Salehmanesh vs. Brauer
Ein ganz besonderer Nachbarschaftsstreit

Kaum zu glauben: Eigentlich sollte dieser Weg die beiden Hälften des ehemaligen Clement-Grundstücks verbinden. Doch nun trennt sie ein Zaun. Hier die Perspektive vom Gesundheitszentrum aus.
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  • Kaum zu glauben: Eigentlich sollte dieser Weg die beiden Hälften des ehemaligen Clement-Grundstücks verbinden. Doch nun trennt sie ein Zaun. Hier die Perspektive vom Gesundheitszentrum aus.
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In Jesteburg ist auf dem attraktivsten Grundstück mitten im Dorfzentrum ein Nachbarschaftsstreit entbrannt: Hossein Salehmanesh hat einen Zaun zwischen seinem "Försters Hus" und dem Gesundheitszentrum von Axel Brauer ziehen lassen. Der im Masterplan vorgegebene Weg, der die beiden Flächen verbinden sollte, endet an einem grünen Gitterzaun. Salehmanesh wirft Brauer vor, sich nicht an Absprachen zu halten. 

mum. Jesteburg. "Würde ich noch für das Satiremagazin 'Extra3' Beitrage auswählen, hätte ich sofort ein Kamerateam nach Jesteburg geschickt." Der ehemalige TV-Mann Hans-Jürgen Börner (SPD) kann noch immer nicht glauben, in was für einen Nachbarschaftsstreit sich aktuell zwei hochangesehene Jesteburger Geschäftsmänner manövriert haben. Viel schlimmer seien jedoch die Folgen für die Allgemeinheit. "Die Welt redet davon, Mauern einzureißen, und bei uns im Dorf werden Zäune gezogen, wo eigentlich Verbindungswege sein sollten", sagt Börner.
Es geht um das ehemalige Clement-Grundstück mitten in Jesteburg. Die Gemeinde erwarb es vor einigen Jahren für gut eine Million Euro, um es nach langer politischer Diskussion an Hossein Salehmanesh und Axel Brauer zu verkaufen. Brauer errichtete auf seiner Hälfte ein Gesundheitszentrum, das inzwischen fertig ist. Salehmanesh verpflichtete sich, das denkmalgeschützte "Försters Hus" zu erhalten. Im Gegenzug erhielt er die Genehmigung, ein weiteres Gebäude auf dem Grundstück zu bauen - den "Markt der Möglichkeiten" (zwei Ladengeschäfte und drei Wohnungen).
Der Masterplan für das Clement-Areal sah vor, dass beide Grundstücke durch einen Weg miteinander verbunden sind. "Damit sollte der ursprüngliche Charakter des Grundstücks erhalten bleiben", so Börner. "Wir haben uns ein parkähnliches Zentrum für unser Dorf gewünscht." Tatsächlich sind alle drei Gebäude echte Hingucker geworden. Sowohl Brauers Gesundheitszentrum als auch Salehmanesh Häuser verdienen es, Jesteburgs Zentrum zu sein. Die beiden Unternehmer scheuten auch keine Kosten, die Außenanlagen sehenswert herzurichten. Man könnte meinen, sich in einem weitläufigen Park zu befinden. Wäre da nicht ein großer Zaun, der seit einigen Wochen beide Grundstücke teilt. Damit ist die Idee eines gemeinsamen Zentrums vom Tisch. Paradox: Wer genau hinsieht, erkennt, dass zwar ein Weg auf beiden Seiten angelegt wurde. Ein Zaun verhindert nun jedoch die Vereinigung der losen Enden.
Verantwortlich für das Hindernis ist Salehmanesh. Der dies auch freimütig einräumt. "Ja, ich habe den Zaun gezogen. Ich komme damit meiner Verkehrssicherungspflicht nach." Wirklich? Auf Nachfrage räumt der Jesteburger ein. "Ich bin zutiefst enttäuscht von meinem Nachbarn Axel Brauer. Er hält sich nicht an Absprachen", so Salehmanesh. Die Konsequenz ist der Zaun. Konkret gehe es um neun Parkplätze, die Brauer auf dem Gesundheitszentrum-Areal Salehmanesh zur Verfügung stellen muss. "Das ist vertraglich geregelt. Doch Brauer hat sich erst lange davor gedrückt und dann sollte ich dafür auf einmal eine astronomische Summe zahlen", so Salehmanesh. Darauf habe er sich nicht einlassen wollen. "Weil mich Brauer so lange zappeln ließ, verzögerte sich mein Baubeginn. Das hat mich viel Geld gekostet", so Salehmanesh. Er habe die Flächen neu planen lassen und eigene Parkplätze geschaffen. "Allein die Neugestaltung der Außenanlage hat mich 150.000 Euro gekostet."
Die Kritik will Axel Brauer so nicht stehen lassen. "Es ist richtig, dass Salehmanesh Parkplätze bekommen sollte. Eine Baulast ist entsprechend eingetragen." Laut Brauer gehe es um 220 Quadratmeter. "Natürlich bekommt Salehmanesh die Fläche nicht geschenkt." Brauer habe einen fairen Preis gefordert, an den er sich aber nicht erinnern könne. "Stattdessen war da auf einmal ein Zaun", sagt der Architekt. "Ich fühle mich verschaukelt, denn immerhin habe ich meine Hausaufgaben erledigt und einen Weg angelegt."

Karl-Heinz Glaeser soll nun vermitteln
Der Nachbarschaftsstreit der beiden Jesteburger Unternehmer schaffte es vorige Woche sogar auf die Tagesordnung des Gemeinderates. Hans-Jürgen Börner stellte den Antrag, den Weg wiederherzustellen. "Es kann doch nicht sein, dass Brauer und Salehmanesh bei den Verhandlungen mit einem gemeinsam Verbindungsweg einverstanden waren und sich jetzt nicht mehr daran gebunden fühlen", so Börner.
Doch wie geht man mit zwei streitenden Alphatieren um? Zumal die Zusagen der beiden Männer nicht schriftlich fixiert wurden. Die vielleicht rettende Idee hatte UWG-Chef Hansjörg Siede. Er schlug vor, dass Vize-Bürgermeister Karl-Heinz Glaeser ein vermittelndes Gespräch führen soll. "Wenn jemand den Streit schlichten kann, dann Glaeser", so Siede. Und tatsächlich: Brauer und Salehmanesh sind bereit, sich mit dem Grünen-Politiker und ehemaligen Lehrer an einen Tisch zu setzen.

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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