Heidenau/Hollenstedt
Ein geflügelter Riese auf Reisen
Nachts zwischen 23 und 1 Uhr an der A1-Anschlussstelle Heidenau: Mit Warnlicht blinkende Fahrzeuge "eskortieren" sechs riesige Turmteile und Flügel eines Windrades. Diese sind Komponenten für den Windpark in Hollenstedt. Dort werden vier Windräder der Marke Vestas V 150 mit jeweils 200 Metern Höhe und einer Leistung von jeweils 4.200 kW errichtet.
Als der erste Schwertransport mit einem der Turmteile um die Kurve biegt, gibt es einen lauten Knall. Was den Knall verursacht hat - unklar. "Auf der Verkehrsinsel sind die Hülsen der Schilder im Weg. Wenn alle Stricke reißen, muss noch geflext werden", erläutert Peter Bönecke von der Firma Schwandner Logistik und Transport GmbH. Die Spedition befördert die Windrad-Elemente. Doch geflext werden muss in dieser Nacht nicht. Die Trucker manövrieren die schwere Fracht gekonnt um das Hindernis herum. "Das ist Championsleague", sagt einer der Hilfspolizisten vor Ort anerkennend zu der präzisen Arbeit der Lkw-Fahrer. Einer der Sattelschlepper mit dem fast 80 Meter langen Windrad ist 100 Meter lang. Damit die langen Transporter um die Kurve kommen, waren eine Woche zuvor die Schutzplanken abmontiert worden.
Die Turmteile sind zwischen 14 bis 33 Meter lang und haben unten einen Durchmesser von 4,45 Metern sowie an der späteren Spitze von 3,26 Metern und wiegen zwischen 56 und 82 Tonnen. Die Flügel sind 74 Meter lang und bringen "nur" 23 Tonnen auf die Waage.
Beim Transport dabei ist auch Sandra Steinitz. Sie fährt im Begleitfahrzeug ihrem Freund Peter Bönecke hinterher und ist gerade einmal fünf Wochen dabei - als Ergebnis ihrer Liebe. Er hatte sie gefragt, ob sie ihn während der Transporte begleiten wolle,. Sie willigte ein und absolvierte den dafür notwendigen Lehrgang. Denn als "Begleiterin" muss sie genau wissen, wann welche Signale gegeben werden müssen. Auch wurde sie u.a. in Brückenkunde geschult. "Wir fahren nur nachts ab 22 Uhr", erzählt sie. Die gemeinsame Wohnung in Nürnberg sehen sie nur einmal im Monat - wenn überhaupt. Das Markenzeichen von Sandra Steinitz' Fahrzeug: ein Leuchtschild mit "Snups" und zwei Pandabärchen hinter ihrer Windschutzscheibe.
Für die Anlagen in Hollenstedt haben die omponenten zum Teil schon eine weite Anreise hinter sich: Die lügel, das Maschinenhaus und das Getriebe kommen aus Dänemark, die Nabe wird im Hafen in Cuxhaven geladen und die Turmstücke kommen aus Chrudim in Tschechien.
Die Transporte aus dieser Nacht waren nur für ein Windrad. Für jede der vier Hollenstedter Anlagen werden drei Flügel, fünf Turmstücke sowie Getriebe, Nabe und Maschinenhaus benötigt, sodass insgesamt 44 Schwertransporte für diesen Windpark allein für die Bauteile stattfinden. Dazu kommen noch weitere Transporte für die Baustelle selbst, zum Beispiel Großkräne.
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