Erster Jahrgang der Mittelstufe ließ Erinnerungen aufleben
Besonderes Klassentreffen in Harsefeld
jab. Ruschwedel. Die ersten Klassentreffen beginnen meist zehn Jahre nach dem Abschluss. Wenn aber schon 66 Jahre seit dem letzten Schultag vergangen sind, dann ist das schon etwas ganz Besonderes. In Ruschwedel trafen sich kürzlich 18 Schüler der ersten Klasse der 1947 gegründeten Harsefelder Mittelschule, um sich gemeinsam an die Schulzeit zu erinnern.
Die Initiatoren Günter Poppe und Diedrich Klindworth waren erfreut darüber, dass sich zahlreiche ehemalige Klassenkameraden die Zeit genommen hatten. Schließlich lag das letzte Treffen bereits 16 Jahre zurück. "Wenn Günter nicht so gedrängelt hätte, wäre das wohl nicht zustande gekommen", meinte Klindworth.
Viele Ehemalige sind bis heute in der Region geblieben, nur wenige hatte es in die Ferne gezogen. Die Adressen für die Einladungen ausfindig zu machen, stellte die Initiatoren dennoch vor Herausforderungen.
Beim Frühstück wurden die ehemaligen Klassenkameraden zunächst einmal miteinander warm, bevor sie dann fließend dazu übergingen, alte Erinnerungen aufleben zu lassen. "Hier rücken die Krankheiten in den Hintergrund, die Erinnerungen an die Schule stehen heute im Fokus", so Poppe. Im Anschluss ging es noch zu Poppe auf den Hof, auf dem bei einem Rundgang viele lockere Gespräche geführt wurden.
Die Mittelschule in Harsefeld wurde nach nur rund fünf Monaten Planung im Mai 1947 im damaligen Krögerschen Hotel in der Friedrich-Huth-Straße angesiedelt. Gestartet wurde mit 46 Kindern. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder sogar mit dem Pferd, so wie Poppe es tat, ging es dann aus dem Umkreis zur Schule. Die Ausstattung kurz nach dem Krieg war allerdings sehr dürftig. "Wir hatten zunächst weder Bücher noch Bänke", so Klindworth. Zudem hatten sie am Anfang nur einen Lehrer, Hinrich Pape, der alle Fächer unterrichtete. Dieser war zu Kriegszeiten in englischer Gefangenschaft gewesen, weswegen der Englischunterricht sein bevorzugtes Fach war - nicht zur Freude aller Schüler. Denn oftmals fiel der Sportunterricht zugunsten des Englischen aus.
Wenn doch Sport unterrichtet wurde, dann in der Schützenhalle. Denn eine Sporthalle gab es nicht. Gespielt wurde mit nur einem einzigen Ball und barfuß. Turnschuhe besaß kein Kind. Im Sommer ging es dann auf den Sportplatz oder in die Badeanstalt. Für alle Schüler gab es eine Schulspeisung, wobei die Kinder der Landwirte einfachere Lebensmittel erhielten als Kinder mit Mangelernährung. Soziale Unterschiede spielten aber unter den Schülern nie eine Rolle, versicherten Poppe und Klindworth.
Mit der Zeit wuchsen die Schülerzahlen, weswegen auf den Amtshof ausgewichen wurde. Dort sollten die "Bauernjungs" einen Garten kultivieren und fanden beim Umgraben einige besondere Steine. "Damals hat keiner geahnt, dass unter der Erde das Kloster liegt", so die Initiatoren. Die Umsetzung des Schulgartens wurde dann auch aufgegeben.
Der Mitschüler Hans Dietrich Fitschen erinnert sich gern an seine Schulzeit zurück. Bei dem Treffen hob er vor allem das gute Verhältnis zu den Lehrern hervor, das sogar nach der Schule noch Bestand hatte. Was Poppe nachhaltig prägte: "In der Schule haben wir gelernt, frei zu sein."
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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