Pro und Contra der WOCHENBLATT-Redaktion
Postzustellung: Soll Montag offiziell "postfrei" sein?
Immer wieder erscheinen im WOCHENBLATT Artikel, in denen sich Leserinnen und Leser über die schlechte und schleppende Zustellung ihrer Post beschweren - und das nicht nur zur Weihnachtszeit mit einem sehr viel höheren Aufkommen an Briefen und Paketen.
Der Chef der Netzagentur, Klaus Müller, hat jetzt vorgeschlagen, die Zahl der verpflichtenden Zustelltage zu reduzieren. Von sechs auf fünf. Am Montag wäre dann "postfrei". Die Netzagentur ist die Institution, die unter anderem die Post beaufsichtigt und zum Beispiel auch Portoerhöhungen genehmigen muss. Bei ihr landen zudem die Beschwerden von Kundinnen und Kunden, die mit der Zustellung unzufrieden sind.
Gegenüber der Funke Mediengruppe sprach Müller davon, dass er sich vorstellen könne, die Montagszustellung zu beenden. Gründe dafür sind unter anderem das veränderte Kommunikationsverhalten. Es werden schlichtweg viel weniger Briefe verschickt.
Ist das eine gute Idee oder werden die Probleme bei der Post damit nur als Vorwand genommen, um den Service einzuschränken? Ein Pro und Kontra der WOCHENBLATT-Redaktion.
PRO:
Eine großartige Idee: Die Zahl der verpflichtenden Zustelltage der Post wird reduziert - von derzeit sechs auf künftig fünf. Warum das richtig ist? Damit wird offiziell nachvollzogen, was derzeit landauf und -ab schon Wirklichkeit ist. Die Post sollte theoretisch an sechs Tagen im Briefkasten landen, doch das bleibt eine Fiktion. Warum auch immer - montags bekomme ich schon jetzt höchst selten Post.
Von mir aus könnten Post und Netzagentur noch einen Schritt weitergehen: Wie wäre es mit vier statt fünf verpflichtenden Zustelltagen? Wäre doch besser, an vier Tagen zuverlässig seine Post zu bekommen als vielleicht - oder auch nicht - an fünf.
Wobei zu dieser Postreform auch etwas anderes gehört: Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Institutionen noch Briefe verschicken. Wenn ich einen Gebührenbescheid über 5,38 Euro mit der Post bekomme, ist das überflüssig. Für manche Behörden und Firmen scheint mailen noch so kompliziert wie Raketenforschung zu sein. Tom Kreib
CONTRA
Die Post ist – wie zahllose Leserzuschriften beim WOCHENBLATT in den vergangenen Jahren immer wieder belegt haben – mit der pünktlichen Briefzustellung ohnehin überfordert. Je ländlicher das Zustellungsgebiet, so macht es den Eindruck, desto schleppender kommen Briefe an. Personalengpässe gibt es in allen Branchen. Eine Verkürzung der Zustellzeiten wird dieses Problem bei der Post lediglich verschärfen bzw. eine mangelhafte Leistung legitimieren.
Was machen Kunden, wenn Zahlungs- und Einspruchsfristen, Vorladungen zu Gerichtsterminen oder Einladungen zu Jobcenter-Terminen nicht pünktlich eingehen? Wer ist dafür haftbar zu machen? Wenn ein Brief der Post aus Hamburg fünf Tage bis zu einem Empfänger in den Landkreis Harburg braucht, wie selbst erlebt, stimmt mit dem System Post etwas ganz und gar nicht. Zumal laufend das Briefporto erhöht wird. Interessant dazu ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig vom Mai 2020: Demnach hätte die Bundesnetzagentur der Erhöhung des Briefportos für Standardbriefeim Jahr 2016 um 8 auf 70 Cent nicht zustimmen dürfen. Inzwischen kostet das Briefporto 85 Cent und soll noch teurer werden - für eine oft nicht zeitgerecht erbrachte Leistung. Bianca Marquardt
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