Hauskauf nur noch für Superreiche?
Immopreise in den Kreisen Stade und Harburg gehen steil
(tk). Sie steigen und steigen: die Immobilienpreise. Die Bundesbank hat aktuell vor einer Blase gewarnt, die irgendwann platzen könnte. Die Preise, die derzeit möglich sind, seien laut Bundesbank vom Wert der Immobilien abgekoppelt.
Ein Blick auf die Zahlen: Das Immobilienportal "Immoscout24" hat bundesweit bei Eigentumswohnungen im Bestand einen Anstieg der Preise um 11,3 Prozent und bei Neubauwohnungen um 9,1 Prozent für die kommenden zwölf Monate prognostiziert. Bei Einfamilienhäusern steigen die Preise um 7,7 Prozent (Bestand) und 7,5 Prozent für Neubauten.
Wird Bauen oder Kaufen in den Landkreisen Stade und Harburg bald nur noch etwas für Superreiche? Das WOCHENBLATT hat bei Martin Tischendorf, Vertriebsleiter S-Immobilien der Sparkasse Harburg-Buxtehude, nachgefragt. Er kennt den Immobilienmarkt in der Region.
"Ein Ende der Preisentwicklung ist aktuell nicht zu erkennen", sagt der Experte. Die positiven Bevölkerungsprognosen und der damit einhergehende Nachfragedruck führen dazu, dass die Preise weiter steigen werden.
Dieser Trend beeinflusst auch die Situation für Mieter, so Martin Tischendorf: "Neben den Steigerungen der Kaufpreise ist auch ein Trend zu Mietsteigerungen zu erkennen. Die Immobilie im Eigentum oder als nachhaltige Kapitalanlage bleibt somit weiterhin die sicherste Anlageform."
Was heißt das konkret in Zahlen? Ein Blick in ein Immobilienportal: Ein neues Einfamilienhaus in Buchholz mit 150 Quadratmetern Wohnfläche kostet zum Beispiel 765.000 Euro. Eine ältere Zweizimmerwohnung mit 88 Quadratmetern ist für 270.000 Euro zu haben. In Buxtehude sieht es nicht anders aus: Ein älteres Mittelreihenhaus ist für 450.000 Euro auf dem Markt, für eine Neubauwohnung mit 106 Quadratmetern Wohnfläche werden 514.000 Euro fällig.
Mit Blick auf die Immobilienpreise in den Kreisen Stade und Harburg sagt Tischendorf aber auch: „Eine Verdoppelung kann ich nicht bestätigen." Fakt sei aber, dass die Nachfrage nach Immobilien im Hamburger Umland in den vergangenen Jahren massiv gestiegen sei. Die Pandemie habe das spürbar beeinflusst. "Das eigene Zuhause wird, insbesondere für Familien mit Kindern, immer wichtiger." Fazit: Wer nicht mehr täglich ins Büro müsse, der brauche auch nicht mehr mitten in der Stadt zu wohnen. "Dies hat zur Folge, dass die Kaufpreise im Hamburger Speckgürtel, bedingt durch Nachfragesteigerungen, stetig weiter wachsen."
Man könne schon fast von einer „Preisrallye“ sprechen. In einigen Fällen wollen oder können Kaufinteressenten da nicht mehr mitgehen - trotz anhaltendem Niedrigzinsniveau.
Der Buxtehuder Immobilienfachwirt André Grote sieht durchaus Probleme auf dem Immobilienmarkt. "Die Preisspirale nach oben findet kein Ende." Wenn die Immobilienpreise steigen, steigen in Folge auch die Bodenrichtwerte. Was zur Folge hat, dass Häuser noch teurer werden. Pro Quadratmeter seien sie in Buxtehude in einem Jahr schon um 60 bis 70 Euro gestiegen. Ein Anstieg von jährlich zehn bis 15 Euro war vor drei Jahren die Normalität in der Hansestadt..
Was in den Kreisen Harburg und Stade eine besondere Situation ist: "Für Hamburger sind unsere Preise noch vergleichsweise niedrig." Ein Reihenhaus, das in Hamburg 600.000 Euro kosten würde, komme in Buxtehude für 400.000 Euro auf den Markt.
André Grote sagt: "Ich finde, das ist keine gute Entwicklung." Die Zinsen werden auf Dauer nicht so weit unten bleiben. Wer auf zehn Jahre für 1,2 Prozent finanziert habe, könne ein Problem bekommen, wenn die Zinsen auf 3,5 Prozent steigen.
Genauso wie Sparkassen-Experte Martin Tischendorf sagt Grote: "Wer eine Immobilie kaufen will, soll sich gut beraten lassen. Egal, ob beim Banker oder Makler." Auch der Boden wird immer teurer.
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