"Am Repowering führt in Zukunft kein Weg vorbei"

Die Windenergieanlagen in Wennerstorf wurden jetzt abgebaut    | Foto: ABO-Wind
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(bim/jd). Anfang der 1990er Jahre entstanden die ersten Windenergieanlagen (WEA) in den Landkreisen Harburg und Stade - damals errichtet von Landwirten als alternative Geld- und Umweltschützern als regenerative Energiequelle. Doch längst ist die Nutzung der Windkraft zum lukrativen Geschäft geworden, geeignete Flächen sind umkämpft. Bei einigen Anlagen steht jetzt das sogenannte Repowering an, der Abbau von Altanlagen und Ersatz durch leistungsstärkere Neuanlagen.

Aus vier werden zwei

So geschieht es derzeit in Wennerstorf in der Gemeinde Wenzendorf (Samtgemeinde Hollenstedt). Dort lässt der Betreiber ABO-Wind die Anlagen durch das Unternehmen Nordex - voraussichtlich bis Ende September - abbauen. Die vier WEA mit einer Nabenhöhe von je 68 Metern (Gesamthöhe: 99 Meter) und einer Leistung von je 1,3 MW wurden 2003 errichtet. Sie werden bis Ende Oktober durch zwei neue WEA des Anlagentyps N149/4.0-4.5 von Nordex als Prototyp mit einer Leistung von jeweils 4,5 Megawatt und einer Höhe von 125 Metern Nabenhöhe bzw. 199,5 Metern Gesamthöhe ersetzt.
Die neu errichteten WEA im Windpark „Wennerstorf II“ werden mit einer sogenannten bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung ausgestattet. Das bedeutet, dass die Blinklichter der Nachtkennzeichnung nur eingeschaltet werden, wenn sich ein Flugobjekt nähert.
Außer den Anlagen in Wennerstorf wurden im Landkreis Harburg 2006 und 2009 Genehmigungen zum Repowering für drei WEA in Winsen-Pattensen erteilt. Weitere Anträge lägen derzeit nicht vor, heißt es aus der Fachabteilung.

"Der Repowering-Pionier"

Anderswo in der Region ist das Repowering bereits abgeschlossen: Zu den Repowering-"Pionieren" in der Region zählt Jan Ehlen. Der Ingenieur aus Ahlerstedt ist Geschäftsführer von zwei bereits repowerten Windparks in der Gemeinde Ahlerstedt. Er und sein Vater Helmut gehören im Landkreis Stade zu den Vorreitern in Sachen Windenergie. 1999 errichteten sie die ersten Windräder im Windpark Ahrenswohlde. Dieser Park wurde bereits 2011 repowert, weil die Alt-Anlagen nicht die gewünschte Leistung erbrachten. Im vergangenen Jahr hat Jan Ehlen mit dem Windpark Ottendorf das zweite Repowering-Projekt im Landkreis Stade abgeschlossen.
Die beiden Parks in Ehlens Regie sind in den beiden Landkreisen bisher die einzigen größeren Windkraft-Vorranggebiete, in der das Repowering komplett umgesetzt wurde. "Doch das Repowering wird über kurz oder lang an allen Standorten kommen", sagt Ehlen: "Daran führt in Zukunft kein Weg vorbei, wenn die Parks wirtschaftlich betrieben werden sollen."

Sinkende EEG-Vergütungen

Das Problem für die Windpark-Betreiber sind die Vergütungsleistungen nach dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), das im Jahr 2000 in Kraft getreten ist. Bis 2017 gab es pro Kilowattstunde (Kw/h) ins Netz eingespeisten Windstrom einen festen, auf 20 Jahre garantierten Satz. Danach gelten die Regeln des freien Marktes. Daher ist davon auszugehen, dass die ersten nach der Jahrtausendwende errichteten Parks in den kommenden Jahren nicht mehr rentabel betrieben werden können und stillgelegt werden. Wenn nicht überall rechtzeitig repowert wird, dürfte es bundesweit erstmals einen Rückgang bei der Stromerzeugung durch Windkraft geben.
Allerdings machen es die neuen EEG-Bestimmungen Windpark-Betreibern und -Projektieren nicht gerade leicht, ihre Vorhaben umzusetzen. Sie müssen sich jetzt auf Ausschreibungen bewerben, die die Bundesnetzagentur etwa vierteljährlich ausrichtet. Wer in diesem Bieterverfahren das günstigste Angebot abgibt, erhält den Zuschlag.

Möglichst große "Windernte"

"Daher ist es umso wichtiger, Anlagen aufzustellen, die möglichst effizient sind", sagt Jan Ehlen. Das bedeutet in unserer Region, in der der Wind nicht so heftig wie an der Küste weht, einerseits in die Höhe zu gehen und andererseits den Radius der Rotoren zu erweitern. "Der Radius sollte möglichst groß sein", so der Windkraft-Experte: Von dieser sogenannten "Winderntefläche" hänge schließlich ab, wie viel Strom ein Windrad erzeugt.
Windräder wie die jetzt für ein Repowering im Nachbarort Brest geplanten Anlagen, die eine Gesamthöhe von 241 Metern (166 Meter Nabenhöhe plus 75 Meter Rotorradius) aufweisen und jeweils 4,2 Megawatt Nennleistung haben, seien derzeit Stand der Technik bei den Onshore-Windparks. Im Vergleich zu den jetzigen Brester Windrädern, die gerade mal 100 Meter hoch sind und jeweils eine Nennleistung von1,3 Megawatt haben, wäre das ein Quantensprung.

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Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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