. 400.000 Euro sind viel Geld. Diese Summe wird dem Kirchenkreis Buxtehude voraussichtlich ab 2023 jedes Jahr fehlen. Wie damit umgehen? Wird Seelsorge bald kostenpflichtig und gibt es rote Linien, die einem notwendigen Sparkurs nie zum Opfer fallen dürfen? WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Tom Kreib hat mit Superintendent Dr. Martin Krarup gesprochen.
WOCHENBLATT: Wird für den Gottesdienstbesuch bald ein Eintrittsgeld fällig?
Martin Krarup: Auf gar keinen Fall. Unsere Daseinsberechtigung ist es, unsere Botschaft allen Menschen zur Verfügung zu stellen - kostenlos. Wir sind offen für alle und die Zeiten, dass jemand kritisch beäugt wird, weil er nur Weihnachten in die Kirche kommt, sind längst vorbei. Allerdings müssen wir uns mit unserer sich verändernden Rolle in der Gesellschaft beschäftigen.
Und noch etwas anderes kommt hinzu. Es ist schön, wenn Menschen zum Beispiel Kirchenmusik schätzen oder ihre Kinder auf unsere Freizeiten schicken - auch dann, wenn sie mit Kirche und Glauben nichts zu tun haben. Dann sollten wir aber schon die Frage stellen: Was könnt ihr für uns tun, damit es weiter Kirchenmusik gibt und weiterhin Jugendfreizeiten stattfinden?
WOCHENBLATT: Sie fordern einen offenen Dialog. Gibt es dennoch rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen?
Martin Krarup: Ich würde nicht von einer roten Linie sprechen, sondern zuallererst davon, dass wir zu einer gerechteren Verteilung der finanziellen Mittel kommen müssten. Mehr Entscheidungen werden in den vier Regionen des Kirchenkreises getroffen werden und nicht auf Kirchenkreisebene. Wenn es um Dinge geht, die ich mir nicht vorstellen kann, dann sind es in unserem Kirchenkreis Fusionen von einzelnen Gemeinden. Das mag anderswo ein Weg sein, bei uns sind die Gemeinden aber so groß, dass ein Zusammengehen zu Großgemeinden nicht der Weg in die Zukunft sein kann. Das heißt natürlich nicht, dass die Zusammenarbeit auf einigen Feldern nicht noch enger werden wird. Der Grundsatz sollte sein: Gemeinsam sind wir stark.
WOCHENBLATT: Wo gibt es schon Beispiele einer guten Zusammenarbeit?
Martin Krarup: Es gibt eine ganze Reihe erfolgreicher Beispiele. Seit sieben Jahren hat die Ev. Jugend von St. Petri und St. Paulus in Buxtehude für die Jugendarbeit einen gemeinsamen Mitarbeitendenkreis. Natürlich muss ich mich auch an die eigene Nase fassen und mich fragen: Brauchen wir einen Kirchenkreis Buxtehude? Wie bei den Gemeinden würde ich sagen, dass Fusionen auch hier kein Allheilmittel sind. Aufgaben, für die unser Kirchenkreis zu klein wäre, schultern wir längst gemeinsam. Vor 20 Jahren haben die beiden Kirchenkreise Stade und Buxtehude gemeinsam den Diakonieverband gegründet, seit 2007 gibt es eine gemeinsame Verwaltung mit Stade und der Kirchenkreis Bremervörde-Zeven ist mittlerweile auch dabei.
WOCHENBLATT: Sehen Sie in der Krise auch neue Chancen?
Martin Krarup: Zuerst - was Sie Krise nennen, ist nicht neu und dauert an. Die Chance liegt darin, sich zu fragen: Wie gehen wir damit um? Kirche und Gemeinde werden und müssen sich verändern. Die Form von Kirche, wie wir sie kennen, spricht nicht mehr so viele Menschen an wie noch vor Jahren. Die Chance liegt darin, dass sich junge Menschen engagieren, die andere, neue Dinge ausprobieren. Nicht zu vergessen: Corona hat als Beschleuniger für andere Formen, wie etwa Livestreams oder Zoom-Gottesdienste, gesorgt.
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