Ein großer Wurf, der teuer wäre
26 Millionen Euro für neuen Buxtehuder Bahnhof?
6d ist die Variante, die für Aufsehen und für Nachdenken sorgt. Hinter der Zahl und dem Buchstaben verbirgt sich der ganz große Wurf für den Neubau des Buxtehuder Bahnhofs und die Umgestaltung des gesamten Umfelds. Die Kosten dafür wären enorm.
Herzstück ist ein fünfstöckiges Gebäude als weithin sichtbarer Architektur-Meilenstein. Dort soll ein Bildungs- und Mediencenter entstehen. Sprich: ein neues Domizil für die Stadtbibliothek. Der große Haken am großen Wurf: Er kostet rund 26 Millionen Euro und das sind erst grobe Schätzungen und keine Summen nach einer konkreten Ermittlung der Investitionskosten.
Hintergrund: Gemeinsam planen die Stadt und die Bahn, wie der Schandfleck Bahnhof etwas Neuem weichen kann. Die historischen Bahnhofsgebäude sind marode. Rund 3,5 Millionen Euro will die Bahn in einen Neubau investieren. Am Erhalt der alten Gebäude hat sie kein besonderes Interesse. Die Bahn hat die leeren Häuser verfallen lassen und nur soweit saniert, dass die Fassaden nicht auf den Gehweg gefallen sind.
Alte Gebäude erhalten oder abreißen
Die Stadt baut zwar nicht den neuen Bahnhof für die Bahn, sitzt aber mit am Tisch und will das gesamte Umfeld samt Bahnhofsstraße attraktiver machen. Und so kam es zu dem 26-Millionen-Euro-Projekt.
Ungefähr dort, wo jetzt der Turm mit dem Kiosk ist, würde der fünfgeschossige Neubau errichtet werden. Unterirdisch sind mehrere Hundert Fahrradstellplätze geplant. Für die Bahn gebe es an den Neubau angedockt einen Flachdachbau als neues Empfangsgebäude. Die maroden Immobilien würden nicht mehr gebraucht werden. Aus Sicht der Stadt wäre es aber wünschenswert, nur einen Teil der historischen Bausubstanz plattzumachen. Der Rest sollte erhalten werden.
Problem dabei: Die Kosten für Teilabriss und Sanierung sind bei den 26 Millionen noch nicht eingepreist und einen Nutzer oder eine Idee für eine Nutzung gibt es offiziell noch nicht. Vor Jahren hatte sich eine private Initiative gegründet, die einen Kulturbahnhof planen wollte.
Alles ist schöner als der Bahnhof jetzt
Die Politik hat die Variante 6d positiv aufgenommen und bei den Kosten Respekt gezeigt, fasst die Pressestelle der Hansestadt die Reaktionen der Beratungen zusammen.
Was tatsächlich gebaut wird, hängt von vielen Faktoren ab. So werden jetzt Gespräche mit der Bahn geführt, ob die ihren Grund und Boden an die Stadt verkaufen würde. Das wäre für den großen Wurf erforderlich.
Und: Ohne eine ganz üppige Förderung aus vielen Töpfen wird die Wunschvariante wohl nicht zu realisieren sein. Auch das ist unumstritten. Oder, das wäre ein anderer Weg, es fände sich ein Investor, den den großen Wurf für die Stadt bauen will.
Wenn sich 6d wegen der hohen Kosten zerschlagen sollte, kommt vermutlich Variante Nr. 3 ins Spiel: die "bescheidene" Lösung für rund 13 Millionen Euro. Dafür würde es ein neues Bahnhofsgebäude und ein Fahrradparkhaus an Stelle der alten Bahnimmobilien geben.
Das Schöne auch an dieser Lösung: Alles was geplant wird, ist besser als das, was jetzt ist.
Kommentar: Die 26 Millionen Euro
werden lange nicht reichen
Wer Visionen hat, sollte in diesem Fall nicht zum Arzt gehen, sondern einen Blick aufs Konto werfen. Die fünfstöckige 6d-Variante als Bahnhofsneubau ist zweifelsfrei der Hit. Aber leider ein unbezahlbarer. Selbst bei ganz üppig fließenden Fördergeldern müsste die Hansestadt viele Millionen Euro investieren. Irgendwann wird auch eine vermögende Kommune wie Buxtehude klamm.
Nicht zu vergessen: Es warten noch viele Großprojekte (Stichworte Grundschulen und Feuerwehrgerätehäuser) die weder geplant, geschweige denn finanziert sind.
Würde ein Investor bauen, wäre die Stadt nur fein raus, was die hohen Investitionen auf einen Schlag betrifft. Wer so ein Gebäude hochzieht, wird es nicht "preisgedämpft" vermieten, weil das Team der Stadtbibliothek so sympathisch ist und hervorragende Arbeit macht. Die Miete würde ein verdammt hoher Posten im kommunalen Budget werden.
Und: Die geschätzten 26 Millionen Euro werden bei einer konkreten Planung wie ein "Schnäppchen" aussehen. Kein Großprojekt wurde in den vergangenen Jahren so gebaut, wie es ursprünglich geplant war. Die neue Halle Nord sollte im Jahr 2021 16,3 Millionen Euro kosten und schlug 2022 schon mit 18,2 Millionen Euro zu Buche. Und das ist auch noch nicht die Endsumme.
Das 26-Millionen-Euro-Projekt kann nach der korrekten Planung dann gut und gerne 28 Millionen und nach Ausschreibungen auch 30 Millionen kosten. Das wäre zwar keine Buxtehuder "Elphi", aber ganz schön riskant und teuer.
Wieso holt eigentlich niemand die alten Ideen vom Umzug der Stadtbibliothek in die Malerschule aus der Schublade, wenn es um die Zukunft dieser für die Stadt so wichtigen Einrichtung geht? Wenn die Malerschule irgendwann einmal saniert wird, muss sie zwingend barrierefrei gemacht werden. Dann könnte die Stadtbibliothek einziehen.
Tom Kreib
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