Jesteburg: Neuer Feuerwehrbedarfsplan
Ohl: "Wir müssen auch verzichten"
Kürzlich gab der Samtgemeinderat Jesteburg seine Zustimmung zum neuen Feuerwehrbedarfsplan. Er soll das alte - von Ortspolitikern hin und wieder als "Feuerwehr-Wunschzettel" titulierte - Konzept durch ein wissenschaftlich erarbeitetes ersetzen und fünf Jahre lang "als strategisches und konzeptionelles Planungsinstrument" eingesetzt werden. Das heißt: Nicht alles, was drinsteht, wird zwingend und gleich umgesetzt. Eine Arbeitsgruppe aus Feuerwehr, Ortspolitikern und Verwaltung soll jetzt bis zur nächsten Sitzung des Samtgemeinde-Ausschusses für Brandschutz und Ordnung am 28. August eine Liste erstellen, welche Maßnahmen am dringendsten sind.
Wie ist die aktuelle Lage der Feuerwehr aus Sicht des Samtgemeinde-Brandmeisters Martin Ohl? "Der neue Feuerwehrbedarfsplan gibt uns immerhin Planungssicherheit", sagt Ohl. Er ist aber nicht nur glücklich mit dem neuen Plan, der von der BBS Gefahrenabwehrplanung GmbH erstellt worden ist: "Die Feuerwehr musste auch verzichten." Zum Beispiel auf den - aufgrund einer Leitlinie des Landes Niedersachsen vor 15 Jahren speziell für die Jesteburger Feuerwehr angefertigten - "Gerätewagen Gefahrgut". Stattdessen soll in Zukunft ein Rollcontainer mit einem "Gerätesatz Gefahrgut" reichen, um zum Beispiel bei schweren Unfällen technische Ersthilfe leisten zu können, bis Spezialisten anrücken. Doch die Experten haben das so festgelegt: Weil andere Wehren mit entsprechender Ausrüstung bestückt sind, müssen die Jesteburger in diesem Punkt abspecken.
In anderen Punkten ist Ohl weniger kompromissbereit: Immer wieder werde von der Politik aus Gründen der Sparsamkeit verlangt, Ortsfeuerwehren in der Samtgemeinde - davon gibt es immerhin vier - zusammenzulegen, um Geld zu sparen. Aber in Lüllau, Bendestorf, Harmstorf und Jesteburg habe man sich spezialisiert. Zum Beispiel sei Harmstorf bei der Wasserversorgung führend, hat entsprechende Fahrzeuge und Ausrüstung. "Das kann man nicht einfach zusammenlegen", sagt Ohl. "Dann könnten wir nicht mehr alle Orte in der vorgeschriebenen Zeit erreichen, das mache ich nicht mit." Und: Die Wehren seien in ihren Dörfern so stark ins Dorfleben eingebunden, das sei nicht wegzudenken. Kann sich ein junger Lüllauer mit einer Wehr "Jesteburg-Lüllau" in Jesteburg identifizieren? Wohl eher nicht, glaubt Ohl.
Eigentlich müssten alle drei Ortswehren außer Jesteburg neue Häuser bekommen, findet der Samtgemeinde-Brandmeister: Die alten reichten heutzutage einfach nicht mehr aus, allein was die vorgeschriebene räumliche so genannte "Schwarz-Weiß"-Trennung der Schutzkleidung betreffe: Weil heutzutage viel mehr toxische Stoffe und Chemikalien auftreten, muss die benutzte ("schwarze") von der frischen ("weißen") Kleidung strikt getrennt werden, was schon räumlich in Lüllau, Bendestorf und Harmstorf derzeit nicht möglich sei. Noch vor 15 Jahren habe komplett anders gearbeitet werden können. Statt der massiven Eichenschrankwand von Oma stehe eben heute viel mehr Kunststoff in den Wohnungen, verbrennen viel mehr giftige Stoffe. Optimal wäre daher eine mobile Duschmöglichkeit am Einsatzort, denn sonst verschmutze man auf der Rückfahrt auch noch die Einsatzfahrzeuge.
2.500 bis 3.000 Euro kostet ein kompletter Satz Schutzkleidung für einen Feuerwehrmann. In Jesteburg gibt es ein Pool-System: Außer bei besonders großer oder kleiner Größen haben die Feuerwehrleute nicht mehr ihre eigene Uniform. Sie bekommen eine aus einem "Pool". Und die wird dann auch nach Einsätzen von einer Industriereinigung gereinigt. Was viele nicht wissen: Auch Einsatzkleidung "hat ein Verfallsdatum", sagt Ohl. Deshalb habe man in Jesteburg gerade die gesamte Schutzkleidung austauschen müssen - ein Investitionsvolumen von immerhin 280.000 Euro.
Immerhin: Die Bendestorfer Feuerwehr bekommt in absehbarer Zukunft ein neues Feuerwehrhaus auf dem Grundstück Jesteburger Chaussee / Ecke Kleckerwaldstraße. Bürgermeister Bernd Beiersdorf hatte es im Jesteburger Samtgemeinderat gegen den Zugriff des Landkreises verteidigt, der dort vorübergehend Flüchtlingscontainer aufstellen wollte.
Ein weiteres Problem muss nach Ansicht Ohls dringend von den örtlichen Politikern angegangen werden: "Jesteburg braucht dringend mehr günstigen Wohnraum für junge Leute. Eben auch für Feuerwehrleute - sonst haben wir irgendwann auch ein Personalproblem."
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